Yukoono – das Internet für die Fernbedienung

Sachen gibts im Internet, die keiner braucht. Trotzdem steht jeden Morgen irgend ein Entwickler auf und gründet eine Firma, um das Internet zu revolutionieren. Seit ein paar Tagen hat die Firma yukoono Mobile Business Portal GmbH eine sogenannte Public-Beta ins Netz gestellt von ihrem neuen Portal mit dem gleichnamigen Namen: www.yukoono.de. Die Firma bezeichnet ihre Idee selbstredend als die Fernbedienung 2.0. Die cross-mediale Plattform soll sich sowohl auf einem Computer sowie Handy oder TV-Bildschirm mit nur einem Finger bzw. einem Klick bedienen lassen. Die Eingabe einer URL ist nicht nötig. Da möchte man lauthals schreien: Heureka!

Yukoono Screenshot© yukoono Mobile Business Portal GmbH

Auf solch eine Erfindung hat die Internetgemeinde schon seit Jahren gewartet. Ein Nachrichtenportal das sich nur mit einem einzigen Finger bedienen lässt. Der Begriff „Fernbedienung 2.0“ ist hingegen gänzlich falsch gewählt. Denn weder am Computer noch am Mobiltelefon arbeitet man mit einer Fernbedienung. Darüber hinaus ist das Yukoono-Portal für den stationären PC absolut überflüssig. An einem C0mputer stehen einem sowohl eine Maus als auch eine vollwertige Tastatur zur Verfügung. Wieso man auf dem PC statt dem gewohnten Weg (Browser > Lesezeichen [XY] > Folgelink) nun das Yukoono-Portal (Browser > Lesezeichen [Yukoono] > Folgelink) verwenden soll, möchte mir nicht so recht in den Sinn. Darüber hinaus ist das Informationsangebot auf dem Yukoono-Portal äußerst beschränkt und einseitig. Man kann weder einem Querverweis folgen, noch sich selbst eine andere Adresse aussuchen. Also auf dem Computer wird das Yukoono bestimmt ein absoluter Erfolg.

Anders sieht die Lage auf Spielekonsolen, Handys oder dem TV aus. Dort steht meist keine vollwertige Tastatur zur Verfügung und das Hantieren mit Lesezeichen oder Textfeldeingaben ist äußerst umständlich. Hier ist ein allgemeines Portal recht nützlich. Doch mir scheint fast, als käme Yukoono auch dort etwas zu spät. Mein Handy kennt diverse fest eingebaute Nachrichtenkanäle: für das Wetter, für allgemeine Nachrichten, für Sport, usw. Und wenn es mal um etwas Spezielles geht, ist mit zwei Klicks („Touchs“) das entsprechende Lesezeichen aufgerufen. Wie es auf dem TV-Sektor aussieht, kann ich nicht beurteilen, da ich bis dato zu wenige TV-Geräte mit integriertem Internetanschluss gesehen habe. Für Spielekonsolen ist das Portal noch ganz nützlich und witzig. Doch bspw. bei einer Nintendo Wii sind ebenfalls bereits gewisse Nachrichtenkanäle integriert. Wieso man also extra auf das Portal von Yukoono zugreifen soll, bleibt auch hier ein Rätsel.

Manche Erfindungen sind so nutzlos wie ein Kropf am Hals. Wäre Yukoono irgendwie neuartig, könnte man noch über Sinn und Zweck nachdenken. Doch auf fast allen erdenklichen Geräten gibt es bereits heute entsprechende Nachrichtenkanäle und Anwendungen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Und selbst wenn es verlockend sein mag, durch das ganze Portal sich nur mit einem Finger durch zu hangeln, so darf es nicht darüber hinwegtäuschen, dass man dabei auf dem Portal „gefangen“ ist. Fremdverweise gibt es derzeit ebenso wenig wie die Möglichkeit, eigene Lesezeichen einzubinden. So etwas nennt man homogene Informationsbeschaffung. Nachrichten aus einer Hand haben jedoch einen sonderlichen Beigeschmack.
Betrachtet man den oberen Screenshot, erkennt man noch einen weiteren Nachteil der Portaloptik. Es ist zwar reichlich Platz für die Icons vorhanden, für die Überschriften hingegen reicht es gerade einmal für maximal 3 Wörter. Dabei ergeben sich dann so „witzige“ Kurzüberschriften wie „Merkel kündigt“ oder „Merkel: Noch keine„. So wird Nachrichtenlesen wieder zu einem kleinen Abenteuer. Rätselraten um den Inhalt. Nach dem Fast-Food kommen nun die Fast-News. Die Informationen werden auf den kleinsten Nenner reduziert. Schon alleine deshalb macht es keinen überaus großen Sinn, für ein kleines Smartphone die selbe Portaloptik anbieten zu wollen wie für einen  großen PC-Bildschirm.

Yukoono ist nett gedacht aber schlecht gemacht. Man hat reichlich wenig davon, wenn auf jedem Endgerät das Nachrichtenportal immer die selbe Optik hat man aber im Gegenzug auf freie Informationsbeschaffung verzichten muss. Das Internet lebt von Querverweisen. Ein interessierter Nutzer möchte all zu gern zu einem Thema sich weitere Informationen besorgen. Mit Yukoono stößt er dabei beim nächsten Klick an die Grenzen des Portals. Da nutzt es auch nichts, wenn man zur Bedienung nur einen Finger benötigt. Man könnte sich mit der anderen Hand zwar solange an den Geschlechtsnocken rumspielen, doch dazu wäre ein Lesezeichen zu einem Phasenmädchen-Portal nötig. Also doch wieder ganz normale Browserbedienung.

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