Tipp: „Das Betriebssystem neu installieren.“

Wer Probleme beim Installieren von Software hat oder wem das Betriebssystem mal wieder „um die Ohren fliegt“, der findet Rat in Internetforen oder bei Freunden. Doch Freunde sind nicht immer zur Stelle oder sind selten selbst überfragt. Viele Probleme mit Software sind zu speziell, als dass man immer einen guten Rat parat haben könnte. So sucht man also meist – mit detektivischer  Spürnase – im Internet nach der passenden Lösung. Der Weg führt dabei unweigerlich in irgendwelche Software-Foren, wo sich Gleichgesinnte treffen.

Wer sich in das Getümmel eines Software-Forums stürzt, wird feststellen, dass sich dort neben Nerds auch jede Menge Newbies tummeln. Nicht selten münden Diskussionen in einem Kleinkrieg zwischen Nichtwissen und Göttertum. Die einen wissen zu wenig, um vernünftige Lösungsansätze geben zu können. Und die anderen halten sich nicht selten für etwas Besseres, und zeigen dies in ihrem Verhalten auch dementsprechend.
Dem Suchenden hilft dies natürlich alles nichts, denn er/sie möchte nur wieder sein/ihr Betriebssystem oder die Software wieder zum Laufen bekommen. Als quält man sich durch einen Berg von Antworten und filtert Unwichtiges von Brauchbarem. Und hier beginnt das Skurrile. Die einen geben den allgemeinen Rat, die letzte Aktion rückgängig zu machen, also die zuletzt installierte Software wieder zu deinstallieren. Die anderen gehen gleich in die Tiefe und geben Tipps für die Bearbeitung der Registry (eine in Windows integrierte Datenbank, in welcher fast alle Einstellungen gespeichert sind). Unbedarfte können allerdings mit einer falschen Einstellung in der Registry das System erst recht gegen die Wand fahren.

Welchem Rat man auch folgt, er könnte der letzte sein, mit welchem man sein System im „lebenden“ Zustand gesehen hat. Dass bei den Fragen und Problemen das Betriebssystem Windows einen der vorderen Plätze belegt, nicht allein an der massigen Verbreitung. Auf ca. 85 Prozent der Rechner arbeitet eines der Betriebssystemversionen aus Redmond. Ein weiterer Grund ist, dass Windows auch von vielen unbedarften Benutzern eingesetzt wird. Da wird hier etwas an der Registry geändert, weil es in einer „Fachzeitschrift“ als der ultimative Tipp gehandelt wurde. Da wird an einer anderen Stelle blind eine Fremdsoftware installiert, ohne sich über Zweck und Herkunft zu informieren. Und schwupps hat man einen Bock geschossen und irgend etwas funktioniert nicht mehr. Windows ist darüber hinaus auch äußerst fehleranfällig, was eine falsche Konfiguration oder einen falschen Treiber betrifft.
Doch was macht man, wenn das Start-Symbol (unten links) nicht mehr erscheint? Oder wie verhält man sich, wenn das Betriebssystem aus unerfindlichen Gründen mehr als fünf Minuten zum Starten benötigt? An dieser Stelle sind wir wieder bei den Tipps aus den Internetforen. Die offensichtlich goldene Regel lautet äußerst oft: wenn gar nichts mehr geht, sollte man das System neu installieren. Das macht man auch liebend gern. Private Daten sichern,  ein grobes Dutzend Software neu installieren und alles wieder einrichten. Da kann schon mal ein halber bis ganzer Tag drauf gehen. Wenn man eh nichts zu tun, mag dies noch vertretbar sein. Doch wer neben seiner Freizeit auch noch einer Arbeit nach geht, hat weder den Nerv noch die Zeit, das System neu zu installieren.

Ich habe in vielen Internetforen den Ratschlag gelesen, dass man doch Windows neu installieren soll. Herzlichen Dank, aber mit dieser Hilfe ist keinem geholfen. Meist stammen solche Tipps von unerfahrenen Nutzern, welche ihr System selber schon mehrfach totkonfiguriert haben und es wahrscheinlich immer wieder tun werden. Je mehr man verstellt und an den Einstellungen „rumspielt“, desto größer wird die Gefahr eines Crashs.
Man kann die Problematik noch mehr aufheizen, in dem man einen Systemvergleich macht. In Linux- und Mac-Foren sieht man diesen Tipp äußerst selten. Ein Linux-Nutzer ist entweder bewusst selbst schuld, wenn das System Fehler macht. Oder er kann sich auch wieder selbst aus der Misere retten. Beim Mac-System ist die Lage noch viel entspannter. Eine Fehlkonfiguration ist dort so gut wie ausgeschlossen. Auch „wilde“ Treiber, welche das komplette System lahm legen können, findet man dort nur im Promillebereich. Wer hingegen Windows nutzt, der muss sich wohl auch den Tipp gefallen lassen, dass man im schlimmsten aller Fälle das System neu aufspielen muss.

Eine weitere Möglichkeit bietet der offizielle Support der Software-Hersteller. Die Zeitschrift c’t aus dem Heise-Verlag startet bis Sonntag, den 27.9. eine Leserbefragung. Dort wird nach „Anwendererfahrungen mit dem Support für Software“ gefragt. Aus Erfahrungen weiß man allerdings, dass die Antwortren meist allgemein ausfallen. Bei kleinen Anwendungsfehlern kann der offizielle Support sicherlich eine adäquate Lösung sein. Doch wenn nach dem Installieren des Treibers XY plötzlich der Bluescreen einen begrüßt, so ist in den meisten Fällen auch der Hersteller überfragt. Zu unterschiedlich sind die persönlichen Konfigurationen und zu individuell die einzelnen Fehlerszenarien, als dass all diese Fälle in einer Support-Datenbank gespeichert sein können.

Am Ende bleibt doch meist nur, das Betriebssystem neu zu installieren 😉

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Ein Kommentar

  1. Der Tipp Windows neu zu installieren ist ungefähr so als würde man jemandem mit einer Autopanne raten das Auto zu verschrotten. Gut, auch das kommt vor aber es zeigt doch im wesentlichen nur eines: Der Ratgebende hat keine Ahnung worin das Problem besteht. Ist ja nicht so schlimm, niemand weiß alles, aber warum meint er dann dennoch einen Rat geben zu müssen? „Einfach mal die Fresse halten“ wäre hier sehr viel angebrachter.
    Mein Arbeitsplat-PC, an dem ich täglich arbeite und auf dem seeehr viel Software installiert ist läuft seit 2004 mit Windows XP. Doch den Wichtigtuern und „Neu-Installieren-Ratgebern“ würde dazu wahrscheinlich nur einfallen: Na dann wird´s aber mal Zeit – zum Neuinstallieren!

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