HD+ Preiserhöhung: wenn Werbeprospekte teurer werden

Das TV-Signal wird in unterschiedlichen Formaten ausgestrahlt. Es gibt die Standard-Definition (SD) und die High-Definition (HD). Vor einigen Jahren hatten alle TV-Anstalten den Umstieg von SD auf HD beschlossen. Man wollte bei den wachsenden Displaygrößen der TV-Geräte mithalten. Die Privaten TV-Sender sahen in HD zudem – endlich – die Möglichkeit, eine Grundverschlüsselung einzuführen. Anfangs war der Jubel jedoch sehr verhalten, da nur wenige Kunden bereit waren, für diesen Luxus die Jahresgebühr von 50 Euro zu zahlen.

Das letzte Jahr lief für die HD PLUS GmbH, ein Tochterunternehmens des Satellitenbetreibers SES, zufriedenstellend bis sehr gut. Mit Ende des Jahres 2013 hatte das Unternehmen 1,4 Millionen zahlende Kunde. Dies sind knappe 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Hinzu kommen circa 1,3 Millionen Haushalte, welche sich derzeit in der kostenlosen Testphase befinden.
Es ist ein altes Prinzip aus der Marktwirtschaft: was sich gut verkauft, kann man noch teurer verkaufen. Folglich steigt bei HD+ der Preis in diesem Jahr. Ab dem 6. Mai zahlt der Abo-Kunde 60 Euro (vorher 50 Euro, Aufschlag von 20 Prozent). Die HD+-Karte verteuert sich auf 65 Euro (vorher 55 Euro).

Daumen hoch für diese gelungene Geschäftsidee

Ein einfacher Vergleich: den normalen Werbeprospekt gibt es gratis. Als Variante in Hochglanz kostet der selbe Werbeprospekt jedoch stolze 65 Euro im Jahr. Selber Inhalt nur andere Verpackung. Die 2,7 Millionen HD+-Abonnenten zeigen eindrucksvoll, dass die Geschäftsidee funktioniert. Und dabei lässt sich der Kunde auch noch vorschreiben, dass er selber nicht einmal umblättern darf wann er will. Denn HD+ ist nicht nur „Hochglanz“-TV sondern auch Kundengängelung der ganz besonderen Art. Die TV-Sender haben diverse Möglichkeiten, wie sie das digital ausgestrahlte HD+-Programm beeinflussen können.

  • Eine Aufnahme in HD+ kann komplett unterbunden werden.
  • Die Wiedergabe eine HD+-Aufnahme kann zeitlich begrenzt werden (bis maximal 61 Tage).
  • Timeshift, das zeitversetzte Fernsehen, kann unterbunden oder begrenzt werden (z.B. um 60 Minuten).
  • Timeshift in Verbindung mit dem Überspringen der Werbung kann unterbunden werden.
  • HD+-Aufnahmen können an das Aufnahmegerät gebunden werden; ebenso die Aufnahme auf eine externe Festplatten.

Die TV-Sender nutzen vorzugsweise die Einschränkung zum Überspringen der Werbung. Der Zuschauer wird dazu gezwungen, den Werbeblock in voller Länge sich anzuschauen. Oder er geht in der Zwischenzeit aufs Klo, holt sich ein Getränk oder überbrückt anderweitig die Zwangspause. Gerade bei Spielfilmen sind Unterbrechungen lästig, denn sie werfen einen komplett aus der Handlung.

Der HD+-Zuschauer zahlt für sein „Hochglanz“-TV doppelt. Einmal über die Werbung, mit welcher er zwangsweise beglückt wird, und ein zweites Mal mit der Jahresgebühr für HD+. Der deutsche Fernsehzuschauer ist so doof, dass er sich für eine bessere Bildqualität freiwillig gängeln lässt. Dies hat leichte sadomasistische Züge. Der Sklave zahlt seinen Peiniger dafür, dass er in seiner Freiheit beschränkt wird. Der deutsche Couchpotatoe ist leider so doof und spielt in diesem Technikkrieg mit. Und eines ist gewiss: in ein paar Jahren liegt die Gebühr bei 100 Euro.

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Ein Kommentar

  1. Das Geschäftsmodell funktioniert angesichts von mickrigen 1,5 Millionen Kunden eben nicht! Bei den aktuellen Zuwuchsraten (die auch noch dazu rückläufig sind) bräuchte HD+ über 100 Jahre, um sich am Markt durchzusetzen. Ergo Geschäftsmodell funktioniert nicht und wird eingestellt!

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