iPhone- App von der ARD-Tagesschau

Über die Feiertage sorgt eine kleine iPhone-Anwendung für mächtig Wirbel im Medienwald. Die ARD hat ein kleines Tagesschau-App entwickeln lassen, mit welchem sich der komplette Online-Inhalt von der Tagesschau abrufen lässt. Und kaum ist die Anwendung verfügbar, tobt eine wilde Diskussion im Internet über das Für und Wider. Die einen halten es für absolute GEZ-Verschwendung. Die anderen halten es für eine konsequente Weiterentwicklung der Technik. Doch ist die Aufregung wirklich gerechtfertigt?

Klar ist, dass zwischen den Feiertagen die Nachrichtenlage generell etwas dünner ist als sonst und somit jede noch so unwichtige Nachricht tagelang ausgeschlachtet werden muss. Andererseits handelt es sich um eine kleine, relativ unwichtige Anwendung. Die Tagesschau-App für das iPhone ist es eigentlich nicht wert, mehr als zwei Zeilen darüber zu verlieren. Doch da die mediale Aufmerksamkeit immer mehr zu nimmt, wird es an der Zeit, für etwas Aufklärung zu sorgen.

Die Daten für die Tagesschau-App sind bereits vorhanden. Sie werden für die iPhone-Anwendung nicht gesondert generiert. Für die ARD entstehen dadurch also keine Mehrkosten. Die Entwicklung der iPhone-Applikation kann ebenfalls keine Unsummen gekostet haben. Für ein paar Tausend Euro erhält man schon viel Ergebnis. Und wenn die Anwendung fertig produziert ist, halten sich die laufenden Kosten für Änderungen und Anpassungen im vertretbaren Rahmen.
Man muss der ARD auch zugute halten, dass deren Tagesschau-Inhalte bereits seit langer Zeit über einen normalen Browser im Internet abrufbar sind. Wieso also nun ausgerechnet eine kleine iPhone-Anwendung für zusätzliche Kosten sorgen soll, ist reichlich unklar. Und wenn die GEZ-Gegner schon am Meckern sind, dann wird auch gern der technische Fortschritt in Frage gestellt. Sollte es nach manchem“ Kostenjäger“ gehen, so dürfte die ARD auch im Jahr 2010 ihr Programm nur über den analoge Funk verbreitet werden. Wozu Internet, wenn man die Tagesschau auch im Fernsehen kann. Wozu eine iPhone-App, wenn es auch den gewöhnlichen Browser tun würde. Die Öffentlich-Rechtlichen dürfen sich nicht dem technischen Fortschritt anpassen. Sie sollten im technischen Mittelalter verweilen und sich um ihre alte Technik kümmern. Die modernen Medien wie das Internet sind den Privaten überlassen. Schwachsinn!

Nun hat sich auch noch der Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) zu Wort gemeldet: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte mit Gratisangeboten für das iPhone nicht unnötig neue Geschäftsmodelle der privaten Anbieter gefährden.“ Und plötzlich wird aus der ganzen Diskussion ein Schuh d’raus. Es geht wohl nicht sonderlich um die paar Tausend Euro für die neue kostenlose Smartphone-Anwendung de ARD. Vielmehr geht es darum, den privaten Verlagen einen künstlichen Schutzrahmen zu schaffen. Der Axel-Springer-Konzern startete vor ein paar Tagen eine kostenpflichtige iPhone-Anwendung für die BILD-Zeitung. Wie unpassend, dass nun die ARD mit einer kostenfreien Anwendung für Konkurrenz sorgt.

Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) hat in einem Brief an Bernd Neumann gefordert, dass die ARD  sich auf ihren Auftrag zur Grundversorgung beschränken sollte. Wo liegen diese Grenzen? Im Schwarzweiß-Bild der Anfangsjahre des Fernsehens oder auch im Internet? Oder dürfen die Öffentlich-Rechtlichen nur über gewisse Themen berichtet? Wohl kaum.
Haben die privat-finanzierten Verlage Angst, sie könnten ihren kostenpflichtigen Mist nicht mehr verkauft bekommen, wenn die ARD ins selbe Segment drängt? Die Privaten sind größtenteils bekannt dafür, dass ihr selbst ernannter Qualitätsjournalismus nicht unbedingt durch Qualität überzeugt. Und dann gibt es bei den Privaten die Informationen auch nicht umsonst – entweder per Abo oder durch Werbung finanziert. Da kann man auf eine kostenfreie Anwendung von der ARD schon etwas giftig bis hirnleer reagieren.

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