Streikende: ver.di versus Telekom. Verraten und verkauft!

Für ver.di war es einer der größten Streiks in der Geschichte. Für die Deutsche Telekom ging es hingegen um die größte Umstrukturierungsmaßnahme aller Zeiten. Zwei massive Fronten, welche vor ca. 6 Wochen aufeinander prallten. Die Urabstimmung in der Gewerkschaft zeigte die Konsequenz: Streik. Die Arbeit wurde städteweise niedergelegt. Die Gewerkschaft wollte es nicht hinnehmen, dass die Telekom ca. 50.000 Mitarbeiter in eine gesonderte Servicegesellschaft ausgliedern möchte. Am Ende des Streiks gab es einen eindeutigen Sieger. Die deutsche Telekom konnte fast alle ihre Forderungen durchsetzen. Viel gebracht hat der Streik also nicht.

Gewerkschaften sind was tolles.
Wenn ver.di zum Streik ruft, steht der Gewinner meist schon im Voraus fest: die Gewerkschaft selbst. Die Kriegskasse ist dank der Beiträge meist reichlich gefüllt. Die Macht von ver.di hat schon so manchen Arbeitgeber erzittern lassen.
Gewerkschaften sind richtig und wichtig. Sie schützen den Arbeitnehmer vor zu starker Willkür des Arbeitgebers. Sie vertreten in großer Masse die Wünsche und Vorstellungen vieler Tausend Arbeiter.  Und für ca. 20 Euro im Monat an Mitgliedsbeitrag* möchte man als streikender Lohnempfänger auch entsprechend vertreten werden. Sonst nutzt der ganze Beitrag und der Streik auch nichts.

Urabstimmung, Streik und Sieg.
Ein einfacher Dreisprung würde man im Sport sagen. Normalerweise verrennen und verstolpern sich die Gewerkschaften auch nicht. Doch im Falle Telekom ist das Ergebnis fast schlechter als die Ausgangslage.
Die Telekom wollte 50.000 Mitarbeiter in die externe T-Service ausgliedern um Kosten zu sparen. Die Mitarbeiter wären damit massiven Lohnkürzungen und einfacheren Kündigungsfristen ausgesetzt gewesen. ver.di rief auf zur Urabstimmung. Mit gigantischen 96,5 Prozent Stimmen der ca. 22.000 wahlberechtigten Gewerkschaftler wurden die Arbeitskampfmaßnahmen beschlossen. Ab dem 11. Mai ging es dann sukzessive in die Arbeitsniederlegung. Tausende Mitarbeiter – vorzugsweise aus den Call-Center – traten in den kollektiven Streik.
Bei ver.di war man sich ab diesem Zeitpunkt wohl siegessicher. Der Rosa Riese werde wohl bald einknicken und die Forderungen akzeptieren: keine Ausgliederung in eine gesonderte Gesellschaft und keine Lohnkürzungen. Zwischendurch verkündete man sogar, dass die Kriegskasse auch einen Streik bis in den Frühherbst verkraften würde. Hört hört. Der Sozialismus zeigt Zähne?!

Die Lachnummer von ver.di.
Das Ergebnis der Gewerkschaft ist geradezu beschämend. Die Telekom wird wie geplant ca. 50.000 Mitarbeiter ausgliedern. Dazu gibt es pro Woche 4 Stunden mehr Arbeit und Arbeiten am Samstag. Obendrauf als Sahnehäubchen kassieren die Arbeitnehmer noch eine Lohnkürzung von 6,5%. Sieht so das Resultat eines erfolgreichen Streiks aus? Alle Achtung und ein Dreifach Hipp-Hipp-Hurra an ver.di. Da hat man ganze Verhandlungsarbeit geleistet.
ver.di mimt indes den erfolgreichen Verhandlungspartner. Für die nächsten 18 Monate gibt es den gewohnten Lohn. 2008 gibt es ’nur‘ eine Nullrunde. Bis 2012 gibt es für die ausgegliederten Mitarbeiter einen gesonderten Kündigungsschutz. 0,5 Stunden pro Woche fallen auf Qualifizierungsmaßnahmen.

ver.diente Daseinsberechtigung?
Man fragt sich als außenstehender Betrachter, was das ganze Theater am Schluss den Beteiligten gebracht hat. Die Telekom hat einen enormen finanziellen Schaden erlangt, die Kunden sind noch frustrierter als vorher und die Mitarbeiter sind gefangen zwischen Frust und Enttäuschung. Die ganzen sechs Wochen Streik hätte man sich sparen können. Hätte man sich sogar den Zirkus mit der Gewerkschaft sparen können? Wofür zahlt man nochmals die ca. 20 Euro Monatsbeitrag? ver.di – außer Säbelrasseln nichts gewesen?
Nicht ganz. ver.di setzt bei den nächsten Tarifrunden auf harte Verhandlungen. Lothar Schröder, der Verhandlungsführer von ver.di sagte nach Bekanntgabe der Eckpunkte: „Wir können davon ausgehen, dass sich die Gehälter insgesamt geradeaus entwickeln.“
Sieht so das Gegengewicht zur übermächtigen kapitalistischen Wirtschaft aus?

* nach §14 der Ver.di Satzung: 1% des monatl. Bruttoverdienstes [Rechnungsgrundlage: 2000 Euro]

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