Ärzte erhalten für ihre Arbeit ein Honorar. Honoriert wird damit auch ihr Wissen und ihre Menschenkenntnis. Doch all zu oft ist diese finanzielle Anerkennung nicht mehr als ein billiger Medizinerwitz: Kommt eine Tablette zum Arzt! Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) forderte für ihre Mitglieder eine Gehaltssteigerung von 11 Prozent. Die gesetzlichen Krankenkassen haben indes nur 0,9 Prozent genehmigt. Dies entspricht im Schnitt einem Plus von 1800 Euro im Jahr. Dagegen laufen die Weißkittel nun Sturm. Sie drohen gar mit Schließungen der Praxen.
Ärzte haben eine hohe Verantwortung. Ich möchte mit ihnen nicht tauschen. Ich möchte allerdings auch nicht die Arbeit eines Steuerberaters übernehmen (Jahresbrutto ca. 50.000 Euro) und auch nicht den Job eines Müllmannes (Jahresbrutto ca. 24.000 Euro). Es ist ja nicht nur das Geld, welches einen Beruf attraktiv macht. Doch sind Ärzte unterbezahlt? Geht es ihnen wirklich so schlecht, dass sie 11 Prozent mehr Honorar benötigen?
Im Durchschnitt hat ein Arzt in Deutschland einen Honorarumsatz von 102.000 Euro im Jahr. Dies ergibt ein Jahresbrutto von ca. 50.000 Euro was am Ende einen Nettoverdienst von ca. 24.000 Euro bedeutet. Liebe Müllmänner dieses Landes: ihr freundlicher Hausarzt verdient netto so viel, wie sie brutto auf dem Lohnzettel stehen haben. Durch die 11 Prozent Steigerung würde der Nettoverdienst der Mediziner auf 26.600 Euro steigen. Das nennt man mal großzügig kalkuliert.
Alle Kassenärzte über einen Kam zu scheren wäre ungerecht. Sicherlich gibt es auch sozial eingestellte Weißkittel, welche mit dem Gehalt zufrieden sind welche sie derzeit erhalten. Doch wenn der Bundesverband für höhere Honorare trommelt, schließen sich gern (fast) alle an. Und was trifft den Patienten da besser als ein Streik. Die rund 150.000 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten planen im September ihre Praxen stunden- bzw. tageweise zu schließen. Es geht schließlich um die Existenz der weißen Eminenz.
Vielleicht sollten wir Patienten es den Ärzten gleichtun und ebenfalls mal streiken. Für ein ganzes Quartal meiden wir jegliche Arztpraxis – sofern medizinisch möglich. Einfach mal nach alten Hausrezepten googlen oder die alten Tabellen aus dem letzten Jahr aufbrauchen. Wir legen mit diesem Streik keine 10 Euro Praxisgebühr auf den Tisch. Wenn eine Behandlung ausfällt, kommt der Arzt auch nicht auf sein angestrebtes Honorar. Mal sehen, wer schneller mit dem Weinen anfängt.