Raubkopie contra Datenklau

Dieser Tagen stehen mal wieder beide Themen ganz vorne auf den Tageszeitungen: der Datenschutz durch die unerlaubte Weitergabe von Kundendaten ebenso wie die Forderungen der Musik- und Filmindustrie im Kampf gegen „Raubkopierer„. Beide Themen zeigen indes eines ganz deutlich: es wird mit zweierlei Maß gemessen.

Wer unerlaubt einen Musik- oder Filmtitel im Internet herunter lädt, soll mindestens 80 Euro dafür bezahlen, sofern ein Anwalt dem Beschuldigten eine Abmahnung zusendet. Werden jedoch tausendfach Adressen unerlaubt an andere Firmen weitergereicht, so treffen die Beschuldigten nur relativ geringe Strafen. Wer persönlich versucht, gegen den „Datenklau“ zu klagen, steht schnell vor dem unüberwindbaren Hindernis, wie viel seine persönlichen Daten überhaupt (als Streitwert) wert sind.

Raubkopierer sind böse und schaden der Wirtschaft. Es wird alles unternommen, um dem illegalen Treiben Einhalt zu gebieten. So lautet ein Vorschlag der Industrie, die Internetprovider in die Pflicht zu nehmen. Diese sollen zum einen die Verkehrsdaten (Adressdaten) der Beschuldigten heraus rücken, sofern ein schuldhaftes Handeln vorliegt. Zum anderen sollen sie die Internet-Geschwindigkeit der Beschuldigten drosseln – quasi als Strafe für das illegale Vorgehen. Anfänglich war sogar geplant, dass die Internetprovider den Zugang der Kunden komplett sperren sollen.

Doch was ist beim Klau von Adressdaten? Da passiert relativ wenig. Die persönlichen Daten sind weg und landen über illegale Umwege bei anderen Firmen, bei welchen man in keinem Geschäfts- oder Vertragsverhältnis steht. Außer einem Achselzucken und einem versöhnlichen „Tut uns leid!“ gibt es von den Firmen keine weiteren Reaktionen. Mit empfindlichen Strafen müssen die wenigsten der Firmen rechnen. Meist trifft es sogar nur die Händler der Daten. Die beteiligten Firmen selbst trifft nur eine Mitschuld, welche vor Gericht nur mäßig stark geandet wird.

Sind meine persönlichen Daten weniger wert als ein illegal herunter geladener Musiktitel? Wieso müssen Firmen für jeden illegal erhaltenen Datensatz nicht auch 80 Euro Strafe zahlen? Wo ist der Anwalt des kleinen Mannes? Wieso hält sich die Regierung in dieser Frage so bedeckt? Und wieso herrscht überhaupt ein solch ungesundes Ungleichgewicht zwischen wirtschaftlichen und persönlichen Interessen?
Geht es zukünftig nur noch darum, die Industrie zu schützen, damit ja um alles in der Welt der Konsum nicht abebbt? Sind die Rechte der Bürger zukünftig hinter die Bedürfnisse der Großkonzerne und deren Gewinnmaximierung zu stellen? Die Anstrengungen beim Kampf gegen die Raubkopierer im Vergleich zum lausig vorangetriebenen Datenschutz zeigen die negative Entwicklung eindrucksvoll.

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