Brennende Autos und randalierende Jugendliche

In Berlin brennt zur Zeit täglich die Luft. Keine Nacht vergeht, in der nicht ein Auto angezündet oder ein Haus mit Farbbeuteln oder Molotowcocktails beschmissen wird. Nicht immer ist klar, gegen wen sich der Zorn richtet oder welche Absichten die Randalierer mit ihren Taten überhaupt verfolgen. Und nicht all zu selten kann man davon ausgehen, dass dadurch auch ein seltsamer Freizeitsport entstanden ist. Es scheint so, als wäre es hipp, cool und auch verdammt „männlich“, wenn man Mülltonnen anzündet, Autos in Brand setzt oder allgemein den kapitalistischen Vermietern einen Stein auf die Fensterscheibe knallt.

Auf der Internetseite www.brennende-autos.de kann man auf einer Karte von Google-Maps sehen, wo überall in Berlin schon ein Auto gebrannt hat. Gleichzeitig wird eine fast penible Statistik darüber geführt, welche Marken dabei betroffen waren. Im Jahr 2009 brannten in Berlin bereits annähernd 300 Autos. Dass dies weit über einem „lustigen“ Level liegt, ist auch dem Staatsschutz klar, der jeden dieser Fälle verfolgt. Doch bislang konnte noch keiner der Täter dingfest gemacht werden.
Die Karte auf www.brennende-autos.de erweckt ein bisschen den Eindruck, als ginge es dabei um eine Art Trophäensammlung. Wer es geschafft hat, ein Auto in Brand zu setzen, kann sich relativ sicher sein in den nächsten Tagen sein „Werk“ auf dieser Internetseite angezeigt zu bekommen. Sieht man darin nur einen informativen Charakter, frage ich mich dennoch, worin die Information bestehen mag. Zur Erkenntnis, dass es in den „Problemvierteln“ häufiger brennt als anderswo, kann man auch ohne diese Karte erlangen.

Die Vandalen zünden allerdings nicht nur Autos an. All zu oft werden auch Gebäude mit Farbbeutel beschmissen oder Fensterscheiben eingeschlagen. Die Taten richten sich dabei mit eindeutiger Tendenz gegen sogenannte „kapitalistische Objekte“. Schon des öfteren wurde bspw. das Carloft am Paul-Lincke-Ufer (Berlin-Kreuzberg) angegriffen. Es handelt sich dabei um einen Neubau, bei welchem sich die Garage und der persönliche Garten auf der entsprechenden Etage befinden. Man fährt mit seinem Auto quasi im Lift bis vor die eigene Haustür. Um die Fragwürdigkeit dieser neuen Wohnidee geht es mir nicht. Allerdings muss man den Bauherren schon eine gehörige Portion Unvernunft und Blauäugigkeit vorwerfen. Wer ein solches „Hassobjekt“ in einem linksautonom geprägtem Viertel baut, darf sich über die Folgen nicht sonderlich wundern. Das Carloft bildet mit der kompletten Umgebung keine harmonische Bindung. Und auch aus sozialer Sicht gibt es wohl mehr Reibungs- als Verbindungspunkte zwischen den Bewohnern des Carlofts und den Anwohnern rund um das Paul-Lincke-Ufer. Und so kommt bzw. kam es, dass nun bereits viele Glasscheiben am Carloft-Gebäude zu Bruch gegangen sind und bereits mehrmals die Fassade mit Farbbeuteln beschmissen wurde.

Doch nicht nur das Carloft ist der antikapitalistischen Gewalt ausgesetzt. Auch in der Dresdner Straße – Teil des ehemaligen Mauerstreifens – haben Kapitalgeber das noch unbebaute Potential entdeckt. In Immobilien zu investieren war schon immer eine lukrative Anlagestrategie. Und so entsteht auch in diesem Gebiet ein Haus neben dem nächsten. Und kaum sind die Fenster eingesetzt, klirrt es in der nächsten Nacht. Es gibt noch viele weitere dieser Problemecken.
Gefährlich wird es allerdings dann, wenn Molotowcocktails zum Einsatz kommen; wie zuletzt am 3.12. auf das Bundeskriminalamt in Treptow. Vier Tage zuvor wurden in Kreuzberg zwei Brandsätzen auf den Parkplatz einer Polizeiwache geworfen. Dabei wurde ein Einsatzfahrzeug beschädigt. Die Liste lässt sich fortsetzen. Die Gewalt der vermutlich linksextremistischen Szene richtet sich eben nicht nur gegen „Kapitalistenschweine“ sondern auch gegen die Staatsmacht.

Nebenbei brennt mal hier und da eine Mülltonne oder ein Abfallberg. Oder es werden wahllos Fensterscheiben von Autos eingeschlagen. Dabei kann man den Eindruck bekommen, dass es mittlerweile viele Trittbrettfahrer gibt, die einfach nur Spaß an Gewalt und Zerstörung haben. Oder es geht um spätpupertäre Mutproben der etwas anderen Art. Dumm und feige sind sie allemal. Denn in keinen der zurückliegenden Fälle wurden Bekennerschreiben oder Anzeichen für die Tätergruppen gefunden. Es geht manchen Idioten – man darf das Wort sicherlich an dieser Stelle verwenden – einzig und allein ums Randalieren, Kaputtmachen und um eine Art von gewalttätiger Macht auszuüben. Ein ständiges Katz- und Mausspiel zwischen Polizei und Gewalttäter.

Sollte die Mehrzahl der Anschläge wirklich auf das Konto von Linksextremisten oder linksradikalen Gruppierung gehen, so muss man gewaltig an deren Verstand zweifeln. Kapital lässt sich nicht durch Steinewerfen und Autos anzünden vertreiben. Notfalls werden schlichtweg die Polizeikontrollen verschärft. Unschöner Nebeneffekt: je mehr Geld der Berliner Senat für die Polizei ausgeben muss, fehlt an anderen Stellen wie bspw. bei Sozialeinrichtungen.
Man darf aber auch die Berliner Regierung nicht unkritisiert lassen. Derzeit scheint man das Problem einfach auszusitzen. Man hofft auf die Arbeit der Polizei und darauf, dass die Welle der Gewalt wieder auf natürliche Weise abnimmt. Man spricht weder mit den Bauherren noch mit Terrororganisationen wie der „Militanten Gruppe“. Die Regierung sollte mehr ihrer Rolle als Verbindungsglied nachkommen. Solange man die Beweggründe der linksorientierten Gewaltgruppen nicht kennt, solange kann man nur vage darüber spekulieren, wie man dem Problem entgegnen kann.

Zusammen gefasst kann man sagen: viele Jugendliche scheinen zunehmend Gefallen daran zu finden, Autos anzuzünden oder Fensterscheiben zu demolieren. Ob dies nun politisch motiviert passiert oder dem puren „Kick“ wegen sei dahin gestellt. Die Polizei unternimmt nicht sonderlich viel; andererseits kann sie in diesem Fall auch nicht viel unternehmen. Und die Berliner Politiker schauen nur achselzuckend zu. Berlins OB Klaus Wowereit sagte man sinngemäß in einem Interview: bei einer Metropole mit 3,5 Millionen Einwohner muss man einen gewissen Level von Gewalt einfach hinnehmen. Solange keine Personen zu schaden kommen …

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