Opera Browser im Tal der Features

Der flinke Browser aus Norwegen kommt im Schnitt zwar nur auf ca. 3% Marktanteil, doch unter seinen Anhängern ist und bleibt er der Browser. Viele Funktionen sucht man bei der Konkurrenz vergebens und kein Programm bringt so elegant den Browser mit einem E-Mail-Tool zusammen.

Opera BrowserOpera ist der Browser mit den meisten (fest einprogrammierten) Features:
– die Fraud-Protection warnt vor gefährlichen Phishing-Websites
– mit Speed-Dial ist der Zugriff auf die zehn beliebtesten Websites nur noch eine Sache von 2 Tasten
– der Seiten-Tab zeigt ein kleines Vorschaubild des Inhalts
– das Design (Skins) und die Funktionsweise (Shortcuts und Konfiguration) lassen sich bis ins kleinste Eck an die persönlichen Bedürfnisse anpassen
– für jede Website lassen sich spezifische Einstellungen festlegen
– ungewünschter Inhalt (Werbung, o.ä.) lässt sich unterdrücken
– mit dem integrierten BitTorrent-Client kann man im „Browser“ seine Torrentdateien herunterladen
– Widgets verschönern den Browser mit nützlichen und teilweise unnützen Zusatzinformationen
– Mausgesten
– Passwort-Manager
– Sprachsteuerung
– Kiosk-Modus
– und noch vieles mehr

Bei den Entwicklern aus Oslo scheint es nur ein Credo zu geben: programmiere so viele Features wie nur möglich, dann klappts auch mit dem Erfolg. Der Opera-Browser ist ohne Zweifel einer der besten Browser auf dem Markt. Er hält sich unter anderem sehr eng an die offiziellen HTML- und CSS-Deklarationen. Dies führt allerdings auf manchen ‚angepassten‘ Websites wiederum zu sehr skurrilen Ergebnissen. Auch als E-Mail-Client hält sich Opera stark an die Standards. Selbst mit Postfächern jenseits der Gigabyte-Grenze hat er keine Probleme.

Doch bei all den Features darf auch Kritik geübt werden. Opera bewegt sich auf dem Feature-Berg sehr nah am Abgrund. Der überladene Browser schwankt verdächtig gen „Absturz“. Nicht jedes neue Feature verbessert merklich die Effizienz oder trägt zu einer Verbesserung der Handhabung bei. Wer braucht Speed-Dial? Die Fraud-Protection macht das Surfen ab und zu gar fast unmöglich, da jede Abfrage den Opera-Server weiter überlastet. Der E-Mail-Client unterschlägt ab und an ein Attachement, wenn es mal wieder mit Office-Outlook versendet wurde. Und man kann mit wenigen Schritten seine ganzen E-Mails (dank Filter) so stark durcheinanderwirbeln, dass man u.U. Tage braucht, um die Ordnung wieder herzustellen. Der BitTorrent-Client arbeitet um Längen ineffizienter als jedes kleine Torrent-Programm. Die Inhaltsblockierung kann nur sichtbare Bilder blockieren; und selbst dies funktioniert nicht immer einwandfrei.

Wirklich wichtige Features fehlen noch heute.
Irgend jemand muss der Osloer Opera-Mannschaft mal gründlich auf die Finger klopfen und einen Weg zurück zu den Basics einschlagen. Seit jeher fehlen dem Browser aus Norwegen ein paar grundlegende Eigenschaften:
– Der Browser merkt sich keine Eingaben in den Textfelder (z.B. interessant bei Suchmaschinenabfragen oder Adressfeldern).
– Sowohl für den E-Mail-Client als auch für Textfelder in HTML-Seiten gibt es keine vernünftige Rechtschreibprüfung.
– Der E-Mail-Client beherrscht immer noch kein LDAP (die Adressen kommen dabei zentral vom Server und müssen nicht mehr im Programm gespeichert werden).
– Der E-Mail-Client sollte generell eine verbesserte Usability verpasst bekommen. Manchmal hat man das Gefühl, man bedient ein Programm aus den frühen 90ern; für Puristen ganz nett, für die Allgemeinheit doch eher geheimnisvoll spartanisch.
– Die Inhaltsblockierung sollte dringend erweitert werden, so dass neben Bildern auch andere Inhalte – z.B. JavaScripte – blockiert werden können.
– Auch werden immer noch zu wenig Plugins unterstützt. Vieles gibt es einfach nicht für den kleinen Browser aus dem skandinavischen Land, was die größere Akzeptanz nicht unbedingt verbessert.

Konzentration auf das Wichtige.
Die Mannschaft rund um Christen Krogh und Wium Lie sollte erst ihre Hausaufgaben erledigen, bevor sie sich auf weitere neue Features stürzen. Der Opera ist immer noch die erste Wahl auf dem Browsermarkt, auch wenn er selbst nach Jahren immer noch ein Nischenprodukt ist. Doch dies ist weniger eine Frage der Qualität sondern eher eine Frage des Marketings und des dafür notwendiges Geldes.
Die Konkurrenz schläft allerdings nicht. Der Firefox, ebenfalls kostenlos und für fast alle Plattformen verfügbar, holt immer mehr und mehr auf. Schon heute bietet der Firefox auf manchen Gebieten, z.B. den Plugins, mehr Möglichkeiten, als der Opera je haben wird. Grundlegende Dinge sind im Firefox schon seit Anbeginn enthalten bzw. einfach durch Plugins aufrüstbar. Trotz allem wirkt der „Feuerfuchs“ dadurch nicht überladen und man merkt ihm die vielen Features nicht an. Vielleicht ist er gerade deshalb so beliebt und hat mittlerweile über 20% Marktanteil erreicht.

Wenn die Programmierer des Opera sich weiter im Tal der Features verlieren, wir sich der Marktanteil für Opera weiter gen unbedeutsames Nischenprodukt bewegen. Zu wünschen ist es der kleinen „Oper“ nicht. Doch, so seltsam es sein mag, Opern enden meist dramatisch.

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