Wir befinden uns dieser Tage „zwischen“ den Jahren. Es ist überall wieder die Zeit der Jahresrückblicke angebrochen. Ob im Fernsehen jeder Sender nochmals seine alten Bänder rauskramt oder die Printmedien die teilweise absurdesten Jahresrückblicke abdrucken. Das Land blickt kollektiv zurück, um nach vorne zu blicken.
Gerade die Online-Medien präsentieren dieser Tage fast im Stundentakt diverse Rückblicke und Jahresübersichten. Ganz vorne mit dabei ist dieses Jahr Spiegel-Online. Hier ein Auszug der letzten 36 Stunden:
- Hohlspiegel 2008: „Wenn der Hintern einfach zumacht“
- Fernsehen 2008: Die Maden-Model-Mogadischu-Show
- Teures 2008: Inflation auf höchstem Stand seit 14 Jahren
- Kalkofes Jahresrückblick: So irre war 2008 wirklich
- Polizeialltag 2008: Feuerstuhl und Deo-Alarm
- Kino-Rückblick, Teil I: Ganoven und Glücksritter
- 2008 im Rückspiegel: Von Genf, dem großen Gong und Graf Ghosn
- Sport-Pleiten 2008: Sind Sie auch ein Loser?
Aber nicht nur bei SPON stopft man die „leere“ Zeit zwischen den Feiertagen mit Rückblicken. Auch in den Tageszeitungen erscheinen teils mehrseitige Rückblick-Arien. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, zwischen Weihnachten und Silvester steht die Welt still. Alle Nachrichtenagenturen nehmen Rücksicht auf den Jahreswechsel und sammeln keine Nachrichten. Nur damit die Verlage viel Zeit und Platz für ihre Rückblicke haben. Oder passiert etwa gegen Ende des Jahres wirklich weniger auf der Welt?
Und manche Rückblicke wirken derart hölzern zusammen geklöppelt, dass man sich über die Sinnhaftigkeit ernsthaft Sorgen machen muss. Lustig ist auch die oft verwendete Methode, das tägliche Leben so konsequent in unterschiedliche Jahre zu trennen. Als ob die komplette Umwelt sich am 31.12. um 23:59:59 Uhr einem Komplett-Neustart unterziehen würde. Und am 1. Januar folgt dann der Tag mit den guten Vorsätzen 😉