Die Vegetarische Wurst von Rügenwalder: so schlecht wie das Original

Wer vegetarisch lebt, lebt bewusster. Zumindest ist dies eine sehr häufig beobachtete Einstellung unter Freunden und Bekannten. Wer bewusst seinen Fleischkonsum reduziert oder gar komplett darauf verzichtet, tut dies in erster Linie aus Überzeugung. Dem Veganer ist das tierische Leben ebenso ehrwürdig wie die menschliche Existenz. Ein Veganer verzichtet vollkommen auf tierische Produkte, da seiner Einstellung nach jegliche tierischen Produkte nicht mit dem ethischen Grundsatz vereinbar sind.

Etwas relaxter sieht es der Vegetarier. Auf seinem Speiseplan steht zwar kein Fleisch (auch kein Fisch oder Geflügel)  dafür aber alle Produkte des noch lebenden Tieres wie Milch, Käse, Eier oder Honig. Auch für den Vegetarier steht der würdevolle Umgang des Tieres an vorderer Stelle. Durch die unzählig vielen Lebensmittelskandale wie Dioxin im Ei, Antibiotika im Schweinefleisch oder den oft kriminellen Haltungsbedingungen vergeht immer mehr Personen der Appetit auf Fleisch. Wegschauen ist eine Lösung. Auf tierische Produkte verzichten ist eine andere Möglichkeit.

Lange Zeit wurden Vegetarier und speziell Veganer müde für ihr Handeln belächelt. Ihnen wurde und wird vorgeworfen, durch den Verzicht müssten sie auf ein Stück Lebensqualität verlieren. Wer jedoch ein Supermast-Schnitzel oder ein Turbozucht-Huhn kauft und verspeist, lebt auch nicht glücklicher. Im Gegenteil: die gesundheitlichen Spätfolgen sind beispielsweise Antibiotika-Resistenzen oder Allergien. Die Qualität vieler Fleischwaren entspricht sprichwörtlich die einer Dachpappe. Durch Überzüchtung und superschnelle Aufzuchten ist dem Fleisch der Geschmack verloren gegangen.

Damit der Vegetarier sich nicht permanent von Tofu ernähren muss, bietet die Lebensmittelindustrie immer mehr Alternativprodukte an. So zuletzt das Unternehmen „Rügenwalder Mühle“ mit seinen ProduktenVegetarischer Schinken Spicker“ mit Mortadella, Schnittlauch oder Paprika. Sieht auf den ersten Blick lecker aus und ähnelt den fleischhaltigen Produkten sehr. Geschmacklich kann ich die Produkte nicht beurteilen, da ich bis heute noch keine Gelegenheit zu einem Kauf gefunden habe.

Der vegetarische „Schinkenspicker“ ist allerdings eine kleine Mogelpackung, zumindest wenn man es aus der ethischen Perspektive betrachtet. Die Wurstalternativen enthalten zwar definitiv kein Fleisch, dafür bestehen sie aber zu circa 70 Prozent aus Eiklar. Die Sau bleibt für diese Wurst am Leben, dafür müssen aber die Hühner etliche Eier legen. Das Eigelb findet in der Produktion übrigens keine Verwendung. Es entsteht durch die massenweise Verwendung von Eiklar somit ein zusätzlich sehr hoher Überschuss an Eigelb. Die Idee einer vegetarischen Wurst ist gut, die Umsetzung ist jedoch zweifelhaft.

Man betont auf der Internetseite die strikte Trennung in der Produktion. Die Produktionsstraßen von konventioneller zu vegetarischer Wurst sind komplett getrennt und die Mitarbeiter sind besonders geschult. Leider lenkt man mit diesen recht unwichtigen Fakten von einem wesentlichen Punkt ab: die vegetarische Wurst ist keine Bio-Wurst. Das Ei stammt also aus der industriellen Massentierhaltung und das Rapsöl aus dem konventionellen Anbau. Unter diesen Gesichtspunkten kann man auch getrost zur herkömmlichen Wurst greifen, die damit weder schlechter noch besser ist.

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3 Kommentare

  1. Die Eier stammen eben NICHT aus der Massentierhaltung. Einfach mal informieren, bevor man irgendeinen Schwachsinn im Internet verbreitet. Danke!

    1. Freilandhaltung ist nicht gleich Freilandhaltung.

      Bei der Masse an Eiern die benötigt wird, das bekommt kein Bauer mit seinen paar glücklichen Hühnern hin die er auf dem Wochenmarkt verkauft…

      Freilandhaltung in der Größenordnung heißt, dass es Ställe mit Bodenhaltung sind, die den Tieren einen Außenfreilauf zur Verfügung stellen (müssen), in der intensivhaltung wie es die Eier für Rügenwalder sind gibt es aber nicht wie bei Biobetrieben Auflagen in was für einer Verfassung das Freilaufgehege sein muss usw., daher ist es oft nur eine stumpfe braune Fläche auf der kein Grashalm mehr wächst und der Boden übersät ist mit Kot. Die Tiere sind zu dem in der Masse so unter Stress, dass die oftmals erkranken durch den Freilauf und dadurch der Antibiotikaeinsatz erhöht vorkommt, oder die Tiere eben nicht mehr rentabel sind und (teils lebendig) im Müllcontainer landen. Durch die Stresssituation nehmen sie auch oft die Möglichkeit gar nicht wahr…Und es hat auch Betrieben gegeben (bzw es gibt sie sicherlich immer wieder) die den Freilauf den Tieren nicht anbieten und die Tür verschlossen bleibt…

      Freilandhaltung ist ein schönes Wort nicht wahr? Nur leider hat es mehrere Bedeutung, bestes Beispielt ist Freilandhaltung der RInder in Argentinien, Ganzjährige Freilandhaltung und Stallhaltung mit Freilandmöglichkeit

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