Microsofts neue Kleider: Singularity, Barrelfish und Helios

Das Microsoft Research-Team ist dieser Tage äußerst fleißig. Man veröffentlicht (fast) am laufenden Band neue Betriebssystem Varianten. Anfang 2008 brachte man Singularity in Spiel. Letzte Woche veröffentlichte das Research-Team das System Barrelfish und diese Woche folgte mit Helios die dritte Entwicklung aus dem Hause Microsoft.

Singularity
Singularity ist komplett in Managed Code geschrieben und stellt eine solide Basis für mögliche neue Windows-Varianten dar. Ziel ist es, ein zuverlässiges Betriebssystem zu schaffen, in dem der Betriebssystem-Kernel, die Gerätetreiber und alle Anwendungen sich nicht gegenseitig gefährden können. Root-Kits und Viren hätten damit weitaus geringere Chancen, ohne Erlaubnis ins System einzugreifen. Das Sicherheitskonzept läuft unter dem Namen Software-isolated Processes (SIPs). Am 4. März 2008 stellte Microsoft den Quellcode allen Interessierten öffentlich unter der Microsoft Research License zur Verfügung.

Barrelfish
Mit Barrelfish hat Microsoft Research ein reines Multicore-System entwickelt. Grundgedanke ist ein System, welches die unabhängigen Prozessorenkerne als eine Art verteiltes Netz behandelt. Das System wurde zusammen mit der ETH Zürich entwickelt.
Die einzelnen Prozessoren in einem PC (X86, x64, ARM, GPU und andere) werden durch einen sogenannten Interconnect miteinander verbunden und kommunzieren darüber. Die ersten Leistungs- und Vergleichstest mit herkömmlichen Betriebssystem ist sehr viel versprechend. Denn durch die Kombination und Interaktion aller vorhandenen Prozessoren lässt sich ein Gesamtsystem und somit die darauf laufenden Anwendungen viel effektiver nutzen. Und der Trend geht unweigerlich in die Aufsplittung spezialisierter Prozessoren. Der erste Snapshot von Barrelfish wurde unter einer BSD-artigen Lizenz zwischenzeitlich veröffentlicht.

Helios
Der dritte Neuzugang im Bunde ist die Konzeptstudie Helios.Helios basiert auf Singularity und bringt zudem erste Erkenntnisse von Barrelfish. So soll mit Helios in heterogenen Systemen die Kommunikation untereinander erleichert werden, in dem sogenannte „Satelliten“ für einen einheitlichen Microkernel-Standard sorgen. So sollen unter anderem Schreib- und Lesezugriffe durch Remote Message Passing zu einer transparenten Transaktion werden. Der Vorteil liegt darin, dass Anwendungen durch Helios alle erdenklichen Vorteile einer neuen Hardware nutzen können.

Entwickeln und Forschen ist die eine Sache. Die dabei gewonnen Erkenntnisse in neue bzw. bestehende Windows-Versionen einfließen zu lassen, ist eine andere. Gelingt es Microsoft nicht, die neu entwickelten System auch nur im Ansatz in zukünftige Versionen von Windows einzubauen, so hat Microsoft ziemlich schnell ein Glaubwürdigkeitsproblem. Denn den immer selben Programmiersumpf in ausschließlich neuer Verpackung mit veränderter Funktionalität auf den Markt zu bringen, kann selbst für Microsoft kein Garant für lang anhaltenden Erfolg sein.

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