Die Krawall-Linken in Berlin

Am Montag warfen Unbekannte Steine und Brandsätze auf eine Polizeiwache im Berliner Bezirk Friedrichshain. Genau von jener Polizeiwache aus wurden vor wenigen Wochen die Einsätze zur Räumung des alternativen Hausprojekts in der Liebigstraße 14 gefahren. Der Anschlag war offensichtlich minutiös geplant. In den frühen Morgenstunden betrat eine Reinigungskraft die Zugangsschleuse der Polizeiwache. Genau in diesem Moment wurde der Brandsatz in die Schleuse geworfen. Nur durch großes Glück wurde niemand verletzt. Zudem wurden sogenannte Krähenfüße ausgeworfen, um die Polizei an einer Verfolgung per PKW zu hindern. Der Staatsschutz ermittelt wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung.

Heute, zwei Tage nach der Tat, haben sich „autonome Gruppen“ zu dem Anschlag bekannt. In einem im Internet veröffentlichten Bekennerschreiben heißt es wörtlich: „Von dieser Wache werden die Einsätze gefahren um den reibungslosen Ablauf von Kommerz und Profitmaximierung im Friedrichshainer Kiez zu sichern.
Es ist für Berlin nichts Neues, dass Linksextreme und die Polizei öfters aneinander geraten. Doch der Sinn dieser und vieler anderer Aktionen liegt schon lange nicht mehr im Bereich des Nachvollziehbaren. Der Grundgedanke – gegen den Kommerz – ist ehrbar. Die dahinter stehenden Taten sind allerdings naiv, dümmlich und nicht selten purer Ausdruck von Langeweile. Ein bisschen Krawall machen, ist unter vielen Autonomen schick und vertreibt die Zeit. Die überschüssige Energie verbrennt man nicht beim gewaltfreien Sport sondern in der Auseinandersetzung mit der Polizei. Intellektuelle Autonome würden dies als ein Aufbegehren gegen das Establishment nennen.

Seit längerer Zeit geistert das Wort des „Krawall-Tourismus“ durch die Medien. So abwegig ist der Begriff gar nicht, wenn man sieht und liest, was alles zerstört wird.  Unweit von meiner Wohnung ist ein Showroom für einen Neubau einer Wohnanlage. Noble City-Apartments entstehen dort. Um dem „Kommerz und der Profitmaximierung“ etwas entgegen zu setzen, wurde die Fassade dieses Showrooms schon öfters mit Farbbeuteln und Steinen vandalisiert. Man kann sich leicht ausrechnen, dass die Aktion rein gar nichts bewirkt hat. Ebenso gingen nach der Räumung der Liebig 14 in der Nähe des Hackeschen Marktes (Bezirk Mitte) etliche Glasscheiben zu Bruch. Man kann sich auch hier trefflich fragen, welche kommerziellen Auswirkungen ein Designerladen am Hackeschen Markt auf ein Wohnviertel im Friedrichshainer Kiez hat. Luftlinie ca. 4 Kilometer.

Die Gewalt hat sich das Bauernopfer zum Feind erklärt; und alles was in wurfbarer Entfernung liegt. Kein Linksautonomer würde auf die Idee kommen, in den Grunewald zu fahren, um an eines der schicken Stadtvillen einen Farbbeutel zu werfen. Doch gerade dort am westlichen Ende Berlins wohnt das große Geld. Dort regiert der viel gescholtene Kommerz und dort hausiert die unerwünschte Profitmaximierung. Bis dahin sind es aber mit S-Bahn und Bus mindestens eine Stunde. Außerdem ist „da draußen“ nichts los. Steinewerfen muss ein Happening sein; im Seniorenviertel fehlt allerdings der Kick.

Auch die Polizei ist eigentlich der falsche Adressat. Denn schließlich sind Polizeibeamte nur Erfüllungsgehilfen von politischen bzw. staatlichen Vorgaben. In den Augen eines Autonomen ist ein Polizeibeamter allerdings per se ein Feind. Dies ist nicht weiter verwunderlich. Schließlich treffen die beiden Parteien immer nur dann aufeinander, wenn „Stunk“ in der Luft liegt. Doch offensichtlich benötigen (Links)-Autonome den gewissen Kick.

Wer doof ist, macht Krawall

Intelligenz scheint unter den meisten Linksextremen ein Fremdwort zu sein. Denn würde die geistige Überlegenheit öfters in die Anti-Kapitalismus-Aktionen mit einfließen, wären sie weitaus effektiver. Es ist niemanden geholfen, wenn Steine auf Fensterscheiben fliegen. Auch Farbbeutel an Hausfassaden hinterlassen nur einen optischen Eindruck. Und wer Streit mit der Polizei sucht, sollte sich mal von einem Arzt untersuchen lassen.
Es gäbe hingegen weitaus effektivere Methoden, gegen Kapitalismus und Profitmaximierung vorzugehen. Wie wäre es z.B. mit einer Sitzblockade auf der Karl-Marx-Allee mitten zur Hauptgeschäftszeit? Auf einen Schlag wären hunderte von Alltags-Kapitalisten betroffen: vom Architekten angefangen, über die Büroangestellte bei einem Wirtschaftsverbandes bis hin zu Polizeibeamte auf dem Weg zur Arbeit. Niemand käme zu körperlichem Schaden. Doch eine 15 minütige Zwangspause hätte eine enorme Wirkung. Wenn man so etwas 14 Tage lang durchzieht, kann man sich gewisser Aufmerksamkeit sicher sein. Oder ist Linksextremen so etwas wieder zu unsozial? Schließlich könnte ja auch eine Krankenschwester oder ein Lehrer mit in dem Zwangsstau stecken.

Oder geht es doch nur um die großen Profitmaximierer? Jene, die mit Millionen neue Häuser bauen lassen und sozialen Wohnraum zerstören? Oder jene, die lieber teure Luxusautos fahren als ökologisch-korrekt mit dem Rad zur Arbeit strampeln? Nun, auch das sind ebenso kleine Fische. Die wahren Kapitalismuskönige sitzen in den großen Konzernen, in den Wirtschaftsverbänden oder auch in der Politik. Doch da sind sie schon wieder zu unerreichbar. Also bleibt nur das billige Bauernopfer um die Ecke, welches gar nichts groß an der Kapitalismusbewegung verändern kann.

Zum Schluss noch eine kleine Anekdote zur Liebig 14. Den Besetzern wurde ein alternativer Wohnraum angeboten – im grünen Köpenick, im südöstlichen Berlin. Das Angebot wurde ausgeschlagen. Wieso eigentlich? Weil es fernab vom Zentrum liegt? Weil in Köpenick nichts los ist? Vielleicht aber nur deshalb, weil man in Köpenick schlecht gegen Kapitalismus randalieren kann!?

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2 Kommentare

  1. Nicht schlecht! Mit sozial und Robinhood-Mentalität hat die Linksextreme-Szene soviel zu tun wie die Rechts-Extreme mit Integrationspolitik. Man ist nicht automatisch ein besserer Mensch, nur weil man sich Linker schimpt und diese Gruppen bestätigen das immer wieder aufs neue!
    Gut, wenn das auch mal jemand laut sagt!

  2. Ob linksextrem oder rechtsextrem- gefährlich sind doch letztendlich beide Richtungen. Ich kann die Ideen bzw. Ideologien der Linken ja zum Teil wirklich nachvollziehen. Doch Gewalt zu nutzen und Menschenleben zu riskieren ist mit Sicherheit der falsche Weg.

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