Autofahren wird bald zu teuer – eine Ansichtssache

Die Spritpreise steigen auf ein neues, kaum hinnehmbares Niveau. Die Preise für Neuwagen sind in Deutschland europäische Spitze. Und auch sonst kommen im nächsten Jahr ein paar Verteuerungen auf den Autofahrer hinzu: teure Untersuchungen, neue Plaketten und verschärfte Umweltbedingungen. Dass dabei manchem Autofahrer langsam aber sicher der Kragen platzt, ist menschlich gesehen nicht weiter verwunderlich. Doch wenn man einmal näher betrachtet, wie mit der Ware ‚Auto‘ in Deutschland umgegangen wird, relativieren sich meine Sorgen auf ein erträgliches Maß.

Das Auto – die heimliche Liebe
Manche Deutschen verbringen mit ihrem Auto mehr Zeit als mit manchem Familienangehörigen. Da wird Samstagnachmittags der Lack poliert, der Dreck aus jeder Ritze gesaugt und mit einer Unterbodenwäsche selbst die Unterseite des Autos auf „Hochglanz“ gereinigt. Mit sich steigender Zuwendung werden Stunden damit verbracht, die Familienkutsche wieder in den Auslieferungszustand zu versetzen. Oft geht die Liebe allerdings noch weiter. Da werden in stundenlanger Arbeit Spoiler montiert, Highend-HiFi-Anlagen installiert, Sitze gegen höherwertige Modelle ausgetauscht und manchmal der ganzen Karosse auch ein neuer Anstrich verpasst.

Meißner Porzellan auf vier Rädern
Unsere Autoindustrie unternimmt im Gegenzug jede mögliche Anstrengung, um das Auto dementsprechend hochwertig und somit teuer verkaufen zu können. Wenn man sich die Werbung betrachtet, fragt man sich gern mal, ob es dabei noch um ein Fortbewegungsgmittel handelt oder doch schon um eine Wertanlage. In aufwendig produzierten Spots driften Sportwagen um die engsten Kurven oder wälzen sich topmoderne SUV-Modelle (Sport Utility Vehicle) auf Schlamm- und Geröllstraßen, um am Ende der Werbung wieder glänzend und frisch poliert in der Einfahrt zu stehen.
Die Deutschen geben jährlich viele Tausend Euro für Ihr Auto aus, trinken aber den Kaffee aus dem 1-Euro Tchibo-Becher. Wer hat im Schrank Meißner Porzellan stehen? Höchst wahrscheinlich werden es nicht sonderlich viele sein. Und jene, welche im Besitz des teuren Porzellans aus Meißen sind, würden niemals auf die Idee kommen, dieses Edelporzellan für das tägliche Essen zu benutzen.
Seltsamerweise allerdings handelt man beim Auto ganz anders. Da werden 40.000 Euro Blech und Elektronik tagtäglich auf der Straße von A nach B bewegt. Und selbst Garagen und Unterstellplätze sind für viele Autos ein unerreichbares Ziel. Und so verwandeln sich in relativ kurzer Zeit die teuer investierten Euros in einen Haufen Schrott mit vielen Kabeln. Das ist nun einmal der Lauf der Zeit. Stimmt schon. Doch wieso geben die Deutschen dann trotzdem so viel Geld dafür aus?

Geld verheizen leicht gemacht
Es ist für die Wirtschaft ja nichts schlimmes, wenn der Konsument in einem Jahr mehrere Tausend Euro in seinem Fahrzeug „versenkt“. Viele Industriezweige sind durch das Automobil in Deutschland erst entstanden oder haben sich dadurch gefestigt. Wenn bei dieser Freizeitbeschäftigung bzw. täglicher Nutzung auch noch eine gewisse Art von Lust und Begeisterung befriedigt werden, ist diesem Hobby nichts negatives anzuhaften – außer auf der Ökobilanz. Die Dauernörgler sollten sich allerdings mal an die eigene Nase fassen. Wem der PKW langsam aber sicher zu teuer erscheint, der sollte sich nach anderen Lösungen umschauen.
Zum einen kann man schon beim Autokauf massiv Geld sparen. Es gibt nicht nur hochpreisige 5er-BMWs und überteuerte SLKs. Doch wenn der Nachbar etwas besseres auf dem Hof stehen hat, muss man entweder mitziehen oder einfach mal ignorant nein sagen. Und beim Verbrauch bzw. den Benzinkosten gibt es ebenfalls genügend Mittel und Wege, der Geldverschwendung Einhalt zu gebieten. Ein 1-Liter-Auto verbraucht nun einmal faktisch weniger als ein KFZ mit einem 2-Liter-Motor. Wer allerdings auf massive Beschleunigungskräfte und 250 km/h in der Spitze nicht verzichten möchte oder kann, der muss an der Tankstelle sein Portemonnaie demnächst noch weiter öffnen. Großes Mitleid habe ich damit nicht. Konsumverzicht kann manchmal eben verdammt weh tun. Doch unsere Industrie wird das letzte Glied in der Kette sein, welche uns diesen Konsum vermiesen wird.

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