Martin Sonneborn bei Zimmer Frei

Vor Wochen wurde eine Sendung für Staffel „Zimmer frei“ beim WDR aufgezeichnet, welche beim Westdeutschen Rundfunk für dezente Aufregung gesorgt hatte. Ursprünglich war die Ausstrahlung in der normalen Zeit am Sonntagabend geplant. Doch beim WDR entschied man sich dafür, die Sendung vorerst im Giftschrank verschwinden zu lassen. Die Aufzeichnung mit Herrn Sonneborn als Gast entsprach nicht den Qualitätsansprüchen des WDR. Nun wurde sie doch noch gezeigt, gestern Nacht (21.10. um 0:15 Uhr).

War die Sendung wirklich so schlecht, dass sie dem allgemeinen Publikum sonntagsabends nicht zugemutet werden konnte? Mitnichten. Sie war qualitativ auch nicht schlechter als sonst. Sie zeigte nur eines: die beiden „Gastgeber“ Christine Westermann und Götz Alsmann waren hoffnungslos überfordert mit einem Gast, der nicht exakt den Anweisungen und Vorstellungen einer redaktionell vorbereiteten Sendung folgte. Christine Westermann ist eigentlich als ausgebildete Redakteurin bekannt für ihre Schlagfertigkeit. Doch die Frau ist mittlerweile in die Jahre gekommen und kann die Sendung nur noch durchhalten, in dem sie Fragen von Pappschildern abliest. Auf spontane Gegebenheiten reagieren, fällt ihr bedeutend schwer. Und genau diese Schwäche hat Herr Sonneborn schonungslos ausgenutzt.

Nicht selten hat Herr Sonneborn Bezug zu seiner „politischen“ Arbeit als Politiker genommen. Er ist Bundesvorsitzender der „Partei„. So heißt eben jene Partei, deren Wahlprogramm er nicht nur verfolgt sondern auch vertritt. Und eben jene „Partei“ hat er nicht nur einmal in der Sendung „Zimmer frei“ erwähnt. Das passte wohl nicht den beiden Gastgebern und auch nicht der Redaktion. Aber man hätte den Mann mit seinen eigenen ironischen Waffen schlagen können. Wäre man nur schlagfertig gegen ihn vorgegangen. Aber wer mal Chefredakteur des Magazins „Titanic“ war, ist eben keine einfach zu knackende Nuss.
Doch eben jene Schlagfertigkeit suchte man in der Sendung mit dem Gast Sonneborn vergebens. Selbst der sonst äußerst wortgewandte Götz Alsmann kam nicht in Fahrt. Im lagen die kleinen Unterhaltungen wie dicke Backsteine im Magen. Nur ganz selten erkannte er die spitzen ironischen Witze von Herrn Sonneborn. Christine Westermann hingegen suchte nicht nur nach dem roten Faden auf den ihr gezeigten Tafeln sondern auch nach den Witzen, welche ihr zugespielt wurden: „War das jetzt schon wieder ironisch gemeint Herr Sonneborn?

Wie schnell eine durchgeplante Sendung aus dem Ruder laufen kann, bewies der Auftritt von Herr Sonneborn bestens. Wenn ein Gast mal nicht dauergrinsend auf seinem Stuhl sitzt und über sein neues Buch oder den abgedrehten Film erzählt, dann sind die beiden Gastgeber (Westermann und Alsmann) ganz schnell aufgeschmissen. Man könnte überspitzt auch behaupten, dass Herr Sonneborn den beiden intellektuell überlegen war.
Diese geistige Überlegenheit des Gastes war dem WDR wohl auch Grund genug, die Sendung nicht wie geplant auszustrahlen. Denn offensichtlich traut man dem sonntäglichen Zuschauer am späten Abend nicht so große kognitive Fähigkeiten zu.

Bravo Herr Sonneborn für ihren Auftritt. Ein Artikel im Magazin „Titanic“ hätte nicht besser geschrieben sein können wie diese Sendung. Ein Armutszeugnis für die beiden Gastgeber Christine Westermann und Götz Alsmann, deren Spontanität und Proportionalität in den 500 Sendungen „Zimmer frei“ stark gelitten hat.

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