Domino-Day – so langweilig wie Beamtenmikado

Sie kennen sicherlich das Beamtenmikado!? Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.
Ebenso langweilig und langatmig war der diesjährige Domino-Day auf RTL. Millionen Zuschauer betrachten das Umfallen von Domino-Steinen. Und dies bereits in der neunten Ausgabe. Ein Phänomen, welches auf eindeutige Art und Weise demonstriert, wie phantasielos die Fernsehmacher sind und wie verzweifelt der Zuschauer dabei agiert.

Das Mega-Domino-Day-Event
Wenn bei RTL die Dominosteine fallen, wird daraus ein großes Event gemacht. Der ganze Abend wird damit gefüllt. Zu sehen gab es diesmal ca. 4,5 Millionen aufgestellte Dominosteinchen, wieder viele junge Aufbauer aus den unterschiedlichsten europäischen Nationen und natürlich den „Domino-Holländer“ Robin Weijers. Als Moderatoren waren – wie jedesmal – wieder mit an Board: die beiden Formel-1-Boliden Heiko Wasser und Christian Danner.

Rufen Sie doch mal an!
RTL ist ein privat-kommerzieller Sender und lebt von Werbeeinnahmen. Doch auch dieses Mal hat man es sich nicht verkniffen, eine Zuschauerfrage vor die Werbeeinblendungen zu setzen. Zu gewinnen gab es für eine einzige Person 30.000 Euro. Da ist es wohl einfacher im Lotto zu gewinnen, aber das erzählt ja niemand den verzweifelten Anrufern. Auch mit dieser Art der Gewinnmaximierung könnte man noch leben. Doch dieses Mal war es ein ganzes Stück nerviger.
Die beiden Boxengassen-Kenner Wasser & Danner hatten wohl den dringlichen Auftrag, möglichst oft das Gewinnspiel zu erwähnen. Spätestens nach dem drittem Hinweis innerhalb von 15 Minuten hatte man das Gefühl, es geht eigentlich nur um diese lausigen 30.000 Euro. Die Steine waren nur fallendes Beiwerk, damit man im nächsten Nebensatz wieder geschickt auf das Gewinnspiel lenken konnte.
Auch und wissen Sie schon, dass Sie heute Abend auch was gewinnen können?“ Der Gewinn lag wohl darin, dass man möglichst früh das Programm bzw. den Sender wechselte. Mit einer fast formel-1-verdächtigen Geschwindigkeit wurde derart oft das Gewinnspiel erwähnt, dass einem spätestens in der zweiten Runde richtig schwindelig wurde. Da waren die eigentlichen Werbepausen ein wahrer Segen.

„Life is translating“
In manchen Momenten hatte ich richtig Mitleid mit den beiden alten Herren aus der Boxengasse. Englische Sprache, schwierige Sprache. Doch von solch zwei erfahrenen und polygloten Moderatoren hätte ich etwas mehr Englischkenntnisse erhofft.
Der diesjährige Domino-Day stand im Motto „Mitten im Leben“ („Falling into life“). Hier hätte man bereits den ersten Patzer setzen können, indem man „Falling into life“ mit „Der Fall ins Leben“ oder dergleichen übersetzt.
Die unterschiedlichen Themengebiete hatte alle ihre eigenen Überschriften. Und wie es sich für eine internationale Sendung gehört, waren diese Themen alle auf englisch. Die beiden Englisch-Freaks hätten allerdings mal im Vorfeld jemanden fragen sollen, der sich mit englischer Sprache auskennt.
„Life is communicating“ wurde von den beiden zu „Leben ist Kommunikation“
„Life is travelling“ wurde praktischerweise zu „Das Leben geht auf Reise“
Leider dachte keiner der beiden an die Urform „Life is beautiful“. Und dies wird auch nicht übersetzt mit „Das Leben ist Schönheit“.

Sie vergessen hoffentlich nicht das Gewinnspiel!

„Ja wo fallen sie denn …“
Wer erinnert sich nicht an den herrlichen Zeichentrick-Comic von Loriot. Zwei alte Herren stehen an der Pferderennbahn und schauen den galoppierenden Pferden zu. Allerdings sind die beiden Herren etwas schwach auf den Augen. Und so kommt es zum unvergesslichen „Hach, wo laufen sie denn? Ja wo laufen sie denn?“
Beim Domino-Day waren es keine Pferde sondern Domino-Steine und die beiden Herren waren in diesem Fall Herr Danner und Herr Wasser. Der Rest war das selbe:
Fallen sie [Anm.: die Steine]?
Das wird dieses Mal aber richtig knapp.
Also wenn die jetzt fallen ..
Das ist dieses Mal so spannend. Also wenn die jetzt nicht fallen, dann ist der Rekord gefährdet.
Das ist so spannend. Fallen diese Steine?

Es sollte wohl spannend sein, den beiden Co-Moderatoren zuzuhören, wie sie ständig die Spannung hochhalten zu versuchten. Also so spannend war es noch nie! Glauben Sie mir. Ach, und Sie können natürlich auch was gewinnen …

Die Spannung fehlte, die Quote fällt  und und zu wenig Steine fielen
Es war Langeweile pur. Man konnte zwar hundert Mal erwähnen, dass es dieses Mal noch nie so spannend als sonst zuvor war. Dies änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass nun bereits zum neunten Mal in einem abendfüllenden Programm das Umfallen von Dominosteinen gezeigt wurde. Irgendwann hat es auch mal der letzte TV-Verweigerer gesehen.
Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn die Quote immer weiter sinkt. Bereits zum dritten Mal in Folge schauten noch weniger Zuschauer ein. Das Domino-Spektakel erleidet Wiederholungsgefahr. Und was ist langweiliger als eine Wiederholung? Richtig: eine Neuauflage der Wiederholung.
Der Umfaller des Abends war allerdings das Ergebnis: für einen neuen Weltrekord fehlten ca. 500.000 Steine.

Ein Tipp an RTL: lasst demnächst was anderes fallen.

Doch der nächste Domino-Day steht bereits: der 23. November 2008. Auf dass der Fernsehzuschauer weiter gequält wird mit teuren Sendeminuten, in denen umfallende oder stehen gebliebene Dominosteine zu sehen sind. Zum Glück werden keine Zeitlupen gezeigt.

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