T-Mobile macht es vor, wie man es nicht machen sollte. Man verbummelt durch undichte Stellen im System Daten von 17 Millionen Kunden. 17 Millionen Namen, Adressen und Telefonnummern fein säuberlich auf einer CD-ROM gespeichert. Da bekommt jedes Fremdunternehmen feuchte Träume. Nun rudert man reflexartig zurück und gelobt Besserung. Gleichzeitig startet man ein teures Wechselangebot: jeder Kunde kann sich kostenfrei eine neue Nummer geben lassen.
Doch T-Mobile kämpft nicht alleine gegen den Datenverlust. Über all dort wo massenweise (Kunden)-Daten gespeichert werden, ist auch der Datenverlust nicht weit. Irgendwo im System gibt es immer mal wieder eine Lücke, wo man ungehindert und vielleicht auch unkontrolliert die Daten abgreifen kann. Ärgerlich und peinlich zugleich ist es natürlich, wenn bspw. ein gewöhnlicher Call-Center-Mitarbeiter an den kompletten Kundenstamm gerät. Doch spätestens beim Datenbank-Administrator ist wieder der Vollzugriff auf die Daten möglich. Die Lüge von den sicheren Daten wird sich wahrscheinlich noch lange halten.
Doch wozu speichern Unternehmen so viele Daten und behalten diese auf so lange Zeit? Ganz einfach: das Controlling, also die betriebswirtschaftliche Verwaltung, möchte alle nur denkbaren Auswertungen machen können. Wie hoch ist der Durchschnittsverdienst pro Kunde? Wann ist der umsatzstärkste Monat? Welche Kunden sind am kostenintensivsten? Und dann natürlich jegliche personenbezogenen Auswertungen, um spezifische Werbung an den Kunden zu richten. Dazu braucht es Daten – jede Menge. Das Speichern kostet einen Bruchteil dessen, was man an der Auswertung verdienen kann. Dies ist die goldene Seite der Medaille.
Durch einen Datenverlust leidet hingegen das Image der Firma und Kunden wandern im schlimmsten Fall ab zur Konkurrenz. Lange Zeit hat man diese dunkle Seite der Medaille ausgeblendet, fast so nach dem Motto „der dumme Kunde wird es hoffentlich schnell wieder vergessen haben“. Doch ich denke die Zeit hat sich gewandelt. Das Thema Datenschutz und Schutz der Privatsphäre gewinnt wieder an Bedeutung. Daher wird auch der Datenschutz nun für die Firmen wichtiger. Und hier kommt meine Idee, mit welcher sich die Firmen derzeit am stärksten profilieren könnten:
die strikte Einhaltung des Datenschutzes als entscheidender Wettbewerbsvorteil
Doch bei der Ausführung sollte man es nicht dabei belassen, einen weiteren Überwachungsposten zu schaffen. Das oberste Credo sollte sein: nur so viel speichern wie unbedingt nötig. Denn bis dato galt immer der Vorsatz: so viel speichern wie möglich. Die Idee im Einzelnen:
- Daten, welche für steuerliche oder juristische Zwecke nicht mehr benötigt werden, werden umgehend gelöscht.
- Es werden keine Umsatzauswertungen zum einzelnen Kunden oder ganzen Kundengruppen gemacht.
- Die Werbung bezieht sich auf allgemeine Angebote – sofern überhaupt Werbung gemacht wird.
Nun wirkt diese Idee auf ein Unternehmen nicht sonderlich marktfördernd. Man würde gegenüber der Konkurrenz Verluste machen. Doch was wäre, wenn man mit diesen Grundsätzen Werbung machen würde? Man verteuert die eigene Leistung gegenüber der Konkurrenz um 3 Prozent und betreibt stattdessen einen absolut regiden Datenschutz. Ich denke mir, vielen Kunden wären die 3 Prozent höheren Preise egal ,sofern sie sich bei dem Unternehmen mit ihren Daten sicher fühlen können. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal könnte man echte Gewinne machen.
Doch bis es soweit kommt, müssen wir uns wohl noch an viele weitere Datenverluste gewöhnen. Und in den Unternehmen muss ein Umdenken statt finden: Total-Controlling contra Minimal-Speicherung.