Tofu ist kein Fleisch-Ersatz

Es ist eine Mischung aus Abneigung, Unwissen und Mythos welche den Tofu begleiten. Über Jahrzehnte wurden wir von einer Fleischindustrie beeinflusst. Fleisch essen wäre gesund und forme einen starken Körper. Die günstigen Preise für Fleisch erledigten den Rest. Wir verzehren im Schnitt 90 Kilo Fleischwaren pro Jahr. Das sind circa 1,7 Kilo pro Woche. Im Unterschied dazu essen wir nur 96 Kilo Gemüse (pro Jahr). Teilweise geschieht dies aus einer instinktiven Sucht nach Fleisch, zum anderen Teil ist es wohl die mangelnde Phantasie, wie man ein fleischloses Essen kochen könnte.

Persönlich bevorzuge ich eine möglichst große Abwechslung in der Küche. Mal gibt es einen Fleischtag, mal gibt es Nudelgerichte, ein anderes Mal etwas mit Kartoffeln und mindestens ein Mal in der Woche ist Tofu-Tag – aus Überzeugung und weil es schmeckt. Ich empfinde es weder als Zwang noch als ökologische Bestätigung, meinen Fleischkonsum zu reduzieren. Wenn ich sehe, wie Schweine oder Hühner gehalten werden und wie viele Medikamente präventiv(!) verabreicht werden, vergeht mir der große Appetit auf Fleisch ganz automatisch. Lieber eine gute und ehrliche Qualität beim Fleisch und dafür seltener.

Tofu – das Chamäleon in der Küche

Um sich dem Thema Tofu zu nähern, sollte man sich zuerst vom größten Mythos verabschieden: Tofu ist kein Fleisch-Ersatz. Es schmeckt nicht wie Fleisch, und es hat nicht die selbe Konsistenz wie Fleisch. Viele sind enttäuscht, weil sie den Fleischgeschmack vermissen. Dies liegt aber ausschließlich daran, dass alle Medien bei Sojaprodukten und speziell bei Tofu immer vom Fleischersatz sprechen. Von den Nährstoffen hat Tofu Ähnlichkeiten zum Fleisch, vor allem wegen dem hohen Eiweißgehalt. Dennoch kann und soll es Fleisch nicht ersetzen.

Frischer Tofu oder Soja-Fertigprodukt?
Es gibt Soja-Schnetzel, Soja-Burger, Soja-Schnitzel, Soja-Bratlinge, Soja-Würste und so weiter. Alle haben eines gemeinsam: sie sind Fertigprodukte und sollen irgend ein fleischliches Produkt imitieren – sowohl geschmacklich wie auch strukturell. Das ist Quatsch, weil es meist bescheiden schmeckt. Die meisten Verbraucher kennen leider nur diese Produkte und wenden sich nach einem ersten Test wieder enttäuscht vom Tofu ab. Man kann es ihnen nicht verübeln.

Seidentofu
Vor circa zwei Jahren habe ich den frischen Tofu kennen gelernt. Um genau zu sein, handelt es sich hierbei um den Seidentofu. Der Name kommt von der Art der Herstellung. Die Sojamasse wird in einem Seidentuch ausgepresst. Danach wird der Seidentofu bis zur Verwendung wieder in ein Wasserbad gelegt. Da es sich um ein Frischeprodukt handelt, sollte er nach ein paar Tagen verbraucht werden.  Der Wassergehalt kann bis zu 90 Prozent betragen, was den Seidentofu angenehm zart und weich erscheinen lässt. Der Geruch ist größtenteils neutral mit einer leicht bohnenartigen Note. Nicht umsonst wird er auch „Bohnen-Käse“ genannt.

