Waschmittel-Werbung: wäscht jetzt noch weißer

Was ist senil und trägt eine weiße Schürze? Nein, es ist nicht der Chefarzt gemeint. Richtig wäre: die Hausfrau beim Waschen ihrer Wäsche. Sorry an alle Hausmänner und Hausfrauen. Aber es scheint mir, als ob die gesamte wäschewaschende Republik an senilem Gedächtnisverlust leidet. Anders kann ich es mir nicht erklären, wie Waschmittel in jedem Jahr noch weißer waschen kann als zuvor. Wenn man alle Versprechungen der Werbung zusammen zählen würde, müsste die Wäsche bereits weißer als weiß – also quasi durchsichtig – nach dem Waschen  sein.

Angefangen hat das ganze Desaster mit der Werbe-Ikone Klementine, alias Johanna König. Sie spielte von 1968 bis 1984 die Klementine für die TV-Spots der Marke Ariel. Und schon damals lautete der Spruch „Nicht nur sauber, sondern rein„. Auch das Waschmittel „Weisser Riese“ erlebte eine vergleichbare Geschichte. Von „Riesenweisse Riesenwaschkraft“ (1970), über „kraftverstärkt“ (1992) bis hin zu „Fleckensalzperlen“ (2000) wäscht das weiße Wunder von Jahr zu Jahr noch sauberer. Die Liste lässt sich bis fast ins Unendliche fortsetzen. Andere Marken – andere Sprüche. Und auch nächstes Jahr werden die Produkte noch sauberer, noch schonender und noch weißer waschen. Das garantiere ich.

Die Kunden sind beim Thema Waschmittel so senil wie eine Eintagsfliege. Offensichtlich kann sich keiner der Kunden länger als 12 Monate die Versprechungen der Waschmittelindustrie merken. Wo es früher noch gereicht hat, einfach das normale Waschmittel in die Trommel zu geben, kamen bald die Waschkraftverstärker mit dazu. Im ersten Anlauf wurden sie bereits bei der Produktion dem Waschmittel beigefügt. Dann wurden die Pulver kompakter. Und irgendwann hat man bei den Konzernen eine neue Einnahmequelle entdeckt: Sauerstoff. In den kleinen, extra teuren Pulverfässchen ist nämlich reiner(!?) Sauerstoff gefangen. Wer schon einmal Zitronensäure, Natriumcarbonat und Wasser mit einander vermischt hat, wird den selben Effekt beobachten können. Das sprudelt ebenfalls und macht auch noch ganz einfach die Wäsche sauber. Doch so billiger Hokuspokus lässt sich natürlich nicht teuer verkaufen.

Bei den Chemiekonzernen wird jedes Jahr eine neue Sau durch die Werbung getrieben. Im Grunde geht es nur darum, für weniger Produktmenge mehr Geld verlangen zu können. Und wenn man es dabei auch noch schafft, dem Konsumenten gleich zwei Produkte verkaufen zu können, ist das für den Unternehmensgewinn umso besser. Doch kaum einer der Konsumenten hinterfragt ernsthaft, ob die Wäsche in den letzten Jahren mit den neuen Mitteln wirklich sauberer nach der Wäsche ist. Ich würde mal sagen: nein. Denn die Grundsubstanzen sind immer noch die selben wie vor 50 Jahren: Tenside, Enthärter, Enzyme, Bleichmittel sowie optische Aufheller (bei Vollwaschmittel mehr, bei Color-Waschmittel weniger). Die Chemiekonzerne behaupten zwar stets, dass sie tagaus tagein an den Waschmitteln forschen, um diese besser zu machen. Doch das ist alles nur reine Show.

Früher hat man den Waschmitteln mehr als zur Hälfte sogenannte Füllstoffe beigefügt. Es handelte sich dabei um Natriumsulfat, welches die Rieselfähigkeit und Dosierbarkeit der großen Mengen erleichtert hat. Und früher glaubte der Verbraucher auch noch: mehr Waschmittel bedeutet bessere Waschleistung. Außerdem sieht so ein 5-Kilo-Paket einfach nach mehr aus als ein kleiner 1-Kilo-Pack.

