Die Vattenfall Klimaunterschrift

Selten habe ich solch eine Augenwischerei gesehen wie die neuste Aktion vom Stromkonzern Vattenfall. Aber gut, man ist es ja von den Energieversorgungsunternehmen (fast) nicht anders gewohnt. Ob man nun wegen dem Strompreis an der Nase herum geführt wird oder bei der Ehrlichkeit der Stromerzeugung geblendet wird. Und Vattenfall reiht sich dabei ganz ungeniert in einer Reihe mit Eon, Ruhr Energie, EnBW und den anderen „Verbrechern“ ein.

Die Klimaunterschrift

Man soll als Verbraucher eine Erklärung unterschreiben. Vattenfall geht mit dieser Aktion schon seit etlichen Tagen in allen Medien hausieren. Der Verbraucher soll damit seinem persönlichen Einfluss entsprechenden Ausdruck verleihen. Upsa, ist Vattenfall von gestern auf heute zum grünen Energieversorger mutiert? Hat im Vorstand plötzlich Greenpeace einen festen Beraterplatz? Oder geht es in Wahrheit doch eher darum, die Geschäftspraktiken von Vattenfall in einem anderen Licht erscheinen zu lassen? Der Fall hat einen fahlen Beigeschmack. Um was geht es?

„Wir brauchen einen weltweit gültigen Preis für die Belastung mit CO2-Emissionen.“
Nun, dies wäre Vattenfall wahrscheinlich ganz recht. Denn die Kraftwerke in anderen Ländern entsprechen bei weitem nicht den strengen Vorschriften wie in Deutschland. Für Kraftwerke in Deutschland gilt der sogenannte CO2-Emissionshandel. Dies bedeutet für Anlagenbetreiber, und gerade für Stromerzeuger, dass sie für Ihre Anlagen CO2-Zertifikate kaufen müssen, da sie mehr Treibhausgase in die Luft blasen als ihnen die Zertifikate für die zugewiesenen Mengen ausreichen würden. Da das Kyto-Protokoll leider nicht für alle Länder dieser Welt gilt, könnte Vattenfall einen elementaren wirtschaftlichen Vorteil erlangen, wenn die Belastungen durch CO2 für alle Unternehmen gleich berechnet werden würden. Von Umweltschutz oder Vorteile für den Kunden ist hier nichts zu erkennen.

„Wir brauchen mehr Förderung für klimafreundlichere Technologien.“
Für Vattenfall gelten Atomkraftwerke als die klimafreundliche Alternative bei der Stromerzeugung. Auch Kohlekraftwerke gelten bei den Stromkonzernen nicht unbedingt als Klimakiller. Insgesamt verbirgt sich hinter dem markigen Satz nicht mehr und nicht weniger, dass Vattenfall vom Staat mehr Geld möchte. Ohne Unterstützung vom Bund gibt es keine klimafreundlicheren Alternativen in der Stromerzeugung. Wieso sollte Vattenfall von seinem mühsam erwirtschafteten Gewinn etwas für die umweltschonende Energieerzeugung ausgeben? Schließlich ist es der Staat, welcher auf den Atomausstieg drängt. Windanlagen oder Solarparks sind teuer, erbringen auf lange Sicht keine hohe Rendite und entsprechen nicht dem Wunsch der Stromwirtschaft nach kompakten und effizienten Anlagen.

„Wir brauchen Klimaschutzstandards für Produkte.“
Gut, aber was hat Vattenfall davon? Dem Unternehmen geht es darum, Strom zu verkaufen. Mit dieser Geschäftsmethode verdient der Konzern sein Geld. Wenn nun weniger Strom verbraucht wird, schmälert dies den Gewinn von Vattenfall. Kein kapitalistisch ausgelegtes Unternehmen macht solch einen Schritt freiwillig. Die Rechnung geht für Vattenfall nur dann auf, wenn bei sinkendem Stromverbrauch im Gegenzug die Stromkosten steigen. Dies funktioniert allerdings nur dann, wenn die Verbraucher ein gutes Gefühl beim Stromsparen haben. Spare Strom, tue was Gutes für die Umwelt und unterstütze Vattenfall beim Kampf für eine saubere Umwelt. Dies klingt wie ein defekter Satz aus einer Greenpeace-Anzeige. Doch bei Vattenfall scheint man diesen Gedanken mit der Klimaunterschrift verfolgen zu wollen.

Was bringt meine Unterschrift?
Nun, darüber lässt Vattenfall die Unterzeichner im Dunkeln. Es gibt nur die Information, dass jede „Unterschrift“ symbolisch durch ein oranges Männchen ersetzt wird. Diese Figuren gehen auf große Europa-Tourne. Gestartet wird vor dem Europäischen Parlament in Brüssel und endet bei der großen UN-Klimakonferenz in Posen (vom 1. bis 12. Dezember). Vattenfall, der ökologische Kämpfer für eine saubere Umwelt. Die Klimakampagne wirkt auf mich scheinheilig und äußerst intransparent. Es bleibt ab zu warten, wie viele Verbraucher sich vom grünen Marketing blenden lassen. Green-Washing at it’s best.

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2 Kommentare

  1. Hab grade den Spot gesehen und dachte bis zum Schluss, dass das bestimmt eine Umweltschutzorganisation ist. Und dann VATTENFALL. Pervers.

    Im Büro des Vattenfall-Sprechers hängt ein Plakat: „Klimaschützer der Woche“ und drauf sieht man das KKW Brunsbüttel. Sowas find ich unglaublich.

    Ebenfalls schlimm ist, wenn man auf http://www.klimaschuetzer.de geht. Dort hat das Atomforum zugeschlagen mit genau der gleichen Kampagne. Oben links ist dort das Impressum…

    Dreist an all diesen Dingen ist vor allem eines: bezahlt wird das durch unsere Stromgebühren. Jede einzelne verdammte Werbung für den Laden.

    Es gab mal eine Meldung, die hieß sinngemäß, Vattenfall sei der beste Stromanbieter Deutschlands. Das haben die auch überall publiziert. Aber: Googeln Sie mal. Nicht mal die Hälfte daran stimmt.

    Es ist zum k***n.

  2. Ernstgemeinte Unternehmensverantwortung sieht anders aus. Diese PR-Kampagne fordert es geradezu heraus eine Gegenöffentlichkeit herzustellen. Wer sich mit den Mitteln von NGO´s in der Öffentlichkeit positioniert, den sollte es nicht wundern, wenn NGO´s eine Antwort auf diese PR entwickeln.

    Heute stellte Vattenfall in Berlin auf dem Alex ihre angeblich hunderttausend Plastikmännchen auf.
    Ein Anlass, den wir gerne genutzt haben, um unseren Gegenentwurf ihrer Kampagne unter http://www.klimaunterschrift-vattenfall.de zu launchen. Wenn es immer noch Privat-Kunden bei Vattenfall gibt, dann sollten sie schnell den Anbieter wechseln.

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