Das Wort „Krise“ wird mittlerweile derart inflationär verwendet, dass man fast die Krise bekommen kann. Die Presse kennt nur noch eine Sprechrichtung: Krise. Man schreibt heute nicht mehr von Managementfehlern oder Umsatzrückgängen, nein es heißt fortan Krise. Parteien oder einzelne Politiker sind in der Umfragekrise. Unternehmen sind in der Wirtschaftskrise wegen der Eurokrise. Dann herrscht permanent die Umweltkrise. Und über all dem droht die Nahostkrise.
Die FDP ist in ihrer schlimmsten Existenz-Krise; „Fipsi“ Rössler sowieso. Die Piraten wurden nach dem Umfragejoch gleich zur Parteienkrise weiter gereicht. Klaus Wowereit taumelt durch seine größte politische Krise. In Berlin erleidet auch der neue – noch nicht eröffnete – Flughafen bereits seine Krisenzeiten. Die S-Bahn Berlin kommuniziert selber den Weg „raus aus der Krise„. Und durch all den politischen Sumpf steuert uns die Krisenkanzlerin höchstpersönlich.
Schlecker war zuletzt nur noch in der Krise, ist jetzt aber krisensicher pleite. Opel hat sich kurz vor Weihnachten mit einer Krisennachricht an die Arbeiter gewandt. Generell kämpfen ja so ziemlich alle mit der Wirtschaftsflaute, weil die Krisenzeiten nächstes Jahr kommen. Sogar systemrelevante Geldhäuser wie eine Deutsche-Bank arbeiten am Krisen-Image.
Apropos Geld. Im Finanzsektor wimmelt es von Krisen: Griechenlandkrise, Eurokrise, Immobilienkrise oder die Haushaltskrise in den USA. Mal wird die Stabilitätskrise zum Thema gemacht, ein anderes Mal ist es die Schuldenkrise. Andere sehen wiederum eine Währungskrise oder rügen das Krisenmanagement. Doch das Ende der Krise kommt Ende 2012, so zumindest Herr Schäuble Ende 2011.
Und sonst? Nach dem Atomausstieg leiden wir alle an der Strompreis-Krise. Die größten Krisenvertreter haben sich in Rio zum UN-Umweltgipfel getroffen, um die Umweltkrise zu vermeiden. Eine soziale Krise breitet sich dagegen in Portugal aus. Und die Nahost-Krise ist aktueller denn je, denn bei den gewöhnlichen Krisenherden ist seit kurzem auch Syrien mit dabei.
Krisen kommen und gehen oder bilden Krisenphasen. Es gibt Krisensommer und Krisenwinter. Es gibt Krisenmomente und Krisenzeiten. Und damit die Krisen nie zu Ende gehen, gibt es darauf spezialisierte PR-Profis für die perfekte Krisenkommunikation. Wer jetzt nur noch an Krise denkt, dem empfehle ich den Lesekreis „Die Krise verstehen„.