Kontrollieren die Überwacher auch meinen Spam-Ordner?

Die Frage wirkt im ersten Moment recht banal. Und leichtfertig würde auch mit einem „egal“ antworten. Wenn die Überwacher schon den Email-Verkehr kontrollieren, können sie auch sehen, welchen Blödsinn ich jeden Tag in meinem elektronischen Briefkasten habe. Entweder ist der Spam bereits vom Provider erkannt und vorsortiert oder mein lokales Mailprogramm erkennt den Rest der elektronischen Plage. Doch wie sehr interessieren sich unsere Geheimdienste für den Spam-Müll?

Ich könnte wetten, dass die Überwachungsspezialisten die Spam- und Junk-Ordner ignorieren. Aus einem ganz einfachen Grund: die bloße Datenmenge. Spam macht weltweit einen Anteil  von 64 Prozent (in Deutschland von über 80 Prozent) der versendeten E-Mails aus. Würde man also den Spam für eine Überwachung mit dazu speichern, brächte man mehr als die doppelt so gr0ße Speicherkapazität wie jetzt. Auch Rechenzentren und Serverfarmen haben endliche Grenzen. Und welchen Sinn würde es überhaupt ergeben, wenn Geheimdienste den elektronischen Müll nach verwertbaren Informationen durchsuchen würden?

Die Mail-Dienste erledigen ihre Aufgabe recht ordentlich. Bei Spam gibt es fast so gut wie keine Fehler mehr. Was im Spam-Ordner gelandet ist, gehört ziemlich sicher da hin. Ich hatte auch schon viele Spam-Mails in meinem Postfach, welche so rein gar keinen Sinn ergeben wollten. Kein Link, kein Dateianhang, kein Kaufangebot und auch keine Millionen aus Afrika. Einfach nur spamartiger Text. Ein Test von Programmierern um zu sehen, wie weit man einen Spamfilter ausreizen kann? In den allermeisten Fällen werden die Junk-Nachrichten ungelesen gelöscht.

Wenn nun also die Spam-Order von den Geheimdiensten nicht kontrolliert werden, sind sie ein perfektes Fach für die Übermittlung von terroristischen oder kriminellen Informationen.  Terroristen und Kriminelle hätten ein einfaches Spiel, verschlüsselte Nachrichten darüber zu versenden. „Textbrei“ (kodierte Originaltexte) sind in den Augen von einem Spam-Filter auszusortieren. Also werden aus terroristischen Nachrichten ganz simple Spam-Mails. Und kein Überwachungsprogramm würde etwas bemerken.

Sollten die Überwacher wie die NSA jedoch auch die Spam-Mails kontrollieren, könnte man mit ein paar großen Spam-Wellen das komplette Überwachungsprogramm zum Absturz zwingen. Die zusätzlich gesammelten Datenhaufen würden die Speicher zum Kollabieren bringen und die Auswertungszeit gewaltig in die Länge ziehen. Die Schnüffler vom Dienst müssten mehr Zeit für die Stabilisierung der Systeme aufbringen, als sich mit der wichtigen Auswertung zu beschaffen.

Die Antwort auf die Frage, ob nun auch mein Spam-Ordner mit durchsucht wird, bleibt ebenso unbeantwortet wie prinzipiell jede Frage, die sich rund um die staatlichen Überwachungsprogramme dreht.

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