Aus diversen Kreisen ist zu hören, dass HP (Hewlett Packard) an der Entwicklung eines eigenen Linux arbeitet. Man wolle damit ein Gegengewicht gegen Microsofts Vista setzen und sich stückweise von der Abhängigkeit gegenüber Windows lösen. Von der Führungsetage wird dies bestritten. Man habe keine nennenswerte Anzahl Mitarbeiter abgezogen, um ein eigenes Linux zu entwickeln. Das braucht HP aber auch nicht tun, schließlich reicht es auch, wenn man die vorhandenen Mitarbeiter intern in den Abteilungen anders strukturiert. Und mit der Entwicklung eines eigenen Unix (HP-UX) hat man schon seit Jahrzehnten Erfahrung.
Sollte HP wirklich an der Entwicklung eines eigenen Linux arbeiten, könnte dies die Ehe zwischen HP und Microsoft langfristig stören. Ein HP-Linux könnte Microsoft in finanzielle Schieflage bringen, da mit Hewlett-Packard einer der größten „Verbündeten“ wegfallen würde. Unzählig viele Windows- und Office-Lizenzen würden auslaufen und nicht durch neue Versionen ersetzt werden.
Der HP-Konzern beschäftigt über 170.000 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von mehr als 100 Milliarden US-Dollar. Selbst wenn nur 50 Prozent der Arbeitsplätze auf ein Linux umgestellt werden würden, hätte Microsoft damit bitter zu kämpfen.
Auch könnte HP seine Linux-Entwicklung für die eigens verkauften PCs benutzen. Der Käufer hätte dann die Wahl zwischen einer Windows-Lizenz für ca. 100 Euro und einer HP-Linux-Lizenz für eventuell 0 bis 20 Euro. Man kann davon ausgehen, dass HP sein Linux einem Vista ebenbürtig macht. Einzig und allein die Spielefähigkeit (in Verbindung mit Direct-X) wird einen Teil der Käufer abhalten. Wer hingegen normale Büroarbeit macht, paar Fotos seiner Digikam bearbeiten möchte und im Internet surfen geht, der benötigt kein Windows. Das kann auch ein Linux kostengünstiger und resourcenschonender erledigen. Und selbst mit einer Wine-Implementierung könnte es HP relativ fehlerfrei gelingen, einen Großteil der Windows-Programme in der Linux-Umgebung laufen zu lassen.
Die Luft für Microsoft wird dünner. Mit HP wendet sich einer der engsten Verbündeten immer weiter ab – zumindest nach außen hin. Das nächste Windows (Version 7) muss für Microsoft ein voller Erfolg werden. Grobe Patzer darf sich der Konzern das nächste Mal nicht erlauben. Und beim Lizenzierungsmodell bzw. bei der Preisgestaltung seiner Produkte muss sich Microsoft eventuell auch eine Änderungen einfallen lassen. Der „Krieg“ Linux gegen Windows geht in die nächste Runde.