TV-Kritik zu NEO MAGAZIN Royale: Late-Night für Arme

Am 31. Oktober 2013 lief die erste Ausgabe vom NEO Magazin, fernab jeglicher Aufmerksamkeit im Spartenkanal zdf_neo. Schnell war jedoch klar, dass die Macher von der Bildundtonfabrik rund um Jan Böhmermann frische und intelligente Unterhaltung machen. Und nicht selten haben sie dies mit einer feinen Liebe zum Detail gemacht. Ein Beispiel dafür ist die „Hymne an die 90er“ (Youtube). Dies hat offensichtlich auch das ZDF so gesehen und der Show ein dickes Upgrade verpasst.

Aus dem NEO MAGAZIN wurde nach 28 Folgen das NEO MAGAZIN Royale. Größeres Studio, glänzender Fußboden, mehr Publikum und eine eigene Show-Band. Im Prinzip hat man aus dem kleinen Magazin eine kleine Late-Night gemacht. Und da die Sendung nun auch im ZDF-Hauptprogramm ausgestrahlt wird, steht sie unter stärkerer Beobachtung. Dadurch lassen sich die Macher jedoch nicht beeindrucken. Im Gegenteil. Durch das veränderte Show-Konzept fällt nun erstmals auf, dass der Inhalt fehlt.

Jan Böhmermann betritt das Studio und es folgen sieben Minuten lang Stand-Up. Die Witze sind die selben wie früher, nur mit dem Unterschied dass er dazu nicht mehr am Tisch sitzt. Im Grunde wirken die Gags nun genauso müde wie die eines gewissen Stefan Raab. Egal, damit lassen sich knapp 25 Prozent von der Sendezeit füllen.

Kennen Sie Peter Tauber? Nein!? Er ist der Generalsekretär der CDU, joggt gern und häufig und twittert in regelmäßigen Abständen seine Ergebnisse. „Gut“ zu wissen, werden Sie sich nun denken. Beim NEO MAGAZIN war man derart angetan vom Twitterismus des Herrn Tauber, dass sie dafür ein Lied komponiert haben. Wieder 10 Prozent Sendezeit gefüllt.

Eine bereits erfolgreiche Rubrik lautet „Prism is a dancer„. Hierzu checkt die Redaktion im Vorfeld der Sendung die sozialen Profile einiger Zuschauergäste. Spätestens in der Sendung rächt es sich, wenn man in den sozialen Netzwerken wie Facebook all zu auskunftsfreudig sich gibt. Per „Zufall“ wird man von Jan Böhmermann angesprochen und muss sich intime Fragen gefallen lassen. Fremdschämen im Internet. So zuletzt der Zuschauer Mike. Und Mike hat eine Amazon-Wunschliste im Wert von 1.117 Euro. Alle Artikel auf dieser Liste hat die Redaktion gekauft und sie werden in der Sendung präsentiert. Wenn nun Mike seine Zugangsdaten zu Facebook nennt, darf er alle Artikel im Wert von 1.117 Euro mit nach Hause nehmen. Doch Mike will sein Passwort nicht einfallen; oder er gibt sich bewusst debil. Am Ende ärgert man sich über die sinnlos verschenkten GEZ-Gebühren in Höhe von 1.117 Ezro und um 20 Prozent sinnfreie Sendezeit.

Als Gast war in der 30. Ausgabe der Buchautor und Comedian Oliver Polak eingeladen. Über 30 Prozent schenkt man einer lausigen Buchvorstellung und dem Interview. Herr Polak kommt im dicken Parka ins Studio und behält die Winterjacke auch die nächsten 12 Minuten unbeeindruckt angezogen. Es sieht nicht nur reichlich bescheuert aus, er muss sich im Fell-Parka auch unheimlich geil vorkommen. So zumindest der Eindruck des Interviews. Es geht unter anderem um gemeinsame Nacktfotos. Und um seinen Gebrauch von Anti-Depressivum und dass er sich damit weder richtig high noch sonderlich down gefühlt hat. Herr Polak äußert freizügig „Da muss schon ein ICE durchs Arschloch fahren, dass sich etwas bewegt.

Darauf kontert William Cohn und erntet damit den größten Lacher des Abend: „Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands.“ William Cohn ist der Side-Kick von Jan Böhmermann und seit der ersten Ausgabe mit dabei. Er wirkt für die Sendung ein bisschen wie aus dem Raster gefallen. Polierte Platte, unmodische Brille und skurrile Pullis. In dieser Aufmachung steht er immer hinter seinem Pult, liefert gekonnte Spitzen oder stellt in Einspielern die Gäste vor. Nur nicht in der 30. Ausgabe, da stand zu Beginn die Schauspielerin Sophia Thomalla am Pult. What the heck? Das galt übrigens für die ganze Sendung.

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