Jedes Jahr wird vom Global Footprint Network (GFN) der „Earth Overshoot Day“ festgelegt. Dazu wird der Footprint eines Landes zu dessen Biokapazität gesetzt, um daraus zu ermitteln, wann die natürlichen Ressourcen (pro Jahr) aufgebraucht sind. Für Deutschland bedeutet dies, dass am 4. Mai die freien Ressourcen erreicht sind und wir für den Rest des Jahres über unseren Verhältnissen leben. Mit den bekannten Folgen für Umwelt, Tiere, Klima, …
Das Ziel des GFN – aus der deutschen Wikipedia:
Das Ziel von GFN ist die Schaffung einer nachhaltigen Welt, in der allen Menschen ein würdiges Leben innerhalb der natürlichen Kapazität unserer Erde ermöglicht werden kann. Mit dem Ecological Footprint führt GFN Buchhaltung über den menschlichen Verbrauch von natürlichen Ressourcen und den tatsächlichen Bestand. Durch diese Fakten möchte GFN einen weltweiten Dialog über die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung eröffnen.
Soweit so gut, soweit so ehrenhaft. Dass viele Erdenbürger über ihre Verhältnissen leben, steht außer Zweifel. Dass der gleichbleibend hohe Konsum uns eventuell schadet, darüber kann diskutiert werden. Dass ein absoluter Konsumverzicht jedoch auch nicht die Lösung des Problems sein kann, leuchtet jedem ein der im Fach Volkswirtschaft nicht geschlafen hat. Wenn man sich die Zahlen zum Earth Overshoot Day genauer anschaut, kann man zumindest ins Grübeln kommen.
Das kleine Land Luxemburg hat seinen Overshoot-Day bereits am 14. Februar erreicht. Das liegt wohl kaum daran, dass die Bewohner des Kleinstaates unverblümt das CO2 „zum Fenster rausblasen“. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Kompensationen wegen der schieren Größe nicht ausreichen. Auch Waldgebiete wird es in Luxemburg nicht viele geben.
Auf deren anderen Seite der Skala befindet sich Jamaika. Dort liegt der Overshoot-Day am 21. Dezember. Leben die 2,7 Millionen Menschen auf Jamaika derart spartanisch? Oder liegt es eher daran, dass dieses Land keine große Schwerindustrie (Chemie, Automobilbau, etc.) hat? Andererseits fahren ca. 210.000 Autos auf den Insel. Das Land exportiert Waren im Wert von 1,7 Milliarden Dollar, importiert allerdings für 4,2 Milliarden Dollar. (Quelle) Ergo: wenn andere „den Dreck machen“, stehen solche Länder besser da. Ändert aber nichts an der globalen Lage.
Ebenso leicht irritierend sind die Werte für diese Länder: Dänemark 28. März, Finnland 31. März oder Schweden 3. April
Was machen diese Länder noch schlechter als Deutschland? Ich dachte immer, in den skandinavischen Ländern wird viel regenerativer Strom erzeugt, sind sehr große Waldflächen vorhanden und leben die Menschen – gefühlt – nicht derart stark über ihren Verhältnissen.
Der Index für den Global Overshoot Day ist eine nett gemeinte Sache, um die grundsätzliche Sensibilisierung für das Thema immer wieder in den Fokus zu rücken. Jedoch sind die ermittelten Zahlen wohl eher mit Vorsicht zu genießen. Denn wenn ein Land wie China erst am 2. Juni seinen Zenit erreicht, dann weiß ich nicht, welche Parameter sich dabei derart positiv auswirken sollen. Der CO2-Pro-Kopf-Verbrauch kann es schon mal nicht sein; der liegt in Deutschland um 10 Prozent niedriger.