Globale Preise ‚ja‘ – globale Löhne ’nein‘

Unlängst haben die Gewerkschaften gefordert, die Gehälter der Vorstände und Manager künstlich zu beschränken. Lohnsteigerungen von über 20% seien irreell. Hingegen schöpfen die Gewerkschaften bei den Lohnforderungen für Ihre Mitglieder ebenfalls aus den Vollen. 10 Prozent oder gar 30 Prozent mehr Lohn wie damals bei der GDL sind demnach gerechtfertigt und nicht überzogen?

Wir wollen für Produkte und Lebensmittel stets den geringsten Preis zahlen. Dies ist nur durch eine globalisierte Marktwirtschaft möglich. Nur wenn der DVD-Player für ein paar Cent in Billiglohnländer gebaut wird, kann man ihn hier für knappe 30 Euro kaufen. Müsste der selbe DVD-Player hingegen direkt in Deutschland hergestellt werden, würde er wahrscheinlich das Dreifache kosten. Und wer wäre dann noch bereit, sich für 100 Euro einen DVD-Player zu leisten?

Bei den Löhnen allerdings gönnen wir uns hingegen immer noch ein Alleinstellungsmerkmal. Wir wollen und können uns nicht den globalen Bedingungen anpassen. Die Gewerkschaften tun dabei ihr übriges, in dem sie gebetsmühlenartig wiederholen: „Nun ist aber ein großer Schluck aus der Pulle gerechtfertigt.“ Und gern verwurschtelt man bei der Diskussion Themen, welche keinen direkten Bezug zueinander haben. So wird von den Gewerkschaften immer wieder gern betont, dass die Vorstandsvorsitzenden sich jährlich immer noch größere Bezüge zuschustern. Viele Vorsitzende der DAX-Unternehmen erhalten schon seit Jahren Gehälter in Millionenhöhe. Nun, dies ist eine Tatsache, hat aber nichts direkt mit den Gehältern der Angestellten zu tun. Oder fragt ein Arbeiter am Band von Volkswagen, wieso die Putzfrau nur 7 Euro die Stunde bekommt, obwohl er selbst inklusive Zulagen auf ca. 20 Euro die Stunde kommt?

Die Welt ist ungerecht. Gewerkschaften wollen uns beweisen, dass dies so nicht sein muss. Dafür fliegt auch mal deren Vorsitzender (Herr Bsirske) auf Kosten der Lufthansa erster Klasse in den Südsee-Urlaub. Ja, so gerecht ist die Arbeitswelt. Noch ein Dauerthema bei den Lohnverhandlungen ist die Inflation. Die realen Lohnsteigerungen würden nicht schritt halten mit der Inflation. Im Gegenzug, die Arbeitnehmer verdienen Jahr für Jahr real immer weniger, weil Steuern und die Inflation immer mehr von Einkommen weg nehmen. Dies ist weniger ein Problem des kapitalistischen Arbeitsmarktes als vielmehr ein zentrales Problem der derzeitigen Politik. Daran ändern auch höhere Lohnforderungen der Gewerkschaften nichts.

Fakt ist und bleibt allerdings die Globalisierung. Wir öffnen in Europa und zur ganzen Welt unsere Grenzen, um den Handel von Waren und Dienstleistungen zu vereinfachen. Wir wollen günstige Lebensmittel, preiswerte Elektronikartikel, wir fahren zur Zahnbehandlung nach Polen und nehmen uns mehr als einmal pro Jahr einen billigen Urlaub im Ausland (inklusive Flug). Doch sobald es um die Löhne geht, fallen die Schranken in den Köpfen. Da möchte man sich nicht mit dem Ausland angleichen. Bei den Deutschen gilt beim Gehalt immer noch die Parole: mir das Meiste. Von den Vorteilen der globalen Marktwirtschaft profitiere aber im eigenen Land die Lohngrenzen neu definieren. Das ist Deutschland.

Es ist eine Frage der Zeit, bis auch der Mob kapiert, dass die Welt sich nicht nur um ihn alleine bzw. um Deutschland dreht. Und dann ist da noch das Streitthema die Schere zwischen Arm und Reich. Wir finden es befremdlich, wenn die Armen immer ärmer und die Reichen immer wohlhabender werden. Doch spätestens bei der nächsten Lohnverhandlung ist dies wieder vergessen.

Je höher man pokert, desto tiefer kann man fallen. Und gerade in einer von Rezension geprägten Zeit werden viele nicht sonderlich weich fallen auf dem Boden der (globalen) Realität.

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