Die großen Konzerne als Vorbild fürs kleine Volk!?

VW schickt seine Betriebsräte ins Stundenhotel, damit sich die Herren kostenfrei mal den Frust aus dem Leib saugen lassen können. Ein Herr Zumwinkel ist das prominenteste Opfer der neusten Steuerhinterziehungen in Millionenhöhe. Bei Siemens ist man sich inzwischen gar nicht mehr sicher, ob es nur Millionen oder gar schon Milliarden waren, welche über illegale Wege zur Bereicherung des Auftragsvolumens an fremde Kassen geflossen sind. Bei LIDL und anderen Discountern bespitzelte man im großen Stil die eigenen Mitarbeiter, weil angeblich die Inventurverluste so hoch sind. Und jetzt zuletzt bei der Deutschen Telekom kommt ans Tageslicht, dass Telefonate und E-Mails nach undichten Stellen hin abgesucht wurden, weil Vorstände sich mit Journalisten ausgetauscht haben. Dies markiert nur die Spitze des Eisbergs. Unterhalb der Oberfläche brodelt es nicht viel schlimmer.

Es ist was faul im deutschen Staat.

Dem kleinen Bürger wird mit Androhung von Haft und hohen Geldbußen vorgerechnet, dass es moralisch völlig verwerflich und volkswirtschaftlich schädlich für alle ist, wenn man Schmiergeld bezahlt bzw. erhält, Steuern hinterzieht oder seine Nachbarn bzw. Angestellten bespitzelt. Doch was machen die großen Chefs in den Vorstandsetagen der Aktiengesellschaften? Sie wollen bei Veröffentlichung der Vorwürfe von allem nie etwas gewusst haben. Es waren immer die anderen. Die Kontrollinstanzen innerhalb der Konzerne hätten versagt oder das Ganze war nie so gemeint. Was machen die Chefs in den großen Konzernen eigentlich? Was ist deren Aufgabe? Nur intelligent aussehen, erfahren wirken und mit gebügeltem Hemd fehlerfrei auf einer Pressekonferenz sprechen können? Das kann es wohl kaum sein. Schwarze Kassen bilden sich nicht über Nacht und sind auch nicht das Werk eines kleinen Angestellten. Bespitzelungen der eigenen Belegschaft ist mit Sicherheit auch nicht die alleinige Idee eines Abteilungsleiters.

Doch was passiert mit den Herren aus den Vorstandsetagen, wenn das große Chaos ans Tageslicht kommt? Nichts! Sie erhalten einen konzerninternen Freispruch, weil dem Chef pinkelt man ungern ans Bein. Oder sie werden „freigekauft“ mit einer stattlichen Ablöse. Not trifft Elend – nur auf ganz andere Weise.

Das Schlimme an dieser Entwicklung ist die Breitenwirkung. Der kleine Bürger sagt sich – teilweise zu recht: Wenn die da oben das so machen, dann kann ich das auch. Wenn ein Zumwinkel ein paar Hundertausend Euro hinterzieht, wird es wohl nicht so schlimm sein, wenn die eigene Steuererklärung ein paar „Fehler“ enthält, welche eine Steuerersparnis von vielleicht 300 Euro ergeben. Und was im großen Stil bei Siemens funktioniert, klappt mit Sicherheit auch im kleinen Rahmen, wenn der Handwerker X bei der Auftragsvergabe der Baufirma Y ein paar „Geschenke“ vorbei bringt. Und welcher Chef möchte nicht auch gern wissen, was seine Mitarbeiter sich so alles im Internet anschauen oder wer stundenlang die Toilette blockiert.

Der positive Vorbildcharakter der großen Konzerne ist schon lange nicht mehr vorhanden. Seitdem nur noch die Rendite das ausschlaggebende Ziel eines Unternehmens ist, bleibt jegliche Moral und Ethik auf der Strecke. Als „Vorbild“ der großen Konzerne bleibt nur die Erkenntnis, dass unmoralisches und unethisches Verhalten nicht schmerzhaft ist und der Schaden meist im überschaubaren Rahmen bleibt.

Die Frage, welche am Schluss übrig bleibt, kann nur lauten: Ist dies die Gesellschaft, in welcher wir uns wünschen zu leben?

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