Gerade die weiblichen Leserinnen kennen das Problem: es ist Sonntagnachmittag und man hat nichts anzuziehen. Was für ein Glück, dass es letztes Wochenende in Berlin einen verkaufsoffenen Sonntag gab. Viele Geschäfte hatten am sonnigen Nachmittag geöffnet. So auch das bekannte(!?) Modelabel WEEKDAY in der Friedrichstraße. Dabei wollte man sich besonders jugend-schlau anstellen und trug bei Facebook eine öffentliche Veranstaltung ein. Binnen weniger Tage gab es knapp 2.500 Zusagen. Doch das kollektive Konsumfest verlief anders als erwartet.
Man hätte es sich im Vorfeld eigentlich denken können. Es wäre nicht der erste Fall gewesen, dass eine öffentliche Facebook-Party aus dem Ruder läuft. So gab es dieses Jahr schon etliche private Veranstaltungen, die im dezenten Chaos endeten, weil sich mehrere Hundert Menschen berufen fühlten, an dieser Party teilzunehmen. Und weil es der Jugend ja bekanntermaßen an Alternativen mangelt, treffen sich alle Facebook-Freunde zum vereinbarten Zeitpunkt am bekannt gegebenen Ort. In (fast) allen Fällen musste die Polizei für Ordnung sorgen und das Partyvolk wieder nach hause schicken.
Im Modegeschäft des Labels WEEKDAY verlief der verkaufsoffene Sonntag nicht anders. Der Shop wurde überrannt und musste nach kurzer Zeit mit Hilfe der Polizei geräumt werden. Die Verantwortlichen zeigten sich – wie in allen anderen Fällen – überrascht. Man hatte nicht gedacht, dass dem Aufruf so viele Kunden folgen würden. Wer kann auch damit rechnen, wenn man bei Facebook einen Vintage-Sale mit Preisen von 1 bis 8 Euro bekannt gibt, dass da so viele kommen würden.
Copy von DT64 auf Vimeo
Für mich stellt sich hingegen die Frage: war die Verkaufsveranstaltung wirklich so dilettantisch von WEEDAY geplant? Oder erhoffte man sich einfach nur wirksame PR – um jeden Preis? Letzteres ist ohne Zweifel geglückt. Es macht zwar kein sonderlich gutes Bild, wenn Designermode niedergetrampelt auf dem Boden liegt. Dies ist hingegen weniger moralisch verwerflich als niedergetrampelte Lebensmittel. Von daher war es für WEEKDAY eigentlich ein voller Erfolg. Den zusätzlichen Schub in der Bekanntheitsskala hat man sich allerdings äußerst unglücklich „erkauft“. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man wirklich zu blöd zum Sh… war.