Wenn ein Autokonzern besser sterben sollte

Es kommt der Schlachtung eines goldenen Kalbes gleich: bei GM (General Motors) sollen bis zu 47.000 Jobs gestrichen werden. Auch der deutsche Ableger Opel wäre davon betroffen. Bis zu 25.000 Mitarbeiter aus deutschen Opel-Werken sollen ihren Job verlieren. In Rüsselsheim und in Bochum könnten damit bald die Lichter am Band ausgehen.

Die Finanzkrise zeigt ihre ersten Schattenseiten und zugleich reagiert die Regierung in gleichförmiger Weise: der Staat muss mit finanziellen Mitteln eingreifen, da die tausenden Arbeitsplätze zu sichern sind. Kann dies der einzige Ausweg aus der Finanzkrise sein? Wie viele Konzerne und Firmen möchte der Staat noch retten? Wo werden die Grenzen gezogen?
Prinzipiell führt dieser Weg in eine Planwirtschaft. Die großen Parteien CDU und SPD wollen dies jedoch nicht, da in Deutschland immer noch das Credo der sozialen Marktwirtschaft zählt. Doch mit Verstaatlichungen und staatlichen Unterstützungen betreibt der Staat nichts anderes als eine verdeckte Planwirtschaft. Eine vom Staat geregelte und unterstützte Wirtschaft wünscht sich indes wohl niemand; in vorderster Front nicht einmal die betroffenen Unternehmen selbst.

Bei Banken scheint es ebenso ein Tabuthema zu sein. Da werden Milliarden an Euro in kränkelnde Banken gepumpt, nur um den kein schlechtes Zeichen für den Finanzmarkt zu setzen. Der Staat ist hier nicht nur auf einem Auge blind sondern auf beiden Ohren taub. Denn die Regierung lässt sich regelrecht von den maroden Unternehmen erpressen. Der Fall Schaeffler (INA, LuK und FAG) zeigt dies sehr eindrucksvoll. Ein machtstarker Konzern erpresst den Staat, um finanzielle Hilfe in Milliardenhöhe zu bekommen. Man droht auch in diesem Fall mit dem Verlust tausender Arbeitsplätze.

Der Blick geht zurück zu Opel. In Deutschland konkurieren fünf große Automobilkonzerne sich gegenseitig: VW (+ Audi), BMW, Daimler, Opel und Ford. Wer hat damals bei der Gründung gefragt, ob dieses Land noch einen weiteren Autokonzern verträgt? Man hat die Autoindustrie einfach machen lassen; schließlich wurden damit tausende von Arbeitsplätzen geschaffen. Jetzt in schlechten Zeiten klagen indes alle, dass ein Autokonzern nicht sterben darf und kann. Doch ist es aus ökologischer Sicht sinnvoll, einen maroden Konzern mit finanziellen Hilfen am Leben zu erhalten?

Bei Opel ist das Produktportfolio sehr übersichtlich. BMW hat neben vielen Automodellen noch seine Motorradsparte und bei Daimler stellt man nebenbei noch Nutzfahrzeuge her. Bei Opel hingegen hat man seit jeher nur Autos produziert. Was macht man, wenn die Nachfrage geringer ist als das Angebot? Man drosselt die Produktion. Und was macht man, wenn man finanziell ruiniert ist? Da kommt der Staat als rettende Stütze ins Spiel. Doch eigentlich müsste das Unternehmen sterben, so wie es aus eigener Kraft zu Beginn entstanden ist.

Das Schreckensgespenst „Arbeitslose“ geht um im Land. Mit diesem Dauerargument kann man jede Diskussion vorzeitig abwürgen. Es gilt die Defise: lieber mit ein paar Milliarden einen Konzern am Leben halten, als zigtausenden Menschen Arbeitslosengeld zu zahlen. Bei Opel wären dies für ein Jahr geschätzte 500 Millionen Euro Arbeitslosengeld. Mit ca. 3 Milliarden Euro könnte man den Lohn für die komplette Belegschaft für 2 Jahre komplett aus staatlicher Hand weiterzahlen und darüber hinaus noch genügend Umschulungen oder Fortbildungen anbieten.

Mit einem tun sich die Deutschen besonders schwer: dem Wandel. Alles muss in zehn Jahren immer noch so sein wie vor 50 Jahren. Wenn es nach dieser Vorstellung gehen würde, müssten wir heute noch in die Röhrenfernseher von Grundig und Telefunken schauen. Der Computer wäre immer noch eine klappernde Schreibmaschine von Triumph-Adler oder Optima. Und Mobiltelefone wären „dank“ dem Monopol der Deutschen Post immer noch schurgebundene Fetznetztelefone. Technischer Wandel ist ebenso ein Gang der Zeit wie kultureller Wandel.
Im deutschem Bergbau werden jedes Jahr mit Milliarden von Euro für ein paar Tausend Bergleute die Arbeitsplätze subventioniert. Bald nicht mehr. Denn wirtschaftlich betrachtet, ergibt dieser Irsinn schon lange keinen Sinn mehr. Doch für solche Einschnitte und Veränderungen sind wir Deutschen (oder alle Europäer?) einfach viel zu unflexibel. Früher galt mal die Vorgabe: du machst in einem Betrieb deine Lehre und bleibst dann bis zur Pensionierung in diesem Geschäft. Wann lösen wir uns endlich von diesen altgestrigen Weltvorstellungen?

In Deutschland hat man ein ganz offensichtliches Problem damit, Menschen in andere Arbeit(en) zu verlagern. Doch den technischen Wandel kann man ebenso wenig aufhalten wie den allgemeinen Wandel von Werten. Statt Milliarden in marode Unternehmen zu pumpen, wäre die deutsche Regierung gut beraten, das Geld lieber in Umschulungen, Fortbildungen und in die Forschung zu stecken. Doch dazu wird es vorerst nicht kommen. Denn schließlich sind in 8 Monaten die Wahlen zum Deutschen Bundestag. Und da ist es reichlich unpassend, von 50.000 Arbeitslosen zu berichten. Also lügen sich die Politiker weiter in die Taschen und suggerieren dem Volk den fortwährenden Jungbrunnen der staatlichen Subventionen.

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