An der Kasse: „Ihre PLZ bitte ..“

Schnell noch in den Elektromarkt um die Ecke und ein paar Rohlinge gekauft; oder im Bekleidungsgeschäft eine neue Jeans ‚ersteigert‘. Bezahlen müssen wir alle – außer man hat es aufs Klauen abgesehen. Also, auf zur Kasse. Das Portemonnaie gezückt und den passenden Schein bereits in der Hand. Die Verkäuferin mustert meinen Einkauf, rückt alles noch einmal ordentlich zurecht, schiebt die Sachen über den Scanner und dann …  „Dürfte ich Ihre Postleitzahl wissen?„. What?
Wofür? Wieso? Ist das nötig? Ich wollte doch nur eine Jeans kaufen und mich nicht an einer Marketingmaßnahme beteiligen.

Was macht man in einem solchen Fall? Souverän reagieren und erst einmal doof schauen 🙂
Na, ich bräuchte Ihre Postleitzahl …“ quengelt die Kassiererin und blickt mich leicht vorwurfsvoll an. Denn hinter mir stehen noch vier weitere Kunden, welche ebenfalls schnellstmöglich ihre PLZ nennen wollen.

Es ist nicht viel dabei, seine Postleitzahl zu nennen; zumal der Einkauf bei einer Barbezahlung anonym verläuft. Doch was habe ich davon? Nichts! Was hat der Laden davon? Er kann sich ein Bild darüber machen, wo die meisten seiner Besucher herkommen. Sollen die doch ihre Marketinganalysen selber machen. Ich wollte nur eine Jeans kaufen und mich nicht an der Umsatz-/Käuferanalyse beteiligen.

Wieso also nicht die Verkäuferin etwas aus dem Konzept bringen, denke ich mir: „Nehmen Sie doch irgend eine Postleitzahl.

Wenn Blicke sprechen könnten, würde man sagen, sie schaute wie ein Schwein ins Uhrwerk. Ratlos, hilflos und vor allem völlig überrascht. „Aber ich brauche doch Ihre PLZ.“ Und nun? Kann ich meinen Einkauf so lange nicht beenden, wie die Kasse eine fünfstellige PLZ gesehen hat? „Nehmen Sie doch einfach die PLZ von diesem Laden hier.“ Ihre Blicke ziehen sich weiter gen Erdboden und lassen erahnen: die Frau ist überfordert. Statt einfach irgend eine PLZ ein zu tippen, verharrt sie regungslos hinter ihrer Theke.

Der Tonfall wird direkter – mit Ansage sozusagen: „Ich brauche Ihre Postleitzahl.“ Clevere Gegenfrage: „Wozu?“ Idiotensichere Antwort: „Na weil das die Kasse so möchte.“ Aha! Die Kasse ist schuld. „Nehmen Sie doch die 10000„, halte ich dagegen. Mal sehen, wer gewinnt. Es scheint sich auf einen Kampf mit zwei Fronten zu verteilen: ich gegen die Kassiererin und gleichzeitig gegen die Kasse. Und die Kassiererin bekommt Oberwasser: „Die 10000 geht nicht„. Na wunderprächtig. Das elektronische Monster denkt auch noch mit.

Ich frage mich zwischenzeitlich innerlich, wie weit die Programmierer dieser Kassenanlage wohl gedacht haben möchten. Wie reagiert die Verkäuferin, wenn ein Tourist aus Holland vor ihr steht? „Mein Postcode? Das ist 3072DE – Rotterdam.“ „Tut mir leid, die Kasse akzeptiert nur fünfstellige Zahlen.“ Tja, das war dann wohl nichts mit dem Shopping in Deutschland. Aber auch in den Niederlanden kann man bestimmt ganz toll einkaufen.

Die Kassiererin wartet immer noch auf eine Ansage von mir. Und der Blick der anderen Kunden verrät mir, dass die Luft sich langsam mit Stickoxiden füllt. Ich hole zum finalen Gegenschlag aus und nenne eine (real existierende) Postleitzahl aus dem tiefsten Süddeutschland. Die Verkäuferin blickt mich an, als ob sie gleich den Hausdetektiv rufen möchte: „Der hat ne falsche PLZ genannt. Der kommt gar nicht aus Süddeutschland. Der wohnt in Berlin.“ Aber sie verhält sich ruhig; innerlich schüttelt sie  allerdings den Kopf.

Das Leben als Verkäuferin ist nicht leicht. Und wenn man von der Konzernleitung auch noch zu Marketingmaßnahmen verdonnert wird, erleichtert dies das Arbeiten im zugeteilten Aufgabenbereich nicht sonderlich. Wenn dann auch noch die Profis aus der EDV nicht über die Landesgrenze blicken können, wird die Aufgabe des Kassierens doppelt schwer; von aufmüpfigen Kunden einmal abgesehen.

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