Die Finanzkrise ist halb so schlimm

Der gewöhnliche Häuslebesitzer in den USA weiß derzeit nicht, wie er seinen nächsten Kredit bekommen soll. Die größten Investmentbanken der USA liegen zerstört am Boden. Die amerikanische Regierung wollte ein 700 Milliarden US-Dollar schweres Rettungspaket für die Bankenkrise schnüren, doch die Kongressmitglieder haben dem Plan auch im zweiten Anlauf eine Absage erteilt. Und um die Unsicherheit noch größer werden zu lassen, haben sie sich erst einmal in einen Kurzurlaub verabschiedet. Soll dieses Problem doch der nächste US-Präsident mit seiner Mannschaft klären.

In Deutschland sieht es nich viel besser aus. Die KfW Bankengruppe (früher: Kreditanstalt für Wiederaufbau) hat sich an der amerkanischen Finanzkrise ebenfalls verspekuliert. Auch der Hypo Real Estate ist „ganz unerwartet“ das Geld ausgegangen. Die Bundesregierung möchte mit 25 Milliarden Euro die Investment-Bank retten; um auf dem internationalen Finanzmarkt deutsche Stärke zu demonstrieren. Auch andere Landesbanken und selbst die Sparkassen leiden mit an der Krise. Doch von überall kommen die warmen und beruhigenden(!?) Worte: Alles halb so schlimm. Das gröbste haben wir hinter uns.

Über dem Silicon Valey kreist schon seit längerem der Pleitegeier. Das kalifornische Tal gilt als Richtungsweiser für Zukunftstechnologien und in den letzten Jahren war das Thema Finanzprobleme eher eine Randerscheinung. Der Kurs der Microsoft-Aktie büßte in den letzten 8 Monaten 30 Prozent seines Wertes ein. Für Google ging es in den letzten 8 Monaten gar 55 Prozent nach unten und bei Apple beträgt der Verlust im Aktienwert sogar knappe 60 Prozent. Alles halb so schlimm?

In Deutschland ist die Lage nicht viel anders. Die Aktie der Allianz verringerte ihren Wert in den letzten 8 Monaten um über 35 Prozent. Bei Daimler ging es ca. 50 Prozent in den Keller und bei der Commerzbank stürzte der Aktienkurs gar über 60 Prozent nach unten. Wirklich nur alles halb so schlimm. Keine Panik.

Natürlich kommen an den Börsen dieser Welt auch wieder bessere Zeiten. Doch was zeigt uns die Krise? Die jahrelangen 20, 50 oder gar 100 Prozent Renditechancen waren alles erlogene und erkaufte Hütchenspiele. Das Geld musste vorne nur schneller reinkommen als man es hinten wieder zur Verfügung stellen musste. Selbst Jugendliche kennen heute bereits das Schneeballsystem und sind gewarnt davor. Nur die Finanzjongleure an den Börsen und in den Banken kannten dieses raffgiere System noch nicht. Halb so schlimm. Jetzt kennt der Finanzmarkt ein paar wichtige Banken weniger und die angehäuften Schulden werden von den Bürgern bezahlt. So einfach macht man Big-Business.

Geld kann sich leider nicht schneller vermehren, wie es entsteht. Die Notenbanken sollten es am besten wissen, welchen Geldzuwachs es in einem Land gibt. Doch hier hielt man sich bedeckt und hoffte auf das lange Spiel: vergib Kredite und kassiere Zinsen dafür. Ein Staat auf Pump funktioniert allerdings über einen längeren Zeitraum ebenso wenig wie auf Pump finanzierte Unternehmen oder Privatpersonen. Ab sofort müssen alle bei der Raffgier nach Geld einen ganzen Gang zurück schalten; dies ist allerdings nicht einmal ein Fehler.

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