„Charlie Hebdo“ erlangte weltweite Bekanntheit durch das Manifest der 12 von 2006, in dem sich zwölf überwiegend aus dem islamischen Kulturkreis stammende Intellektuelle gegen den Islamismus als neue weltweite totalitäre Bedrohung aussprechen. Zudem veröffentlichte „Charlie Hebdo“ im Jahre 2012 die allseits kritisierten Mohammed-Karikaturen. Im Jahre 2011 gab es bereits einen Brandanschlag auf die Redaktionsräume. Seitdem stand der Verlag unter ständiger Bewachung.
12 Franzosen sind tot. Wären sie nicht Mitarbeiter der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ gewesen, wären die Reaktionen der Presse wohl weitaus gemäßigter ausgefallen. Aber unter diesen Umständen wird nun aus allen Kanälen „geschossen“. Unsere Meinungsfreiheit sei gleichermaßen gefährdet wie unser sozialer Frieden. Eine willkommene Gelegenheit die Anti-Terror-Maßnahmen wieder einmal zu verschärfen.
Bei der NZZ gibt man sich in den Überschriften zurückhaltend. Doch spätestens im Text wird die Marschrichtung klar: „Der Angriff auf «Charlie Hebdo» ist darum ein Angriff auf unsere Zivilisation. Wir müssen ihn mit Konsequenz, Mut und Ausdauer abwehren.“
Für die FAZ ist die Lage klar. Nur mit einer starken Antwort (des Westens) werden wir die Terroristen bekämpfen können. Dazu müssen zwangsweise die Anti-Terror-Maßnahmen erhöht werden. „Hollande ermahnt seine Landsleute, in solch schwieriger Zeit zusammenzustehen. „Noch nie war die Terrorgefahr so hoch wie jetzt“, sagt er.“ Damit hat man – speziell in Paris – „gute“ Erfahrungen.
Die Welt sammelt alle passenden Aussagen von Politikern und Verbänden zusammen. Heraus kommt ein Stimmungsbild aus Bestürzung, Trauer und der Ruf nach Vergeltung. Und Die Welt schafft gar den Dreh zu den Pegida-Demonstrationen, in dem sie Alexander Gauland, den Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD) zitiert: „Das Massaker von Paris zeigt auch, wie fragil und schutzbedürftig die Grundwerte unserer Gesellschaft sind. Vor diesem Hintergrund erhalten die Forderungen von Pegida besondere Aktualität und Gewicht.“
Äußerst plakativ gibt sich Spiegel-Online. Von einem „Anschlag auf uns alle“ ist die Rede. Und man verbreitet ein Schreckensszenario, als ob der Hundertjährige Krieg vor den Tür lauern würde: „Eine Gesellschaft, in der ein Journalist, aber auch jeder andere Bürger, Angst haben muss, seine Meinung offen zu äußern, ist in ihrer Freiheit bedroht.“
Da man Terror nur mit Anti-Terror bekämpfen kann, ist nun die Politik im Zugzwang. „Polizei vor Kaufhäusern und Kirchen, patrouillierende Soldaten um Schulen und Bahnhöfe, die höchste Alarmstufe wurde verhängt. Die Nation rückt zusammen, Opposition und Regierung geloben Solidarität angesichts der „Barbarei“.“
Wenn der Terror uns bedroht, springen wir über unseren eigenen Schatten. Da geben wir vorschnell erkämpfte Freiheiten auf und lassen uns überwachen, bewachen und eventuell sogar einsperren (Stichwort Ausgangssperren). Vor diesem Hintergrund betrachtet, war die Aktion der Terroristen ein voller Erfolg.