Ähnlich verhält es sich mit den Schauminhibitoren. Die gutgläubige Hausfrau ist auch heute immer noch der Meinung, dass nur der Schaum eine Reinigungswirkung hat. Daher muss es in der Maschine ordentlich schäumen. Diesen optischen Zauber nutzt die Industrie schon seit ihren Anfangstagen. Und all so bald wird dieser Wunderglaube wohl auch nicht aus den Köpfen der Konsumenten verschwinden. Es wäre ja auch ein wahres Trauerspiel, wenn sich die Wäsche in der Trommel so ganz ohne Schaum von links nach rechts schlagen würde.
Ich persönlich nutze seit einiger Zeit ein spezielles Flüssigkonzentrat, welches rein gar keine Schaumwirkung zeigt. Und was soll ich sagen? Ich kann gut und gern auf normales Waschmittel verzichten. Die Maschine braucht weniger Wasser für die Spülvorgänge und die Wäsche wirkt hautfreundlicher. Und von dem Konzentrat reichen gerade einmal ca. 15 ml.

Auch sonst lassen sich die Konsumenten gern verarschen. Ein gutes Beispiel sind die normalen flüssigen Waschmittel. Die Industrie erfindet eine neue Möglichkeit, die Menge zu strecken und dem Kunden mehr Geld dafür zu verlangen. Das geht ganz einfach, in dem man die Inhaltstoffe in flüssiger Form lässt oder sie in flüssige Form bringt, dann noch etwas Farbstoff dazu und reichlich Wasser. Denn auch bei den Flüssigwaschmitteln gilt: der Kunde muss denken, dass es die Menge macht. Was früher die Füllstoffe waren, ist heute normales Wasser. Da schleppt man guten Gewissens viel Wasser mit ein bisschen Waschmittel nach hause und denkt sich gutes dabei. Von den sonderbaren Exoten wie Waschmittel für schwarze Wäsche möchte ich erst gar nicht anfangen.

Aber nicht nur beim Waschmittel ist die Industrie reichlich erfinderisch. Der neuste Deppennepp ist pulverförmiger Weichspüler. Man muss sich das mal überlegen. Da werden flüssige Stoffe aufwendig in eine kristalline Form gebracht, mit Farbstoffen versetzt, abgepackt und verkauft. Zuhause kippt man dann diese salzähnlichen Weichspüler ins Fach und dort lösen sie sich mit Wasser wieder auf. Umständlich, idiotisch und reine Bauernfängerei. Und wozu das Ganze? Angeblich soll sich mit diesen Kristallen der Duft länger in der Wäsche halten. Natürlich. Man könnte es auch einfach erklären: in den neuen Weichspülern ist einfach 10 ml mehr Duftstoff enthalten.

Also liebe Hausfrauen und Hausmänner auch beim nächsten Einkauf gilt: sich immer nett verarschen lassen und schön zum neusten und teuersten Waschmittel greifen. Denn nur das wäscht porentief rein, schont dabei die Fasern und hat den entsprechenden Duft, den man auch noch nach 3 Tagen an der Wäsche riechen kann. Ach übrigens:  schon im Jahre 2500 v.Ch. wussten die alten Sumerer, wie sie eine Art Seife zum Waschen von Wolle nutzen konnten. Da ist in den letzten 4500 Jahren wohl reichlich Wissen verloren gegangen.

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2 Kommentare

  1. Da ich nun bereits schon mehrere Anfragen erhalten habe, mache ich mal Werbung für das Flüssigkonzentrat. Es handelt sich um „Mikrofaser Plus“ von der Nölle IUT GmbH. Normalerweise wird es verkauft in einem 5 Liter Kanister, welcher für ca. 500 Waschladungen reicht. Der Preis liegt bei ca. 25 Euro.

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