Media-Markt-Kunden sind doch (nicht) blöd

In der Werbeabteilung des Metro-Konzerns sitzten äußerst clevere Leute. Zu Beginn des Jahres 2010 startete man die Verkaufsaktion „Agenda 2010„. Ein Teil dieser Rabattaktion ist eine Art Zahlenlotto. An acht Tagen wurde eine einstellige Glückszahl gezogen. Diese Zahl muss man mit einer bestimmten Zahl auf dem Kassenbon vergleichen. Sind die beiden Zahlen identisch, kann man damit in den nächsten Tagen den Betrag auf dem Kassenbon sich in einer Media-Markt-Filiale auszahlen lassen. Praktisch gesehen, kann damit nur jeder zehnte Einkauf gewinnen. Doch Media-Markt-Kunden sind bekanntlich ja nicht blöd. Die gehen auch gern mal bis zum Äußersten.

Die Zeitung „Der Westen“ berichtet in ihrer Ausgabe vom 11. Januar 2010 über diese Rabattaktion mit der Überschrift Kunden fühlen sich von Media Markt „arglistig getäuscht“. Nun könnte man wegen den Anführungszeichen meinen, dass die arglistige Täuschung nicht ganz so ernst genommen wird. Doch nach dem Lesen des Textes erkennt man die Blödheit an der ganzen Sache. Doch der Reihe nach.
Etliche Kunden waren laut dem Bericht „Der Westen“ intelligent genug zu erkennen, dass man diese Rabattaktion zu eigenen Gunsten ausnutzen könnte. Es wird so viel gekauft, wie beide Arme tragen können. Ob man die gekauften Geräte dringend braucht, steht dabei nicht zur Diskussion. Zu hause wartet man dann gespannt auf die Verkündung der aktuellen Gewinnzahl. Stimmt diese nicht mit der Zahl auf dem Kassenbon überein, geht man am nächsten Tag zur Filiale und gibt die „überschüssig“ gekauften Waren wieder ab. In der Regel behandelt die Media-Markt-Kette Reklamationen und Rückgaben äußerst kulant. Man bekommt in den meisten Fällen sein Geld wieder zurück. Nicht aber wohl in vielen Fällen während dieser Rabattaktion. Die Zeitung berichtet von etlichen frustrierten Kunden, die nun nur einen Gutschein erhalten hätten. Wolfgang Weyer berichtet gegenüber der Zeitung: „Die versuchen die Kunden abzuzocken und spielen mit gezinkten Karten.

Die Familie Weyer hat Geräte im Wert von über 2000 Euro gekauft, die sie gar nicht benötigen. Sie würden gern ihr Geld wieder zurück bekommen. Die Tochter, Betriebswirtschaftsstudentin an der Uni Essen, beschwert sich in der Zeitung: „Die haben die Geiz-ist-geil-Mentalität ihrer Kunden ausgenutzt.” Realsatire in ihrer besten Form. Hier wurde niemand abgezockt. Und auch die Mentalität der Kunden wurde nicht ausgenutzt. Wer jedoch wie bei einer Art Lotterie Geld für Waren ausgibt, die er eigentlich gar nicht benötigt, darf sich am Ende nicht darüber beschweren, dass er darauf sitzen bleibt. Ebenso könnte man beim Lotto vorgehen: Lottoschein abgeben, bezahlen, Gewinnzahlen kontrollieren und bei einem Nicht-Gewinn den Einsatz wieder zurück fordern. Man hat schließlich nichts gewonnen; zu was also den Spieleinsatz versickern lassen?

Es zeigt sich mal wieder eindeutig: der Werbespruch „Ich bin doch nicht blöd“ gilt anscheinend nicht für alle Kunden. Die Weyers wollen sich übrigens mit einem Anwalt zur Wehr setzen. Den hätte man sich eindeutig sparen können, hätte man die Rabattaktion realistisch gesehen. Weder Mediamarkt noch andere Firmen haben etwas zu verschenken. Dass jeder zehnte Einkauf kostenlos war, ist eine kalkulierte Angelegenheit. Dies funktioniert jedoch nur, sofern alle anderen neun Käufer ihre Ware bezahlen und behalten. Würde jeder auf die geistreiche Idee kommen, die Waren bei einer falschen Losnummer zurück zu geben, … ja dann wäre Media-Markt wirklich blöd.

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