Spontane Einkäufe möchten wohl überlegt sein. Zumindest wenn sie über dem persönlichen Tageslimit der EC-Karte liegen. Dem „what“? Dem Tageslimit, einem persönlichen Maximalbetrag, auf welchen man täglich über die EC-Karte verfügen kann. Dabei ist es grundsätzlich egal, ob man Bargeld am Bankautomaten abhebt oder Einkäufe bezahlt. Zum Tageslimit gibt es noch das Wochenlimit, welches meist 50 Prozent höher ist als das tägliche Limit. Als Beispiel: Tageslimit von 1000 Euro und Wochenlimit von 1500 Euro. Wer also an einem Tag 1000 Euro verbraucht, hat für den Rest der Woche nur noch 500 Euro übrig.
Zurück zu meinem Shopping-Erlebnis. Fahrrad ausgesucht, mit dem Verkäufer kurz gehandelt und auf zur Kasse damit. Ich zahle natürlich mit Electronic-Cash, denn wozu erst einen Bündel Geldscheine aus dem Automaten ziehen, um sie ein paar Minuten später dem Verkäufer wieder in die Hand zu drücken. EC-Karte gezückt, PIN eingeben .. warten. „Zahlung nicht möglich„. Wie, was, warum? Dem Verkäufer ist das Problem wohl schon häufiger entgegnet und er fragt mich sofort: „Haben Sie Ihr Tageslimit überschritten?“ Mein Tageslimit? Hab ich denn überhaupt eines?
Moderne Technik machts möglich. Smartphone gezückt, das Online-Banking meiner Bank aufgerufen und in den Einstellungen nach meinem Tageslimit gesucht. Nach gefühlten fünf Minuten endlich gefunden. Aha, „natürlich“ habe ich ein Limit und natürlich ist es geringer als die Kaufsumme, die ich gerade bezahlen wollte. Was tun? Ändern lässt sich das Tageslimit nicht – zumindest nicht im Online-Banking. Also rufe ich die Kunden-Hotline meiner Bank an. Da wird schon jemand Ahnung davon haben, wie sich dieses Dilemma lösen lässt.
Die Mitarbeiterin im Call-Center bestätigt mir, dass mein Tageslimit xxxx Euro hoch ist. Ändern kann sie es allerdings nicht; dies kann nur mein persönlicher Kundenbetreuer. Da kommen mir erste Bedenken. Sie verbindet mich weiter. Ein paar Klicks später bin ich wieder im Call-Center. Dieses Mal ein anderer Mitarbeiter. Seine Antwort ist die erste Niederlage: „Oh, laut Terminplan arbeitet Ihr Kundenbertreuer nur bis 14 Uhr.“ Wir haben Freitag um circa 14:30 Uhr. Mein „Halbgott im Businessanzug“ feiert schon ins Wochenende und ich stehe wie ein Depp im Ladenlokal und kann nicht bezahlen.
Nun kommen die bescheuerten Standardfragen meines telefonischen Gegenübers: „Können Sie nicht eine Überweisung machen? Oder vielleicht auf Rechnung?“ Nein!? Der Ladenbesitzer möchte Bares oder EC. Ansonsten bleibt das Fahrrad bis zur endgültigen Bezahlung hier stehen. Ich frage nochmals nach, ob doch nicht jemand anders auch mein Tageslimit ändern kann. Die zweite Niederlage: „Nein, das kann nur ihr persönlicher Kundenbetreuer!“
Wer ist dieser mysteriöse Herr „Kundenbetreuer“, welchen ich übrigens noch nie gesehen oder geschweige mit ihm telefoniert habe. Meine italienisch-deutsche Bank beschäftigt in Deutschland circa 19.000 Mitarbeiter. Von diesen 19.000 Mitarbeitern darf nur eine einzige Person mein Tageslimit ändern!? Wow! Hoffentlich hat der Konzern entsprechende Notfallpläne, wenn einen dieser Kundenbetreuer mal unverhofft ein Schickschalsschlag trifft. Und vielleicht sollte ich zum nächsten Weihnachten meinen Betreuer mal eine Schachtel Pralinen schicken für seine aufopfernde Arbeit, die er so mit mir hat.