Eine Aktiengesellschaft, so wie die ProSiebenSat.1 Media AG – kurz P7S1, ist eine feine Sache. Man ‚biedert‘ sich auf dem Aktienmarkt dem investitionsfreudigen Anleger an, hofft auf starke Nachfrage nach den Aktien und dadurch auf einen steigenden Aktienkurs. Mit dem Geld, welcher sich durch den Börsengang ergibt, kann man im Unternehmen weitere Investitionen tätigen, oder auch einfach den Betrieb am Laufen halten. Das Fatale an einer Aktiengesellschaft sind allerdings zwei Faktoren:
– man wird gemessen am Umsatz bzw. dem Gewinn
– die Börse schätzt die Wachstumschancen anhand von möglichen Zukunftsperspektiven
Wenn man dabei eine Mediengesellschaft ist, ist das Leben als Aktiengesellschaft doppelt schwer. Die ProSiebenSat.1 Media AG hat es am Freitag sehr schwer getroffen. Da ging es mit dem Aktienkurs stolze 26 Prozent bergab auf glatte 10,00 Euro (Stand 25.04.2008, 20:00 Uhr).
Quelle OnVista
Die Aktie mit der WKN 777117 (rote Kennlinie) ist dieser Tage genau so viel wert wie vor 3 Jahren. Dem Höhenflug vor fast einem Jahr folgte der kontinuierliche Abstieg. Selbst der MDAX (graue Kennlinie) entwickelte sich seit dem August 2007 besser.
Was lief falsch bei der Aktiengesellschaft der Pro7-Mutter, zu welcher u.a. auch die Sender Sat.1, kabel eins, N24 und 9-Live gehören? Nun, der Werbemarkt ist eingebrochen, so die lapidare Analyse. Das Unternehmen ist zum Großteil abhängig von den Einnahmen durch Werbung. Doch wenn weniger Werbung vermarktet wird, bleibt schlussendlich auch der Umsatz unterhalb der Erwartungen.
Für ein aktienorientiertes Unternehmen wie die P7S1-AG ist es allerdings doppelt schwer, wieder durch gute Quartalszahlen zu glänzen. Denn eine Medien-AG kämpft an zwei Fronten: der Aktienkurs bzw. die Quote an der Börse sowie die Einschaltquote bzw. die Anzahl der Zuschauer am Programm.
Der Chef der ProSiebenSat.1 Media AG, Guillaume de Posch, hat ein äußerst cleveres Prinzip, wie er den Sender wieder in die Gewinnzone bringen möchte. Es werden einfach die Anzahl der Wiederholungen der erhöht. Im Marketingsdeutsch klingt das so: „Optimierte Nutzung des existierenden Programmvermögens„. Damit kann man nachweislich die Kosten für das laufende Programm senken. Doch was passiert auf der anderen Seite der Flachbildschirms?
Werden die Stammzuschauer von ProSieben, Sat.1 und kabel eins die zwanzigste Wiederholung von K11 oder den Simpsons einfach so hinnehmen? Die Planung könnte nach hinten los gehen, wenn die Einschaltquote unter dem Sparzwang leidet. Ab diesem Moment verselbständigt sich dann das Problem. Sinkende Buchungsumsätze aus Werbung treffen auf noch mehr Wiederholungen bei gleichzeitig sinkender Quote.
Der Aktien- und Kapitalmarkt ist kalt und rücksichtslos. Wenn die Quote nicht stimmt, sind nur wenige bereit, in den Aktientitel zu investieren. Man kann dies nun beängstigend oder einfach neutral sehen. Wenn die Quote nicht passt, ist zum Großteil die Qualität des Programms daran schuld. Und wenn die Quantität vor die Qualität rückt, ist es vielleicht auch nicht schade, dass die Senderkette derzeit in einer finanziellen Schieflage sich befindet. Auch in der Natur gilt der Grundsatz: nur der Bessere pflanzt sich fort.