Bereits am 7. Mai 2008 hatte ich über die SWR-Reportage „Quoten, Klicks und Kohle“ berichtet. Der Autor Thomas Leif zeichnete dort das Bild vom Kampf der Öffentlich-Rechtlichen gegen die freie und kommerzielle Konkurrenz auf dem großen Feld des Internets.
Schon wenige Stunden nach der Ausstrahlung waren die ersten Reaktionen in diversen Blogs zu lesen. Von einseitiger und gar blinder Berichterstattung war ebenso die Rede bis hin zu einem medialen Kreuzzug gegen die freie Preise. Die Reportage hat nun ein Nachspiel; es war nach diesen Reaktionen auch kaum anders zu erwarten. Der Fernsehausschuss des SWR befasst sich seit gestern mit dem Fall, da beim Sender zwei förmliche Beschwerden eingegangen sind. Namen über die Verfasser der Schreiben sind bis dato keine bekannt. Fällt der Fernsehausschuss des SWR ein negatives Urteil, kann sich ggf. auch der Rundfunkrat mit der Reportage beschäftigen.
Doch auch bei der Landesmedienanstalt ist man hellhörig geworden. Zusätzlichen Auftrieb verleiht der Sache ein Gutachten der Hochschule Mittweida (Fachrichtung Redaktionspraxis). Die Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) in Mainz hatte eine Studie in Auftrag gegeben, welche diese Reportage durchleuchten sollte. Die 3000 Euro teure Studie kommt zu dem Fazit, dass mehrere Verstöße gegen das journalistische Handwerk gefunden wurden.
Die Öffentlich-Rechtlichen – speziell die ARD – stehen unter Zugzwang. Sollte sich herausstellen, dass in der Reportage „Quoten, Klicks und Kohle“ einseitig oder gar fehlerhaft recherchiert wurde, könnten ihren zentralen Forderungen nach mehr redaktioniellen und inhaltlichen Freiheiten für das Internet, der Boden unter den Füßen weggezogen werden.