Loveparade – hopsa hopsa tralala – mit Todesfolge

Heute am Samstag, den 24. Juli 2010, findet in Duisburg die gefühlte 50. Loveparade statt. Nachdem im letzten Jahr die Loveparade wegen fehlender Sponsoren eine Pause einlegen musste, wird dieses Jahr wieder richtig abgefeiert. So zumindest haben es die Macher der Megaveranstaltung verkündet. Das Motto der 19. Loveparade in Duisburg lautet „The Art of Love. Hauptsponsor in diesem Jahr ist die Fitnesskette McFit.

Im WDR (von 1Live aufgezeichnet) und auch im Internet (als Livestream gesendet) kann man sich die feiernde Masse ansehen. Die Parade und die Abschlussveranstaltung finden auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs (nahe dem Hauptbahnhof) statt. Die insgesamt 15 Floats werden ab 14 Uhr im Kreis um eine alte Güterhalle fahren. Super. Früher ging es noch mit Paradewagen durch den Berliner Tiergarten. Heute begnügt man sich damit, dass man ein paar Stunden auf einem Güterbahnhof im Kreis kurven kann. Den Ruhrpottern wird dies egal sein. Hauptsache saufen und laute Musik hören. Eigentlich dürfte die Loveparade gar nicht mehr Parade heißen sondern eher Loveparty. Denn mehr ist es mittlerweile nicht mehr. Parade? Umzug? Alles vergessen und unwichtig.

Die Stimmung ist bombastisch. Die Masse feiert. Könnte man meinen. Wenn man den Sound der TV-Übertragung mal ausblendet, dann erscheint die Veranstaltung wie ein Totentanz. „Art of Love“? Wahrscheinlich wird mal hinterm Güterbahnhof ne Ische geknattert. Dies wird die einzige Art of Love auf der Loveparade sein. Doch zurück zur bombenhaften Stimmung auf dem Güterbahnhof. Hier und da wird mal ein Arsch im Beat gewippt oder mit den Händen hilflos gefuchtelt. 99 Prozent der Teilnehmer stehen allerdings regungslos und teilnahmslos um die Floats herum. Nicht einmal das Feeling eines modernen Woodstock kommt auf. Die Moderatoren von 1Live (WDR) können ihre wahre Begeisterung nicht ganz verbergen. Zwischen den Zeilen lässt der eine oder andere durchsickern, dass diese Parade total fucking ist.

Und was zum Geier sind überhaupt „Floats“? Wenn man die Mallorca-Opfer fragen würde, was Float denn überhaupt heißen würde, würde man im Vollrausch nur „Ficken“ zu hören bekommen. Nun, ein Float ist einfach nur ein Festwagen. Das klingt allerdings dermaßen deutsch und langweilig, dass man es lieber nicht erwähnt. Float hingegen klingt irgendwie flüssig und nach Bewegung. Dies macht es allerdings nicht besser, dass die 15 Floats auf einem leer stehenden Gelände stumpf im Kreis fahren.

Die Veranstalter wünschen sich ca. 1 Million Besucher. Daraus wird wohl nichts, auch wenn am Ende die „offiziellen“ Zahlen von beinahe einer Million tanzender Menschen sprechen werden. Denn auf das Gelände passen nur ca. 500.000 bis 600.000 Menschen (Quelle: EinsLive, Gelände). Macht nichts. Ein Erfolg war und ist die Loveparade jetzt schon. Man muss sich die Totgeburt der ehemals größten Tanzveranstaltung der Welt nur lange genug schön reden.

[Update, 24.7.2010, 20:30 Uhr]
Kurz nach der Veröffentlichung dieses Beitrages kam es zu einer Massenpanik auf einer der Zufahrtswege. Um ca. 17 Uhr stürzten mehre Personen von einer Absperrung vor einer Tunnel. Viele kamen bei dem Sturz wohl ums Leben, dabei löste sich die Massenpanik aus. Nach vorläufigen Angaben kamen 15 Menschen ums Leben und ca. 50 Personen wurden schwer verletzt. Viele mussten reanimiert werden. Augenzeugen hingegen sprechen von weitaus mehr Verletzten.
Das perfide an der ganzen Situation: die Party dauert immer noch an. Die Musik läuft auf voller Lautstärke. Man habe sich, so die Veranstalter im Zusammenspiel mit der Stadt Duisburg, darauf verständigt, die Loveparade nicht sofort beenden zu wollen um keine weitere Massenpanik auszulösen. Ein eigentlich logischer Gedanke. Doch auf der anderen Seite könnte der Veranstalter auch die DJs dazu zwingen, die Musik runter zu pegeln und statt Tanzmusik nur noch lauschige Chill-Out-Musik abzuspielen. Dann würde sich die Party auch ganz langsam – ohne Panik – auflösen.
Wie sagte in einem Bericht ein Teilnehmer treffend: Man kann nicht über eine Million Gäste erwarten, aber dann nur ein Gelände für ca. 300.000 Personen bereit stellen. Wir recht er hat. War dies der Todesstoß für die Loveparade in dieser Form?

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