WM in Brasilien: ich hab jetzt schon keinen Bock mehr

In zehn Tagen geht es in Brasilien los. Dann startet die Fußball-Weltmeisterschaft 2014. Aber durch den ganzen Werbe-Overkill habe ich jetzt schon keine Lust auf das bunte Fest.

Derzeit überschlagen sich die Medien mit Berichten zu und über die Fußball-Weltmeisterschaft. Jede noch so kleine Information wird zu einer großen Story aufgeblasen. Da wird berichtet, wie der WM-Kader nach Südtirol ins Trainingslager humpelt. Vor einem Monat noch war das WM-Quartier der deutschen Nationalmannschaft stellenweise eine Baustelle. Man wird am 8. Juni darüber berichten, wie der ganze Tross einziehen wird. Welches Essen wird es geben? Wie ist das Wetter? Hat jeder einen gesunden Stuhlgang?

Werbe-Overkill

Am nervigsten ist das Übermaß an Werbung. Auf Plakaten grinst uns ein Bastian Schweinsteiger entgegen, in einer Autowerbung kickt Thomas Müller ein paar Bälle, Podolski, Götze und Hummels zieren mit Kinderfotos die Verpackung einer bekannten Schokolade. Und der Bundestrainer Jürgen Löw ist fast omnipräsent. Am nervigsten wirkt er in einem Spott für einen Kosmetikhersteller, in welchem er im breiten Badisch Sätze bildet wie „Iiihhr seid das Glück in Glückstreffer.“

An jeder Ecke wird uns derzeit das Geld aus der Tasche gezogen. Werbeprospekte die überzogen sind mit brasilianisch anmutenden Produkten. Hauptsache irgend etwas in Grün-Gelb mit einem „de Brazil“ Beinamen. Spezielle Joghurts mit dem unverwechselbaren brasilianischen Geschmack stehen im Kühlregal. Fußball-Sondereditionen von Nussnugat-Brotauftstrichen, WM T-Shirts, Hosen, sogar vor Spezialversionen von WM-Autos macht die Industrie nicht halt. Und in einem bekannten Elektronikmarkt wird „das“ spezielle WM-Instrument ComBinho verkauft. Das 10 Euro teure Instrument ist eine eigenartige Mischung aus Trommel, Pfeife und Rasel, aus Vollplastik in den Deutschlandfarben Schwarz-Rot-Gold.

Und noch ne Gratis-Bild

Und wäre dies alles nicht bereits genug, so verteilt der Axel-Springer-Konzern am nächsten Samstag, den 7. Juni 2014, wieder eine Gratis-Ausgabe der BILD. Die selbe Idee hatte der Medienkonzern bereits im letzten Jahr, als vor der Bundestagswahl 2013 eine kostenlose BILD-Ausgabe an alle Haushalte verteilt wurde. Und ein Jahr zuvor gab es eine Gratis-BILD zum 60. Geburtstag im April 2012. Der „Tradition“ folgend, werden nun wieder alle 21 Millionen Haushalte in Deutschland mit einer kostenlosen Ausgabe dieses Revolverblättchens beglückt. Alles zur WM-2014, mit Spielplan, wahrscheinlich viel Werbung und noch viel mehr tiefsinnigen Informationen.

Man kann beim Axel-Springer-Konzern generell einen Werbesperrvermerk einrichten lassen, oder speziell dieser Aktion widersprechen. Die dazu nötigen Schritte beschreiben die Kollegen von BILD-Blog. Man kann allerdings auch einen Sticker an den Briefkasten kleben, um dem Zusteller zu signalisieren: Ich möchte diesen kostenlosen Mist nicht.

Ich sehne mich jetzt schon dem Endspiel am 13 Juli entgegen, wenn der ganze Affentanz wieder ein Ende hat. Wenn die Prospekte nicht mehr mit speziellen Grün-Gelb designten Produkten werben, wenn man sein Schnitzel nicht mit Hüftschwung am Grill abholen und einen Caipirinha ohne den Seitenhieb „ah … typisch brasilianisch!?“ trinken kann. Was mich abschließend am meisten wundert, ist dass die Nachtruhe wegen der Weltmeisterschaft hier und da offiziell ausgesetzt wird. In den Amtsstuben ist man offenbar der Meinung, jeder interessiere sich für Fußball und jeder kann bis Nachts um 1 oder 2 Uhr am Public-Viewing teilnehmen.

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