Billig Atomstrom produziert

Bei der Produktion von Atomstrom entsteht Abfall: leicht radioaktive Bauelemente und Werkzeuge, gering verstrahlte Kleidung und natürlich die abgebrannten Brennstäbe, welche auch noch in etlichen Tausend Jahren stark radioaktive Strahlung abgeben werden. Wohin damit? Nun, das ist seit Anbeginn der Kernkraftwerke ein großes ungelöstes Problem. Zunächst einmal wird der angefallene Atommüll auf lokalen „Müllplätzen“ zwischengelagert. Diese Zwischenlager befinden sich stets direkt auf den Geländen der Atomkraftwerke. Doch dieser Platz ist begrenzt und irgendwann muss der verstrahlte Müll auch endgültig entsorgt werden.

Ebenso hohe Kosten entstehen bei der Wiederaufbereitung von Brennstäben. Auch die Entwicklung von alternativen Reaktorsystemen gibt es nicht zum Nulltarif. Die Atomstromindustrie beharrt jedoch seit Jahren darauf, dass gerade der Atomstrom die preisgünstigste Methode sei, Strom zu produzieren. Dabei wird allerdings verschwiegen, dass gerader der Steuerzahler seit Jahrzehnten den günstigen Atomstrom an jeder Ecke mit finanziert. Vielle Milliarden Euro an Steuergeldern fließen jährlich in Richtung Kernkraftwerke und deren Betreiber. Der Steuerzahler finanziert nicht nur all die vielen Sonderausgaben sondern sorgt auch für die stromhungrige Industrie, billigen Atomstrom beziehen zu können – gefördert durch Steuern.

„Atomstrom ist günstig!“ Falsch!

Thema Forschungsreaktoren
Für das Jahr 2007 wurden 6,25 Milliarden Euro an Bundesmitteln für Testanlagen in Jülich, Geesthacht und in den Zentren der Helmholtz-Gesellschaft in Berlin und München vergeben. Erforscht werden (neue) Sicherheitsstandards. Im Jahr 2008 sind es weitere 61 Millionen Euro.

Bis in das Jahr 2007 waren das 6,25 Milliarden Euro Bundesmittel, im Jahr 2008 kommen noch weitere 61 Millionen dazu. Auch die Zerlegung und Entsorgung dieser Forschungsreaktoren werden durch Steuern bezahlt. Bis ins Jahr 2008 sind es 207 Millionen Euro und für die zukünftigen Jahre wird mit weiteren 590 Millionen Euro gerechnet.

Thema Alternative Reaktorsysteme
Fall 1: Hochtemperaturreaktor in Hamm-Uentrop. Nach 500 Tagen Dauerlauf gab es große Probleme im Regelbetrieb. Der Reaktor wurde still gelegt. Kosten für Bund und Land ca. 1,8 Milliarden Euro.
Fall 2: Natururan-Reaktor in Niederaichbach. 1973 war der Reaktor ein ganzes Jahr in Betrieb. Danach wurde er still gelegt. 1994 wurde er mit 135 Millionen Euro Steuergeldern abgerissen.
Fall 3: Schneller Brüter in Kalkar. Der Reaktor ging nie ans Netz. 2,2 Milliarden Euro an Steuergeldern wurden für den Reaktor verbraucht und 76 Millionen Euro für Lagerung und Entsorgung der Brennelemente.

Thema Wiederaufbereitung von Kernelementen
In der Forschungs- und Versuchswiederaufbereitungsanlage in Karlsruhe wurden bis 1990 Brennelemente aufbereitet. Seit der Stilllegung explodieren die Kosten. Geschätzt werden sie auf 2,6 Milliarden Euro (inklusive der Endlagerung). 511 Millionen Euro davon übernimmt die Industrie.

Thema Endlagerung
Das ostdeutsche Endlager Morsleben diente nach der Wende für die Stromversorger als preisgünstiges Endlager für tausende Tonnen Atommüll: für 100 Millionen Euro. Nach wenigen Jahren stellte sich heraus, dass der alte Salzstock löchrig und porös erscheint. Den Steuerzahler kostete dieser leichtsinnige „Spass“ 2,2 Milliarden Euro – nur damit die Grube sicher verschlossen werden konnte.
Das Forschungsendlager Asse ist ebenso ein Problemfall. Es tropft Wasser durch alle Ritzen. Die Helmholtzgesellschaft hat die Grube übernommen und schätzt die Kosten auf 850 Millionen Euro. Es ist dabei noch nicht sicher, ob noch weitere Kosten auflaufen, da der Salzstock nicht als die ultimative Lösung für ein Endlager sicher ist.
Der größte Kostenfaktor entstanden bei Endlager in Gorleben. Geschätzt werden sie auf 1,77 Milliarden Euro. 12 Prozent der Kosten übernimmt der Bund (212 Millionen Euro). Hinzu kommt eine Einmahlzahlung an das Land Niedersachsen mit 422 Millionen Euro.

Thema Rücklagen
Die Betreiber müssen für die Endlagerung des Atommülls Rücklagen bilden. Dies sind derzeit ca. 27 Milliarden Euro. Diese Rücklagen sind allerdings steuerfrei. Dem Staat entgehen dadurch Steuern in Höhe von 8,2 Milliarden Euro.

Kosten über Kosten

Der Bundeshaushalt für 2009 (Entwurf) sieht für das Bundesumeltministerium Gesamtausgaben von 1,3 Milliarden Euro vor. Davon entfallen ca. 600 Millionen Euro direkt auf das BMU. Die restlichen 720 Millionen Euro entfallen auf den Posten Reaktorsicherheit. Der Bund gibt dagegen nur 240 Millionen Euro für die Förderung von Einzelmaßnah­men zur Nutzung erneuerbarer Energien in einem Marktanreizprogramm aus.
Der Steuerzahler übernimmt beim Thema Atomstrom und Entsorgungskosten den Löwenanteil:

  • Forschungsreaktoren: ca. 7 Milliarden Euro
  • alternative Reaktorsysteme: ca. 4,2 Milliarden Euro
  • Wiederaufbereitung: ca. 2,1 Milliarden Euro
  • Endlagerung: ca. 3,5 Milliarden Euro
  • Rücklagen: Verluste aus Steuern von ca. 8,2 Milliarden Euro

Unter diesen Bedinungen ist es verständlich, dass die Industrie den Atomstrom gern als die kostengünstige Alternative anpreist. In den letzten Jahren hat sich der Steuerzahler mit 25 Milliarden Euro am Atomstrom beteiligt – weitere Kosten in der Zukunft noch nicht eingerechnet. Im Gegenzug erhält der Kunde von den Energieunternehmen einen relativ günstigen Strompreis. Das Unberechenbare am Atomstrom ist allerdings immer noch das ungelöste Problem mit der Endlagerung. Diese Problematik wird von den Unternehmen gern ausgeblendet bzw. verharmlost. Wir überlassen die strahlende Fracht unseren Nachfahren. Die Atomstromindustrie ist fein raus. Diese hat einmalige Kosten von wenigen Hundert Millionen Euro gezahlt; den Rest darf der Steuerzahler übernehmen und dies über mehrere Jahrtausende.

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