Schwarzarbeit kontra 1-Euro-Job

Die Lage könnte nicht perverser sein. Für den Staat ist die Schwarzarbeit illegal und eine Straftat. Denn dadurch gehen dem Staat Steuereinnahmen verloren. Jede Arbeit muss vom Gesetz her gemeldet sein und für jeden Arbeitnehmer bzw. jede arbeitende Person muss ihre Steuern abführen. Gerade im Billig- und Niedriglohnsektor ist dies eine missliche Lage. Denn bei geringem Verdienst bleibt nach Abzug der Steuern nur sehr wenig vom Gehalt übrig. Auf der anderen Seite weist der Staat jeden Arbeitslosen an, sich nach längerer Arbeitslosigkeit in einem 1-Euro-Job zu „beweisen“. In Deutschland tauchen 1,6 Millionen Menschen nicht in der Arbeitslosenstatistik auf, obwohl sie faktisch arbeitslos sind.

Da gibt es beispielsweise die Arbeitsbeschäftigungsgesellschaft „Neue Arbeit“, selbstredend ein Sozialunternehmen. In der Neuen Arbeit werden Arbeitslose zu Arbeiter, welche für einen Euro pro Stunde bzw. für einen äußerst geringen Lohn für andere Unternehmen zuarbeiten. Das Sozialunternehmen Neue Arbeit bietet in vielen Bereichen seine Dienstleistungen an: Elektrofertigung, Ernteservice, Metallbearbeitung, usw. Für die Unternehmen, welche von der Zulieferarbeit der Neuen Welt profitieren, ist dies billige Arbeit. Ihrer Argumentation nach, könnten sie ohne diese Billiglohnarbeit nicht (mehr länger) in Deutschland produzieren. Normalerweise sollten alle Projekte bzw. Arbeiten der Neuen Arbeit dem gemeinnützigem Wohl dienen. Doch viele der Aufträge sind alles andere als gemeinnützig. Sie dienen nur dem einen Ziel: Arbeitslose zur faktisch kostenlosen Arbeit zu verdonnern und den Unternehmen höhere Gewinne zu sichern.
1-Euro-Jobs sind nichts anderes. Meist ist dabei der Staat, bzw. die Städte oder Kommunen die Arbeitgeber. Dabei müssen 1-Euro-Jobber Arbeiten übernehmen, für welche sich niemand anderer findet. Von Grünanlagen reinigen bis Abrissarbeiten reicht dabei die Palette. Vom Lohn kann keiner der 1-Euro-Jobber leben, daher muss die ARGE mit Hartz-IV das Gehalt aufstocken. Wer die Zuteilung eines 1-Euro-Jobs verweigert, dem werden die Sozialleistungen gekürzt. So traurig ist die Realität in Deutschland.

Doch wozu der obskure Aufwand? Statt den Arbeitslosen ihr zustehendes ALG-1 bzw. ALG-2 aus zu zahlen, werden immer neue Varianten gefunden, die arbeitslose Bevölkerung weiter zu gängeln. Maßgebliche Auffälligkeit dabei ist, dass den Arbeitssuchenden jegliche Freizeit genommen wird, einer anderen (Neben)-Tätigkeit nach zu gehen. Denn wer als 1-Euro-Jobber oder bspw. bei der Neuen Arbeit angestellt ist, kann nebenher nicht schwarz arbeiten. Und wer sein Geld nicht durch Schwarzarbeit verdient, der macht sich auch nicht strafbar. So einfach könnte man argumentieren.

Doch ein anderer Grund könnte auch darin liegen, dass die elitäre Gesellschaft und maßgebend unsere regierenden Parteien gar nicht wollen, dass Nicht-Erwerbstätige mehr verdienen als sie können. Wer arm ist und keine reguläre Arbeit (auf dem ersten Arbeitsmarkt) hat, der soll auch nicht nicht reicher werden. Der Staat versucht durch seine Arbeitslosenprogramme die untere Gesellschaftsschicht arm zu halten.

Schwarzarbeit ist illegal. So möchte es das Gesetz. Und durch Schwarzarbeit gehen dem Staat faktisch Steuereinnahmen verloren. Auf der anderen Seite hingehen werden Milliarden von Euro für Beschäftigungsmaßnahmen ausgegeben, bei denen kein Cent an Steuern an den Staat zurück fließen. Wenn man sich diese Tatsache bewusst macht, versteht man erst den Unsinn dieser staatlichen Zweiklassenteilung.
Würde der Staat die Schwarzarbeit legalisieren, würden dadurch zwar nicht mehr Steuereinnahmen fließen – zumindest keine Lohnsteuern. Auf der anderen Seite würde eine an sich arme Bevölkerungsgruppe zu mehr Geld gelangen. Ein „Unding“ wenn man sich überlegt, welche Auswirkung dies auf die Gleichbildung der Gesellschaft hätte. Der Drift zwischen Arm und Reich würde sich verlangsamen. Gar nicht zu denken an die zur Verfügung stehenden Mehreinnahmen durch die Mehrwertsteuer. Je mehr Geld die Bevölkerung zur Verfügung hat, desto mehr würde sie konsumieren oder bei den Banken zum Sparen anlegen.

Doch dies alles bleibt pure Theorie. Denn bei der Beschaffung von Arbeit geht es der Regierung und den herrschenden Unternehmen im Lande meiner Meinung nicht darum, alle wieder in vollwertige Arbeit zu bringen. Dies ist ein Ammenmärchen welches eines Tages in sich zusammen fallen wird wie ein auf Lügen aufgebautes Kartenhaus. In Wahrheit geht es darum, die Gesellschaft dezent aber ständig zu teilen – in noch reicher und noch ärmer.

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