(c) Oliver Heim
Seidentofu am Stück

Der Seidentofu ist wegen der hohen Feuchtigkeit etwas kalorienärmer als fester Tofu. Seidentofu hat pro 100 Gramm circa 50 kcal, 3 g Fett, 5,5 g Eiweiß und 0,5 g Kohlenhydrate. Er hat einen hohen Anteil an Eisen und enthält das wichtige Eiweißbaustein Lysin. (Quelle) Persönlich bevorzuge ich das Braten, da hierbei Röstaromen entstehen. Außerdem kann man gebratenen Tofu problemlos für einige Tage im Kühlschrank aufbewahren und bei Bedarf ein zweites Mal erhitzen.

Seidentofu in Scheiben geschnitten
Seidentofu in Scheiben geschnitten

Der Vergleich von frischem Tofu zu den Soja-Produkte ist wie der Vergleich von Fischstäbchen zu frischem Fisch. Es sind geschmacklich zwei völlig getrennte Welten. Tofu ist angenehm weich und dank der Herstellungsart geschmacklos. Damit eignet er sich hervorragend als Universalprodukt. Man kann ihn marinieren, panieren oder einfach nur pur anbraten. Man kann ihn nach Belieben würzen oder pur genießen. Persönlich brate ich den Tofu meistens in der Pfanne, weil dies schnell und einfach geht. Dazu einfach in eine Antihaft-Pfanne etwas Öl geben und bei mittlerer Hitze anbraten.
Zwei Hinweise: Wer keine Antihaft-Pfanne verwendet, läuft Gefahr dass der Tofu am Boden kleben bleibt. Frischer Tofu zerbricht zudem sehr schnell, daher muss man beim Wenden etwas feinfühlig vorgehen.

Tofu-gebraten
Tofu in kleinen Schnetzeln, fertig gebraten

„Schmeckt nicht“ gibt es beim Tofu nicht. Tofu schmeckt immer nach dem, womit man ihn gewürzt hat. Ohne Salz und Pfeffer schmeckt er eben nach nichts. Eines meiner Lieblingsgerichte ist eine Pfanne mit Tofu, Bohnen, Nudeln und scharfer Currysoße. Dazu den Tofu wie gewohnt anbraten, salzen und pfeffern. In der Zwischenzeit die Bohnen vorkochen und die chinesischen Nudeln aufquellen lassen. Für diese Art von Nudeln genügt ein Teller mit heißem Wasser; in einem Topf mit kochendem Wasser würden sie verkochen. Mit etwas Kokosmilch und grüner Currypaste eine semige Soße anrühren. Alles in einem Teller anrichten.

Tofu-Gericht mit Bohnen und Nudeln
Tofu-Gericht mit Bohnen, Nudeln und grünem Curry

Eine alternative sind die süßlichen Zubereitungsarten. Ein Favorit ist bei mir der Tofu mit Bananen-Curry-Kokosmilch. Hierzu den Tofu anbraten und mit etwas Salz würzen. Aus der Pfanne nehmen und die Kokosmilch in der Pfanne reduzieren. Am Ende mit gelbem Curry würzen, klein geschnittene Bananenscheiben und Mandarinenstücke dazu geben. Als Beilage empfiehlt sich Reis.

Tofu-Gericht mit Bananen, Mandarinen oder einer Curry-Kokosmilch-Soße
Tofu-Gericht mit Bananen, Mandarinen und einer Curry-Kokosmilch-Soße

Wen dies alles noch nicht überzeugt hat, wird vielleicht beim Preis neugierig werden. Ein großes Stück frischer Tofu kostet circa 1,50 Euro. Damit bekommt man vier Personen satt. Das Gericht mit den Bohnen und Nudeln kostet für vier Personen beispielsweise circa vier Euro. Mangelerscheinungen  muss man beim Tofu-Verzehr nicht befürchten. Bei den Chinesen steht der Tofu schon weit mehr als 2.000 Jahre auf dem Speiseplan. In ganz Asien hat sich der Tofu vor über 1.200 Jahren verbreitet. Man kann daher von einer hinreichend langen Erfahrung sprechen.

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