Windows 7 fehlt der große Wow-Effekt

Ich habe mir gerade ein paar sehr ausführliche Reviews zum neuen Windows 7 (Beta-Version) durchgelesen.

Die Autoren und auch ich kommen zu der Erkenntnis: Windows 7 ist kein großer Wurf, dafür bringt es lange erwartete Stabilisierungen, eine aufgeräumtere Bedienoberfläche und hier und da ein paar neue Features (so unter anderem „File-Libraries“). Der richtige Wow-Effekt wird allerdings bei den meisten Usern nicht eintreten. Und das ist schade. Vista war für Microsoft schon eher Misserfolg und nun legt man mit Windows 7 einfach eine aufgekochte Vista Second-Edition nach.

Und wieso? Weil Microsoft keinen komplett neuen Schritt machen kann bzw. will. Die Abwärtskompatibilität zu vorhandener Software hat für Microsoft oberste Priorität. Dies ist zum einen löblich und zeugt von Beständigkeit. Auf der anderen Seite verbaut man sich bei der Softwareentwicklung jegliche neue Möglichkeiten. Statt dessen müssen die Entwickler kompliziert an vorhandenen Symptomen herum doktern und über „Krücken“ die gewünschten Funktion einbauen. Wer schon selbst in der Softwareentwicklung tätig war, kennt das Dilemma. Wenn eine Neuauflage nicht in Frage kommt, geht das Große Basteln los. Und hier liegt meiner Meinung nach die größte Gefahr für Microsoft. Man verschließt sich den Trends und vor allem den technischen Möglichkeiten, in dem man die Kompatibilität zu alter Software auf die oberste Priorität setzt. Noch heute laufen (fast) alle Windows-95 Programme in einem modernen Vista.
Ich nehme zum Vergleich den Umstieg von MacOS 9 aus MacOS X oder den Wechsel von KDE3 auf KDE4. Die Entwickler hatten dabei relativ freie Hand und konnten damit die meisten der technischen Wünsche umsetzen. Man musste keine komplizierten Kompatibilitätsbrücken bauen. Eine Software welche für die neue Version nicht geschrieben ist, läuft schlichtweg nicht mit ihr. Bei MacOS ging man zudem noch einen – für den Benutzer – halbwegs ergonomischen Weg. Im neuen MacOS X hat man einen Emulator für die 9er-Version eingebaut, so dass man zumindest in der Emulation seine alte Software (vorerst) weiter nutzen konnte.
Bei KDE ist der Fall noch etwas anders. Hierbei handelt es sich nur um die Benutzeroberfläche und nicht gleich um ein ganzes Betriebssystem. Doch auch hier gilt: eine KDE4-Software läuft nicht unter KDE3, weil die nötigen Softwarebibliotheken fehlen. Es ist in diesem Fall auch kein Emulationsmodus vorgesehen. Denn wer eine KDE3-Software nutzen möchte, muss sich in seinem Linux parallel die KDE3-Umgebung installieren.

Doch bei Microsoft kann man sich irgendwie nicht von alten Zöpfen trennen. Zu sehr schmerzt wohl schon im Voraus die Magengegend, wenn man die Kunden vor die Wahl stellen würde: entweder alte Anwendungen und Windows Vista (oder älter) oder neue Anwendungen und nur noch Windows 7. Was wäre so schlimm daran? Oder schaffen es die Microsoft-Entwickler nicht, eine Emulationsschicht in ihr System einzubauen, damit wenigtens ein Großteil der alten Anwendungen unter Windows 7 laufen könnte?

In einigen Monaten wird Windows 7 im Verkaufsregal stehen. Doch reichen eine aufgeräumte Oberfläche, eine erneuerte UAC (User Account Control) und ein paar neue Funktionen im Systembereich für einen Kaufanreiz. Die Vista-Kunden werden sicherlich schon sehnsüchtig auf dieses runderneuerte Vista-II warten, denn schließlich war und ist Vista nicht gerade der große Wurf. Jene Windows-Benutzer, welche derzeit noch Windows XP im Einsatz haben, werden auch bei Windows 7 keinen driftigen Grund für einen Umstieg erkennen können.  Bei anderen Unternehmen würde man solch eine neue Version schlichtweg „Service-Pack“ oder zumindest nur „Update“ nennen.

Es wird sich zeigen, wie viele Lemminge für den neuen Windows-Aufguß wieder mehr als 150 Euro zahlen werden. Das Geld wert ist Windows 7 auf alle Fälle nicht.

Please wait...

3 Kommentare

  1. Die Frage ist, warum ist Windows DAS Betriebssystem für die Menschen?
    Weil wir von klein auf damit Spielen…was ist wenn plötzlich ein komplett neues MS-Betriebssystem erscheint auf dem alte Programme – Spiele nicht mehr laufen?
    Vergiß die office-anwender…Nein, es geht um die Games um nichts anderes. Die Spiele-Industrie macht annährend den Umsatz von Hollywood…Natürlich will MS diesen Unterbau nicht verlieren…

  2. Lustig. Den Grund mit den Spielen lasse ich nicht gelten.
    Wer bitte spielt unter Vista noch ein Windows98-Spiel? Und selbst dies könnte man durch einen Emulator lösen. Heutige Computer sind so schnell, dass ein altes Spiel problemlos in einem Emulator laufen könnte.

    1. NA DIE ZEIT HAT EUCH KRITIKER WOHL
      GESCHLAGEN.ABER DAS WAR AUCH SCHON AM
      13JAN KLAR. ALSO IHR WARSCHEINLICH LINUX FETISCHISTEN WIN 7 2FAST4YOU

      SYLLA1000

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