Blubbr.de: Geld versenkt? Meinung zensiert?

Es fing alles an mit einem Beitrag vom 10. Februar 2018 in der Schwäbischen Zeitung. „Bislang blubbern eher Geschäftsmänner“ war die nüchterne Analyse von Anna-Lena Buchmaier. Bis dato kannte ich Blubbr.de noch gar nicht. Ich war allerdings sehr am Thema interessiert. Es begann ein kleiner Recherchemarathon, welcher in einem Online-Kommentar zum Beitrag endete. Dieser Kommentar erschien Tags darauf auch unterhalb des Artikels. Doch zwei Tage später war er wieder verschwunden.

Auf Bubblr.de soll man zukünftig alles finden, was im Landkreis Sigmaringen so abgeht. Veranstaltungskalender, Ausflugstipps, Gewerbeverzeichnis bis hin zu persönlichen Profilen, wo sich die Landkreisler/innen untereinander kennen lernen und Nachrichten schreiben können. Die eierlegende Wollmilchsau in digitaler Form quasi. Oder eine Art Facebook nur für den Landkreis Sigmaringen. Was auch immer der Sinn und Zweck des Portals sein könnte. Es klingt nicht nur reichlich ambitioniert. Es entsteht auch schnell der Eindruck der Überforderung – für alle Beteiligten.

Wie geht man heutzutage vor, wenn man beispielsweise wissen möchte, welche Veranstaltungen im Stadtforum in Bad-Saulgau als nächstes statt finden? Man besucht eine beliebige Suchmaschine und tippt ein „Bad Saulgau Veranstaltungen“. Im Falle von Google findet sich eine  Auswahl bereits auf der Ergebnisseite. Bei Bing stehen ein paar passende Seiten der Stadt Saulgau ganz oben in der Trefferliste. Und bei Blubbr.de? Gibt man dort in das Suchfeld „Bad Saulgau Veranstaltungen“ ein, ist das Ergebnis nicht wirklich befriedigend. Das Interessanteste ist dabei noch eine kleine Liste mit „Highlights“ des aktuellen Monats, auf welcher unter Umständen auch eine Veranstaltung in Bad Saulgau erwähnt sein könnte.

Der Traum vom Nutzer-generierten Inhalt

Wenn es um soziale Medien geht, schwärmen Betreiber immer gern vom sogenannten „user generated content„. So auch Herr Frey, Geschäftsführer der Agentur creaktiv und Betreiber des Blubbr-Portals. In der Schwäbischen Zeitung meinte er, dass die Zielgruppe die Themen vorgeben soll und dass die Nutzer ständig neue Inhalte liefern werden. Da wurde allerdings die Rechnung ohne den Gast gemacht. Denn die spannende Frage ist: Wozu sollen die Nutzer dies tun?

Welchen Benefit erhalte ich, wenn ich bei Blubbr einen Inhalt schreibe? Wo liegt der Vorteil darin, dass ich einerseits meine eigene Webseite pflege und zusätzlich einen Eintrag bei Blubbr aktualisiere? Man kann für ein Onlineportal keine Eigeninitiative der Nutzer erwarten, solange Sinn und Zweck nicht klar sind. Und selbst dann benötigt ein Portal große Attraktivität, damit sowohl aktive Nutzer die Inhalte liefern und passive Nutzer jene auch lesen. Beides vermisse ich bei Blubbr sehr.

Beispiel der fragwürdigen Farbkombinationen

In der jetzigen Form wirkt Blubbr wie ein halb fertiger Imageprospekt über den Landkreis Sigmaringen. Etliche Informationen sind bereits massiv veraltet, stehen dennoch prominent auf Übersichtsseiten. Und die klickbare Landkreiskarte ist in der Bedienung mehr Fluch als Segen. Von gewissen fragwürdigen Farbkombinationen einmal abgesehen. Mintgrüne oder honiggelbe Schrift auf weißem Hintergrund sind optisch ein No-Go und wie man am Beispiel auch erkennen kann, schwer bis gar nicht zu lesen. Dies sind handwerkliche Fehler, welche eigentlich erst gar nicht entstehen dürften.

Technisch steht Blubbr zudem auf relativ wackligen Beinen. Die eingesetzte Javascript-Bibliothek JQuery hat die Version 1.11 und stammt aus dem Jahre 2014. Das Besucher-Tracking Programm Piwik läuft noch in der alten Version 3.0.4 vom Mai 2017. Beide besitzen bekannte Sicherheitslücken und gehören aktualisiert.

In den sozialen Medien findet Blubbr so gut wie gar keine Erwähnung. Auch ansonsten hat „Bubbr.de“ außerhalb der eigenen Plattform keine Bedeutung. Im Google-Index befinden sich derzeit (20.02.2018) magere 558 Seiten. Und dies obwohl das Portal nun bereits fast ein ganzes Jahr online ist. Bei einer Google-Suche nach „Landkreis Sigmaringen“ oder nur „Sigmaringen“ findet sich Blubbr.de nicht unter den ersten 100 Treffern. Jedoch ist die Verbindung von Blubbr zur Agentur creaktiv sehr präsent.

240.000 Euro Fördergelder

Bis zum Sommer 2018 und damit bis zum Ende der Förderperiode kostet das Portal stolze 240.000 Euro. Zusätzlich zu angeblichen Investitionen der Agentur creaktiv. Das damit erreichte Ziel ist jedoch mehr als mager und geradezu beschämend. Ich wäre fast geneigt zu sagen, hier wurden Fördergelder verbrannt. Für 30.000 Blubbr-Portale bekommt man beispielsweise viele Kilometer Tunnel und einen tollen, neuen Bahnhof , welcher täglich von Tausenden von Reisenden benutzt werden wird.

Blubbr ist in der jetzigen Form eine bunte Imagekampagne ohne erkennbaren Nutzwert. Die Besucher werden kurz- sowie langfristig keine eigenen Inhalte einstellen, da der Benefit fehlt. Und selbst Google findet derzeit keinen relevanten Zusammenhang von „Landkreis Sigmaringen“ zum Blubbr-Portal.


All dies hatte ich in Kurzform als Kommentar bei der Schwäbischen Zeitung eingereicht. Zuerst wurde der Kommentar auch frei geschaltet. Doch kurz darauf verschwand er wieder. Eine Nachfrage bei der Redaktion blieb bis heute unbeantwortet. Nur deshalb habe ich mir die Mühe gemacht und diesen Fall ein zweites Mal, in ausführlicher Form, hier nochmals wieder gegeben.

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