Was die Griechen wirklich retten würde

Ein paar Milliarden Euro hier, ein paar Milliarden Euro dort. Wenn es um die Rettung Griechenlands geht, erreichen die Darlehen ebenso schwindelerregende Höhen wie die Sparmaßnahmen. Es wird sinnfrei mit Geld um sich geschmissen, in der Hoffnung dadurch das Problem der bankrotten Griechen möglichst schnell vom Tisch zu bekommen. Doch Geld alleine rettet weder die Griechen noch Griechenland selbst. Es müssten tief verwurzelte Strukturen und Denkweisen verändert werden. Dies schafft man nur mit radikalen Methoden. Davor scheut sich jedoch die griechische Regierung ebenso wie die Europäische Gemeinschaft.

Wolfgang Schäuble hatte unlängst auf einer Pressekonferenz einen bunten Strauß von Maßnahmen genannt: Gesundheitssektor, Kommunalverwaltung, Steuerverwaltung, Rentenreform, Verbesserung bei der Zuverlässigkeit statistischer Daten, Finanzsektorregulierung, Arbeitsmarktreformen, wachstumsfördernde Maßnahmen. Ob nun Schuldenschnitt oder Schuldenerlass; die griechischen Problem waren vor der Krise die selben wie sie nach dem Schuldenabbau sein werden. Das Land und seine geistige Haltung muss sich ändern.

Über Jahrhunderte wurde das Land regiert von der türkischen Oligarchie („Herrschaft von wenigen“). Daraus entwickelte sich die korrupte Haltung der Griechen. Das einzige was zählt, ist der eigene Vorteil. Dies ist in einer Oligarchie nicht weiter verwunderlich. Schließlich wird man von oben herab regiert, hat keine Mitspracherechte und man sieht auch keine Notwendigkeit, „denen da oben“ etwas zurück zu geben. So hat der Grieche es noch nie als notwendig angesehen, Steuern zu zahlen. Selbst für kommunale Projekte ist der Grieche nicht zu begeistern, außer natürlich er profitiert selber von den Veränderungen.

Diese äußerst oberflächliche und egoistische Grundhaltung spiegelt sich in der ganzen Gesellschaft wieder: Tust Du mir nichts, tu ich Dir nichts. Es gibt daher kein nennenswertes Vereinswesen. Selbst das Gemeinwesen ist nicht weit verbreitet. Den einzigen wahren Zusammenhalt  gibt es innerhalb der Familie. Alles andere ist dem Griechen reichlich egal. Denn er profitiert davon nicht.
Die Aufnahme in die griechische Gemeinschaft war für die Griechen kein sonderlicher Glücksfall. Denn die Griechen und selbst die griechische Regierung denken und handeln anders als der gewöhnliche Europäer. Es sind eben Griechen. Wenn nun also abermals Schulden erlassen und neue Kredite gewährt werden, so ändert sich dadurch keinesfalls die Lage im Land. Denk man bedenke: es gibt keine profitablen Aussichten an den Maßnahmen.

Was würde den Griechen wirklichen helfen?

Die Antwort ist so knapp wie brutal: Sanktionen, die von einem dritten Bündnispartner auferlegt werden. Beispiele für ein solches Vorgehen gibt es viele. Beispielsweise die Besetzung Westdeutschlands durch die Alliierten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Oder auch die Übernahme der Kontrolle Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung durch westdeutsche Beamte und Unternehmer. Beide geschichtlichen Wendepunkte wären anders verlaufen, wäre der äußere Druck nicht vorhanden gewesen. Denn von alleine ändert eine Person oder eine Regierung nicht ihre Haltung. Geld alleine schafft hier schon gleich gar keine Veränderung, weil Geld nur das Spiel auf Zeit verlängert.

Griechenland müsste massenweise mit europäischen Funktionären und Beamten besetzt werden – von der obersten bis zur kleinsten Stufe. Diese dritte Macht im Lande müsste zudem mit schonungsloser Härte die nötigen Reformen voran treiben. Dabei wäre nicht auszuschließen, dass es Proteste und Widerstände geben könnte. Dies müsste man jedoch in Kauf nehmen. Dieser Veränderungsprozess wäre auch keine Angelegenheit von ein oder zwei Jahren. Doch mit einem vernünftigen Management könnte man dem Land langfristig aus seiner eigenen Krise helfen. Wenn dabei noch die richtige Ansprache gefunden wird, ist auch der Grieche für Veränderungen zu gewinnen.

Ein Ausschluss Griechenlands aus der europäischen Gemeinschaft wäre das falsche Signal. Zudem würde sich die Lage im Land dadurch nur noch verschlimmern. Die griechische Regierung kann die Probleme nicht alleine bewältigen. Sie benötigt Schützenhilfe von außen. Ein Stabilitätspakt, Rettungsschirm oder Blanko-Darlehen ist dabei nur Augenwischerei. Die Europäische Regierung handelt fast so wie ein Oligarch: Hier ist mein Geld, macht was draus. Aber wehe ihr verplemperts.

Manchmal sind die unbequemen Wege die erfolgreicheren. Nur politisch lässt sich so etwas schlecht verkaufen. Schließlich wäre es ein langwieriger Prozess ohne große sichtbaren Veränderungen. Da wirkt ein Stabilitätspakt schon eher wie die heilsame Wunderspritze. Einmal kurz piksen und morgen sind die „Schmerzen“ wieder vergessen. Schön wär’s.

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