Vegetarierer: immer noch die belächelte Müslifraktion?

Eine ganze Branche schießt sich selbst ins Aus. Ein Tier- und Fleischskandal jagt den nächsten. Mal wird Pferdefleisch in die Lasagne gepackt, ein anderes Mal findet sich Dioxin im Ei oder massenweise Antibiotika im Schweinefleisch oder im so gesunden Putenfleisch. Jetzt zuletzt wurden 50.000.000 Kilogramm Fleisch aus den Niederlanden zurück gerufen, weil der Verdacht der Beimischung von Pferdefleisch besteht. 50 Millionen Kilo Fleisch, welches nun wahrscheinlich zu Tierfutter verarbeitet wird. Der Irrsinn wird bei jedem Skandal ein weiteres Mal getoppt.

Wir essen gerne und viel Fleisch. Dies hatte ich hier schon mehrmals geschrieben. Pro Bundesbürger und pro Tag sind es rekordverdächtige 240 Gramm. Viel Fleisch zu essen macht nicht nur dick sondern wohl zusätzlich auch dumm. Denn offensichtlich wollen die Bürger trotz aller Skandale nicht auf ihr Stück Fleisch und das Wurstbrot verzichten. Der Pro-Kopf-Verbrauch schwankt bereits seit Jahren um die 89 Kilo. Jeder Vegetarier wird bei dieser Statistik verwundert den Kopf schütteln.

In all die ungezügelte Lust auf Fleisch passt auch die aktuelle Werbung der Autobahnraststätten: Tank & Rast macht Lust auf Schnitzel. Zu einer meist anstrengenden Autofahrt gehört das Fleisch auf dem Teller. Bei „Schnitzelwochen“ geht uns das Herz auf, öffnet sich der Magen und wir schlingen 200 Gramm industriell vorbereitete Fleischermasse in uns rein, bevor wir uns breit und behäbig wieder hinter das Lenkrad klemmen. Schwer Verdauliches kann man schließlich auch während dem Autofahren aussitzen.

Ich selbst bezeichne mich nicht als Vegetarier. Aber von den 89 Kilo Fleisch (pro Jahr) bin ich Welten entfernt. Ich halte es fast wie unsere Großeltern. Fleisch sollte etwas Exklusives sein; denn den Sonntagsbraten gab es nicht zu unrecht nur einmal in der Woche. Man kommt problemlos durch die Woche mit einem minimalen Verzehr von fleischhaltigen Lebensmitteln. Ehrlich gesagt kann ich die Fraktion des tierischen Eiweißes nicht verstehen. Es gibt so viele Alternativen aus dem Pflanzensektor, dass einem kaum schnell langweilig wird.

Fleischesser verteidigen gern ihren Konsum mit dem Verweis auf den Geschmack. Ganz ehrlich: sehr viele wissen wahrscheinlich gar nicht (mehr), wie richtiges Fleisch schmeckt. Das meiste was wir konsumieren ist eine wasserdurchdrängte und relativ geschmacklose Masse; bedingt durch das beschleunigte Mästen und den nachfolgenden industriellen „Optimierungen“. Dann doch lieber eine dioxinbelastete Paprika oder eine überzüchtete Tomate; da schmerzt der Verlust durch das Wegwerfen nicht so sehr.

Nochmals zurück zur Intelligenz der Fleischesser. Die aufgedeckten Skandale werden immer, doch offenbar scheint es niemanden groß zu stören. Eine schallende Ohrfeige für alle Fleischverzehrer; und wir halten auch noch bereitwillig die andere Gesichtshälfte hin. Bevor auch nur auf eine Grillwurst verzichtet wird, muss wohl zuerst die Fäkalie im Darm stecken bleiben. Der (Semi)-Vegetarier schaut so lange verwundert auf die Kohlenstoffeinheit neben ihm und fragt sich, wer der größere Ochse im Stall ist.

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