Verrückte Gebote bei internationalen Auktionen

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Auktionshaus. Neben Ihnen ein Amerikaner. Die Auktion beginnt. Der Auktionator bietet eine teure Vase zum Kauf an. Sie bieten 99 Euro. Der Auktionator zählt herunter: zum Ersten, zum Zweiten, zum … Der Amerikaner brüllt dazwischen: 100 Dollar. Zum Dritten, verkauft an den Amerikaner für 100 Dollar. Sie würden sicherlich verdutzt den Auktionator anschauen und „Beschiss!“ rufen. Oder nicht?

Rein rechnerisch ist die Auktion korrekt verlaufen. Die 100 sind höher als die 99. Doch der Amerikaner hat in Dollar geboten und liegt somit weit unter Ihrem Gebot von 99 Euro. Die 100 Dollar des Amerikaners entsprechen aktuell ca. 75 Euro. Sie hätten also faktisch die Auktion gewinnen müssen.
So etwas kann es in der Realität hingegen nicht geben, werden Sie sagen? Nun, dann kennen Sie noch nicht die Auktionsplattform MadBid – die total verrückte Cent-Auktionsseite. Der Anbieter, mit Stammsitz in England beschreibt sich selbst als „Europe’s leading Interactive Social Auction site„. An ein und den selben Auktionen können Bewohner aus England, Irland, Deutschland, Italien, Spanien, Finnland und Schweden teilnehmen. Die meisten der Auktionen sind international. Dies bedeutet, dass alle Nationen unkontrolliert aufeinander treffen. Dies führt nicht nur zu Verwirrungen sondern auch zu äußerst kuriosen Auktionen. Unterschiedliche Währungen, unterschiedliche UVP, unterschiedliche Kaufkraft. All dies spielt bei MadBid keine Rolle. Vielleicht setzt man sich bewusst darüber hinweg, weil man mit der Unwissenheit der Kunden spielt?

Ein kurioses Beispiel gefällig?

Ich nehme eine aktuelle Auktion um einen iMac 27″-Modell. In England hat das Gerät eine UVP von 1.399 Englischen Pfund, in Deutschland hingegen eine UVP von 1.749 Euro. Wie man auf den Screenshots leicht erkennen kann, ist das deutsche Gebot von 18,13 Euro identisch mit dem englischen Gebot von 18,13 Pfund.

Für einen Engländer sind 18,13 Pfund mehr wert als die 18,13 Euro. Denn 18,13 Pfund entsprechen aktuell 21,07 Euro. Daher auch der optisch niedrigere UVP in England. Ein Deutscher, Italiener, Spanier kann bei einem derzeitigen Umrechnungskurs von 0,85 in Euro viel höher bieten. Für einen Engländer ist hingegen in Englischen Pfund die Schmerzgrenze viel schneller erreicht.

Wie funktioniert MadBid?

Sie müssen sich erst einmal „MadBids“ besorgen, mit welchen Sie bei Auktionen mitbieten können. Dies heißt nichts anderes, als dass Sie Credits kaufen. In Europa (Deutschland, Spanien, Italien) bekommt man 1.000 Credits für 99,99 Euro. Ein Engländer muss für 1.000 Credits hingegen 99,99 Englische Pfund bezahlen. Umgerechnet ergeben sich 116,23 Euro. Wer nicht an der Europäischen Währungsunion teil nimmt, ist selber schuld. Da zahlt man als Inselbewohner eben drauf.
Mit diesen Credits können Sie nun mitbieten. Wie Sie allerdings schon erkannt haben, haben Europäer gegenüber dem Engländer preislich klare Vorteile. Doch so funktionieren ehrliche und transparente Geschäfte im internationalen Handel nicht. Sie können ebenso wenig in ein englisches Geschäft gehen und den englischen Pfundpreis mit der identischen Menge an Euro bezahlen. Und auch bei Ihrer Bank bekommen Sie für 100 Euro nicht 100 Pfund gewechselt. Unser komplettes Finanzsystem würde kollabieren, gäbe es die Umrechnungskurse zwischen den einzelnen Währungen nicht. Bei MadBid scheint dies hingegen niemanden zu stören.

Nicht der erste dubiose Anbieter auf dem Markt

MadBid ist nicht die erste Cent-Auktionsplattform, die kurios oder gar dubios erscheint. In Deutschland hat zuletzt Swoopo mehrfach von sich reden gemacht. So kam es bei Swoopo des öfteren vor, dass bei identischen Auktionsnummer unterschiedliche Artikel in den einzelnen Ländern angeboten wurden. Die Plattform musste im Frühjahr diesen Jahres unerwartet(?) schließen, weil es angeblich Probleme mit dem Finanzamt gegeben hat. Merkwürdig, wo doch mit Cent-Auktionen eigentlich gute Geschäfte möglich sind.
Neben Swoopo gab es noch andere Rohkrepierer. Teilweise war bei manchen Plattformen nicht klar, ob sie kriminell oder nur unternehmerisch ungeschickt gehandelt haben. Da gab es unter anderem die wenig erfolgreiche Auktionsseite 1234hohlsDir. Diese hatte sich wenig später in qoiop umbenannt, um unter neuer Aufmachung das selbe Spiel zu wiederholen. Doch auch qoiop endete mit der Auflösung des Unternehmens. Auch hier ist das Ende merkwürdig, da auf der Plattform immer viel los war.

