Der teure Fußball schießt sich ein Eigentor

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden: zum Empfang von Fußballspielen im Bezahlfernsehen dürfen ausländische Decoderkarten nicht verboten werden. Geklagt hatte eine Wirtin eines englischen Pubs, die zum Empfang der Premier League den Anbieter Nova aus Griechenland nutzen wollte. Jährliches Einsparpotential für die Wirtin: ca. 6000 Euro. Dagegen wehrte sich der britische Pay-TV-Sender BSkyB, der die Exklusivrechte für England besitzt. Das Gericht entschied nun aber, dass dieses Exklusivrecht gegen EU-Recht verstoße, weil es den europäischen Binnenmarkt in nationale Märkte trennen würde.

Eine kleine Revolution bahnt sich mit dieser Entscheidung an. Die teuren und exklusiven Vermarktungsrechte dürften eventuell bald ein jähes Ende finden und Fußball könnte wieder eine gute Spur günstiger werden. Dies hat auch Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef von Bayern München, schnell erkannt. Er befürchtet „gefährliche Zeiten“ für den Profifußball. Mit gefährlich meint Herr Rummenigge sicherlich die überteuerten Verträge der Spitzenfußballer. Ein Drittel der Vereinseinnahmen stammen aus den TV-Erlösen. Sollte dieses eine Drittel in den nächsten Jahren etwas kleiner ausfallen, bricht noch lange keine Gefahr bei den Vereinen aus. Zwar werden sich die Vereine damit keine Ablösesummen in zweistelligen Millionenbereich mehr leisten können. Und auch die Profikicker werden sich mit etwas weniger Cash in de Täsch (Video) begnügen müssen. Doch dies dürfte auch der einzige Verlust sein.

Freuen hingegen können sich die Fans. Sollte der europäische Markt sich öffnen müssen, könnten auf lange Zeit die Lizenzkosten und damit die Übertragungskosten sinken. Dies hätte zur Folge, dass die teuren Pay-TV-Angebote günstiger werden könnten. In Europa reichen die Preise für die Fußball-Pakete von 30 Euro bis 100 Euro. Bei Sky-Deutschland kostet das günstigste Paket zum Empfang der Bundesliga-Spiele 33,90 Euro. Doch selbst hier könnte noch viel Luft nach unten möglich sein, wenn erst einmal die Lizenzkosten sinken würden. Beim  Bezahlsender Sky Deutschland gibt man sich indes gelassen. Ein Konzernsprecher betont, dass dieses Urteil erst in nationales Recht umgewandelt werden muss. Erst dann müssten die Lizenzgeber wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) darauf reagieren.

Im Grunde könnte sich dieses Gerichtsurteil wie ein reinigendes Gewitter auswirken. Denn die Entwicklung im Profifußball und in den nationalen Fußballligen war schon seit längerer Zeit fernab der Realität: 93 Millionen Euro für einen Cristiano Ronaldo oder 78,5 Millionen Euro für einen Zinédine Zidane sind dezent realitätsfremd. Um dem Irrsinn die Krone aufzusetzen, sind die Preise für ein Jahresticket der Bundesliga-Heimspiele bei einem Verein verhältnismäßig günstig. So zahlt man bspw. beim FC Bayern München für die Jahreskarte um die 450 Euro. Nichts wäre bei einer Fernsehübertragung schlimmer wie halbvolle Ränge. Und auch beim Merchandising vor und nach dem Spiel ist äußerst gut verdient.

Es soll sogar Männer (und Frauen) geben, denen ist Fußball total egal. Ob ein Stadionticket 20 oder 200 Euro kostet oder die TV-Übertragung per Werbung oder mit teurer Decoder-Karte finanziert wird, ist vielen schlichtweg gleichgültig. Für diese Personen ist dieses Gerichtsurteil absolut unwichtig. Außer sie schreiben in einem Blog darüber 😉

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