Die Wunderprediger der SEO-Branche

Die SEO-Branche ist ein bisschen vergleichbar mit den Analysen der Rating-Agenturen. Die Hälfte entspricht vergleichbaren Fakten und 50 Prozent sind ausgewürfelte und rein subjektive Prognosen. Aber auch die Nähe zum Okkultismus oder zur sonntäglichen Kirchpredigt sind beim Thema SEO (Search Engine Optimization) nicht ganz abwegig. Viel Schein und Sein trifft auf teilweise horrende Beratungssummen.

Der Markt der Suchmaschinenoptimierung ist lukrativ. Denn in den meisten Fällen haben die Auftraggeber, also die Besitzer einer Website, keine Ahnung zu dem Thema. Und wer keine Ahnung hat, der kann mit wundersamen Versprechen leicht über den Tisch gezogen werden. Niemand hinterfragt, woher all die selbsternannten SEO-Fachleute die Verhaltensmuster der Suchmaschinen kennen und welche Optimierungen mehr schädlich als nützlich sind.

Früher war die Optimierung einer Website eine relativ einfache Aufgabe, weil sich die Algorithmen beispielsweise von Google ziemlich leicht überlisten ließen. Weißer Text auf weißem Hintergrund war zum Beispiel eine oft genutzte „Verbesserungsmethode“. Später hat man den Text in einem versteckten HTML-Element unter gebracht. Und ein Gewirr aus Querverlinkungen (von und zu anderen Websites) ist ebenfalls mit geringem Aufwand machbar.
Heute muss man sich ungemein schwerer anstellen, um gute Positionen bei den Suchmaschinen zu erhalten. Wer heutzutage noch Texte aus dem sichtbaren Bereich entzieht, hat eine Abwertung in den Suchergebnissen mehr als verdient. Technisch nennt sich dies Bad Rank – das negative Pendant zum Page Rank.

SEO ist Google-Optimierung

Google dominiert den Markt. In den USA erreicht der Suchmaschinen-Primus einen konstanten Marktanteil von 65 Prozent. In Deutschland kann man gar von einer Religionszugehörigkeit reden bei über 90 Prozent Marktanteil. Wenn also von Suchmaschinenoptimierung die Rede ist, dann meint man damit, es dem Google-Konzern möglichst recht zu machen. Dies treibt mitunter bunte Blüten. So sind nicht wenige davon überzeugt, dass der Einsatz von Google’s Analytics mit einen Bonus bei der Suchmaschinenplatzierung belohnt wird.

Das Grundsatzproblem aller Google-Optimierungen ist, dass sich der Konzern prinzipiell nicht in die Karten schauen lässt. Vieles lässt sich durch Beobachtungen oder Auswertungen von Daten heraus finden. Doch vieles ist und bleibt pure Spekulation und graue Theorie. Zusätzlich kommt mit hinzu, dass Google permanent an seinen Erkennungs- und Einstufungsrichtlinien arbeitet. Was also gestern möglicherweise noch als hilfreich galt, kann morgen schon schädlich sein. So war beispielsweise das „Pinguin“-Update eine Zäsur für alle Optimierer und Link-Farmen.

Ein SEO-Optimierer welcher sich nicht ständig up-to-date hält, steht auf verlorenem Posten dar. Zu Unterstützung der Arbeit gibt es viele Analysetools auf dem Markt. Jedes dieser Tools ist für sich gesehen selbstredend das Beste. Solche Tools kosten schnell 100 Euro im Monat, oder gar bedeutend mehr. Beim Anbieter Searchmetrics kostet das Standardpaket, die Suite Business, günstige 67 Euro pro Monat. Beim Branchenkönig Sistrix kostet das Komplettpaket pro Monat ganze 400 Euro; dafür gibt es die Module SEO (Search Engine Optimization), Link-Analyse, Optimizer, SEM (Search Engine Marketing), Universal Search und nicht zu vergessen den Sistrix Sichtbarkeitsindex.

Wer solche Tools nutzt, legt in die damit analysierten Werte auch eine gewisse Überzeugungskraft. Denn es bildet sich die altbekannte Weisheit „wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing„. Neben gut aufbereiteten Zahlenreihen und Analysewerten steckt viel Hokuspokus in solchen SEO-Tools. Jedes dieser Analyseprogramme mixt auf unterschiedlichste Art und Weise alle möglichen, erfassbaren Daten. Das Ganze gleicht ein bisschen der Wettervorhersage und dem Glauben an einen bestimmten Dienst.

Jeder Nutzer und Optimierer hat seine persönlichen Präferenzen und traut dem Lieblingsdienst immer die besten Wettervorhersagen zu. Es gibt gar Zeitgenossen, welche die unterschiedlichen Tools gegeneinander getestet haben und weitreichende Aussagen darüber treffen (können). Doch was hat man am Ende von der Erkenntnis, dass die eigene Website schlechter ist als die der Konkurrenz?

Im Internet zählt seit längerer Zeit die goldene Regel „content counts„, also „Inhalt zählt“. Denn guter(!) Inhalt ist das einzige, was sich (noch) nicht so einfach maschinell erzeugen lässt und prinzipiell vor jeder Abstufung sicher ist. Wer keinen vernünftigen Inhalt auf seinen Internetseiten zu stehen hat, wird mit den üblichen SEO-Maßnahmen dauerhaft nie eine bessere Position erreichen. Gutes SEO ist weit mehr als nur möglichst geschickt die gewünschten Keywords im Text unter zu bringen. Gutes SEO ist das Verständnis davon, dass fehlerfreie Ergebnisse ebenso belohnt werden wie die Omnipräsenz auf möglichst vielen Kanälen (soziale Netzwerke, Foren, usw.).

All dies kostet weit mehr als der simple Klick auf den Optimieren-Button. SEO ist eine dauerhafte Aufgabe. Denn schlussendlich kann SEO auch mit Marktbeobachtung oder Marktanalyse übersetzt werden. Wäre SEO wirklich so simpel, wie dies viele Hobby-Profis auf ihren Internetpräsenzen verkünden würden, wäre SEO ein Nullsummenspiel. Denn wenn alle ihre Seiten optimieren, sind am Ende alle wieder gleich weit (vorne).

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Ein Kommentar

  1. Wir gehen genau den umgekehrten Weg. *Gerade weil* die Kunden keine Ahnung von SEO haben oder immer nur Hokuspokus zu hören bekommen, reden wir Klartext.

    So wie es auch hier im Beitrag anklingt:
    a) (Guter) Content is King – für Besucher *und* Suchmaschinen
    b) Garantien für Platz 1 gibt es keine
    c) Pragmatisch denken und arbeiten

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