Alle Anbieter haben eines gemeinsam: Transparenz ist ein Fremdwort. Ich als Bieter würde gerne wissen, was meine Mitbieter bereits alles gewonnen haben und welche Summen sie dafür ausgegeben haben. Auch ist keine Auktionsseite bemüht, das komplette Bietprotokoll zu zeigen. So kann man also nur spekulieren, ob hinter Benutzernamen wie „joker“ oder „2much“ echte Personen oder automatisierte Roboter stehen. Wer sagt denn nicht, dass die Unternehmen mit solchen Methoden selbst die Preise hochtreiben wollen? Solange man nicht selbst nachvollziehen kann, wer was wann ersteigert hat, solange kann man fröhlich spekulieren. Statt dessen kann man sich wertlose Bilder von irgendwelchen Gewinner anschauen.

Für mich persönlich ist MadBid keine Empfehlung. Ich möchte gern meine Konkurrenten bzw. Mitbieter genauer kennen. Außerdem scheue ich mich davor, bei Unstimmigkeiten mich mit einem englischen Unternehmen rumärgern zu müssen. Und abschließend möchte ich zur Diskussion anregen, ob es sich bei MadBid (und ähnlichen Plattformen) um ein Glücksspiel handelt oder nicht. Der Anbieter macht den ersten Schritt, in dem er für Glücksspiele typische Verhaltensregeln aufstellt.

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5 Kommentare

  1. Der Auktionsmonitor warnt zurzeit vor Madbid:

    ZITAT BEGINN
    1. Die plötzliche so deutliche Reduzierung angebotener Auktionen führt zu einem heftig umkämpften Wettbewerb unter den Nutzern mit extrem geringen Gewinn Chancen.

    2. Der plötzliche und so deutliche Rückgang durchgeführter Auktionen war in der Vergangenheit mehrfach ein klarer Hinweis auf eine drohende Insolvenz. Vom Kauf weiterer Bidpacks raten wir dringendst ab.
    ZITAT ENDE

    http://auktionsmonitor.netai.net/2011/10/08/warnung-vor-madbid/

  2. Danke für diesen Blogg ist gut. Ist schade das das Risiko mit Insolvenzen besteht. Aber ansonsten zum testen etc. ist so etwas (vor allem als Zeitvertreib), wenn man damit umgehen kann und nicht zuviel Geld investiert, schon recht cool.

  3. 1. Die gekauften Bids werden nach 180 Tagen gelöscht! Das ist ungesetzlich. Gutscheine, die mit Geld gekauft wurden, müssen mindestens 1 Jahr Gültigkeit haben, sonst kann man das Geld einklagen.

    2. Mir sind bei MadBid viele Rechtschreibfehler aufgefallen, oft ein Indiz, Hinweis für die Unprofessionalität von Betreibern.

    3.Wenn man defekte, neue Ware zugeschickt bekommt, bekommt man zwar sein Geld zurück, nicht aber die Versandkosten und Bid Kosten!

    4. Auktionen werden manchmal plötzlich ohne erkennbaren Grund abgebrochen. Oft, wenn die Artkel extrem günstig ersteigert wurden, Als Grund wird lapidar angegeben: Verbindungsprobleme oder Systemfehler oder Netzwerkprobleme. Obwohl der Bieter eine Gewinnbestätigung erhalten hat, darf er das Produkt nicht behalten!

    5. Die Informationsleiste ist so konstruiert, daß jeder, der nur darauf klickt, sofort Geld ausgibt, indem er automatisch bietet. Information und Bieten muß eindeutig getrennt sein. Unerfahrene User geben erst einmal Lehrgeld, bis sie es begriffen haben, daß ein Klick auf Auktionspreis oder Timer Geld kostet. Das sind Tausende Klicks, die jedesmal bis zu 80 Cent kosten, aber wer klagt schon wegen 80 Cent? Für Mad Bid sind 100.000 Fehlklicks bis zu 80000 Euro Mehreinnahmen, clever gemacht.

    Das Geld liegt nicht auf der Straße, Vorsicht!

  4. das ist die größe verarschung wo es gibt habe in letzter sekunde geboten und nicht 1 teil ersteigert es gewinnt immer der gleiche komischerweise immer kurz vor knapp und andere bebote nimmt er nicht an BETRUG MADBID h*

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