Premiere hat es auf dem deutschsprachigen Raum nicht leicht. Zu wenige Abonnenten möchten sich den Luxus eines bezahlten Fernsehprogramms – ohne Werbeunterbrechung – leisten. Und dann sind da nach Aussage von Premiere noch die vielen Hunderttausenden Schwarzseher – Piraten genannt, welche bei Premiere das Geschäft mit dein Einnahmen vermiesen.
Premiere-Chef Michael Börnicke geht deshalb nun in die Offensive und kündigt eine Restrukturierung des Senders an. Sein Ziel ist es, die Zahl der Abonnenten von derzeit ca. 5 Millionen auf 10 Millionen Kunden nahezu zu verdoppeln. Auch soll der Umsatz von derzeit einer Milliarde Euro sich auf zwei bis drei Milliarden Euro erhöhen. Hohe Ziele für einen TV-Sender, welcher bereits jetzt an der maximalen Grenze der möglichen Neukunden knabbert.
Denn, wenn auch Herr Börnicke etwas anderes vermitteln möchte, sind es nicht die eine Million Schwarzseher, welche den Ertrag schwächen. Mir ist schleierhaft, wie der Premiere-Chef auf diese hohe Zahl der Piraten kommt. So groß kann die Schar der illegalen Schwarzseher in der Wirklichkeit kaum sein. Dennoch geht der Kampf von Premiere gegen die Front der Piraten unvermindert weiter. Erst kürzlich wurde das Verschlüsselungsverfahren umgestellt, um nicht zertifizierte Geräte vom Empfang des Sendesignals auszusperren. Dass man damit natürlich nicht nur die Schwarzseher sondern auch die ehrlichen Kunden bestraft, scheint bei Premiere keinen groß zu interessieren. Viele Kunden beschweren sich in Internetforen, dass ihre alten Geräte seit der Umstellung nur noch ein schwarzes Bild präsentieren. Und dies nur deshalb, weil Premiere früher keine klaren Angaben bezüglich Hardwareanforderungen gestellt hat. So besitzen mittlerweile viele Kunden ein Empfangsgerät von nicht lizenzierten Herstellern, welche dem Nutzer gewisse Mehrwerte verkauft haben; beispielsweise die Aufnahme bzw. Speicherung von Inhalten zum späteren Abruf.
Die zahlende Kundschaft ist verärgert. Wohl wahrscheinlich auch deshalb, weil die Service- und Kundenabteilung von Premiere die Anliegen eher unbefriedigend beantwortet. Wer zahlt schon freiwillig gern viel Geld für Leistungen, welche dann nur unzureichend bzw. mit vielen Hindernissen genutzt werden können.
Die zahlende Kundschaft ist auch immer mehr verärgert darüber, dass die Qualität des Sendeprogramms immer mehr abflacht. Viele alte Filme werden in einer Art Dauerschleife über einen ganzen Monat verteilt mehrfach ausgestrahlt. Neue Filme erscheinen meist nur wenige Wochen vor dem Verkaufsstart der DVDs bzw. vor dem Bezug in Videotheken. Da lohnt es sich nicht sonderlich, für solch minderwertigen Service monatlich 20 Euro und mehr zu zahlen.
Und dann ist da noch das kaum mehr zu überblickende Spartenprogramm von Premiere. Neben ein paar Hauptkanälen gibt es mittlerweile über ein Dutzend Spartenkanäle, welche alle extra bezahlt werden wollen. Kaum ein Kunde ist bereit, für diesen Flickenteppich an unterschiedlichen Programmen pro Kanal bis zu fünf Euro extra monatlich auszugeben.
Das Ziel von Premiere sollte nicht die Investition in ein neues PR-Programm sein. Dem Kunden ist es weniger wichtig, wie toll sich ein Unternehmen präsentiert. Ein TV-Junkie möchte einfach, relativ preiswert und nach seinen Wünschen sein TV-Programm genießen. Dies alles ist derzeit bei Premiere leider nicht möglich und wird sich nach der PR-Offensive auch nicht ändern. Was sich ändert, ist das Image des Senders. Doch wem hilft das schon.