Wenn es um Autobahnen und Baustellen geht, wird in jüngster Zeit auch immer folgendes Problem mit angesprochen: die heutigen Autos sind zu breit für die linke Spur. Normalerweise gilt auf Baustellen für die linke Fahrspur eine Breite von 2 Metern. Über 60 Prozent der heute produzierten PKW haben jedoch (deutlich) breitere Abmessungen. Der Irrtum vieler Autobesitzer beginnt damit, dass im Fahrzeugschein die Autobreite ohne Seitenspiegel angegeben ist. Misst man jedoch die gesamte Fahrzeugbreite – samt Spiegel – kommt man schnell auf Breiten von 2,20 Meter und mehr.
Autobahnbaustellen sind für jeden Verkehrsteilnehmer ein Ärgernis. Zum einen bedeuten sie einen Zeitverlust, da ein Tempolimit alle zum Langsamfahren zwingt. Die Polizei führt an diesen Stellen gern Geschwindigkeitsmessungen durch. Zum anderen bedeuten Baustellen auch mentalen Stress, da es auf den verengten Fahrbahnen stets sehr beengt zugeht. Wer da nicht genau aufpasst, rammt sich schnell unschöne Kratzer in den Lack.
Als Autofahrer hat man also die Qual der Wahl: entweder schwimmt man auf der rechten Seite mit, oder überholt wagemutig auf der linken, engen Spur. Rein rechnerisch ist man in einer Baustelle auf der Überholspur nicht wesentlich schneller. Denn bereits die Teilnehmer auf der rechten Spur nutzen meist die Geschwindigkeitsbegrenzung bis zum Limit. Was also bringt dann ein Überholvorgang innerhalb einer Baustelle? Pluspunkte für’s Ego, einen Zeitgewinn von eventuell 30 Sekunden und den gewissen Nervenkitzel.
In eine andere Richtung denkt der Auto Club Europa (ACE). Der Autoclub fordert, dass die sich in der Diskussion befindliche Richtlinie zur Erweiterung der linken Fahrspur um einen halben Meter endlich in Kraft gesetzt werden müsse. Durch die vielen Baustellen würden enorme Zeitverluste entstehen. Außerdem stehe der Standortvorteil (Deutschland) auf dem Spiel. Und schlussendlich seien es auch tückische Crash-Fallen.
Der Autoclub hat die härtesten aller Fakten hervor geholt, wieso Fahrbahnen auf Baustellen endlich breiter werden sollten. Eigentlich hätte auch ein primitives „Freie Fahr für freie Bürger“ genügt. Der Automobilclub hinterfragt mit keiner Silbe, wieso die Situation ist, wie sie ist. Die Engstellen sind nicht enger geworden; es sind die Straßenkreuzer, welche von Modell zu Modell immer breiter werden.
Was spricht also gegen eine Forderung, dass die Autohersteller vielleicht wieder über schmalere Modelle nachdenken? Wenn es wieder breitere Baustellen gibt, wozu dann noch Tempo 80? Und was ist mit den deutschen Bundesstraßen? Diese haben üblicherweise eine Grundfahrstreifenbreite von 3,7 Meter. Auch hier könnte man von zunehmender Platznot sprechen. Schließlich ist hier die Gefahr einer Kollision gemeinhin größer, da einem bei 100 km/h andere Verkehrsteilnehmer entgegen kommen.
Man könnte eigentlich auch über unterschiedliche Fahrklassen nachdenken. Die linke Spur gehört der ersten Klasse; alles rechts davon darf von der zweiten Klasse benutzt werden. Natürlich würde die erste Klasse einen Aufschlag kosten, wie sonst so üblich für Premiumkunden. Abgerechnet würde über die KFZ-Steuer und stichprobenweise kontrolliert von den Ordnungsämter. Im Autoland „Deutschland“ begnügen wir uns aber erst einmal mit breiteren Baustellen.