YouTube, MyVideo, Sevenload und andere leben vom Internet und sind fürs Internet entwickelt (worden). Ihre Akteure suchen im weltweiten Netz Raum für persönliche Entfaltung und Präsentation. Kaum einer achtet dabei auf Stil und Qualität – auch der Inhalt ist meist nebensächlich.
Der Idee folgt der Erfolg.
Es hat nicht lange gedauert bis Senderkonzerne sich an solchen Videoportalen finanziell beteiligt haben. Anfangs wollte man damit nur die sendereigenen Internetauftritte bereichern. Wenig später erkannte man den zunehmenden Erfolg und dachte an die Verlagerung ins eigene TV-Programm. Dies war der Anfang und das Ende dieser lustig-peinlich-skurrilen Privatvideos.
Kopie != Erfolg
Was im Internet gut funktioniert, muss sich nicht auf andere Medien problemlos übertragen lassen. Es gab zum Beispiel schon öfters den Versuch, gewisse Teile des Internets über das TV-Gerät dem Benutzer nahe zu bringen. Funktioniert hat es nie; technische Probleme sind dabei nur ein Teilaspekt. So mussten beispielsweise Job-Portale vorschnell wieder ihre TV-Kanäle schließen. Arbeitsuchende gehen nun einmal viel lieber über den PC im Internet suchen, als sich Laufticker und wiederholende Informationssendungen im Fernsehen anzuschauen.
Das Fernsehen hat andere Maßstäbe.
Die TV-Konzerne haben schon mehrmals „HomeVideo“- Sendungen ins Programm gemischt, einfach gestrickte und qualitativ eher magere Videoaufnahmen, verwackelt abgefilmt. Schon damals galt das Zielpublikum als begrenzt. Und wären die teilweise bedeutungslosen Filmschnipsel nicht noch mit fetziger Musik und frechen Kommentaren unterlegt, würde sich gar kein Zuschauer dafür interessieren.
Auf MyVideo und Co. eingestellte Videos sind zum großen Teil mit dem Handy oder der Webcam gefilmt. Qualitativ liegen die Filmchen am unteren Ende der zumutbaren Grenze. Die Größe liegt meist bei bescheidenen 480*360 Pixel; manchmal leicht darüber, oftmals sogar noch darunter. Werden solche Minifilmchen im Fernsehen über die volle PAL-Größe (768* 576 Pixel) ausgestrahlt, bleibt meist nur verwaschener Pixelbrei übrig.
Im Internet stört dies niemanden. Ganz im Gegenteil. Die privaten Aufnehmen leben gerade davon, dass sie nicht professionell wirken. Und da gehört eine verminderte Filmgröße einfach mit dazu. Im Fernsehen wirkt so etwas allerdings latent billig.
Zurück ins Internet.
Die Halbwertzeit der MyVideo-Show liegt bei eventuell drei oder vier Sendungen. Danach wird sie wieder in der Versenkung verschwinden. Die Zuschauer wollen echte Authentizität, wenn sie sich Mini-Videos mit zweifelhaftem oder eindeutigem Inhalt anschauen. Diese fehlt allerdings im Fernsehen. Vieles kann nicht, noch mehr darf gar nicht gesendet werden. Wo bleibt da der Reiz für ins Fernsehen adaptierte My-Videos?